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Nimmerklug im Knirpsenland

Nimmerklug im Knirpsenland

Titel: Nimmerklug im Knirpsenland
Autoren: Nikolai Nossow
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verrenkten Fuß geheilt hatte, hüpfte Bums auf diesem Fuß umher.
    Alle erzählten von ihrer Freundschaft mit den Knirpselinen. Selbst Schweigestill, von dem man früher kaum ein Wort vernommen hatte, meinte: „Ehrenwort, Leute, ich wäre früher nicht einmal auf den Gedanken gekommen, daß man mit Knirpselinen ebenso gut Freund sein kann wie mit Knirpserichen.“
    „Du solltest lieber schweigen“, entgegnete Nimmerklug. „Ich habe nicht bemerkt, daß du dich mit jemandem angefreundet hast.“
    „Hast du das denn getan?“ erkundigten sich die Knirpselinen.
    „Ich bin mit Blauäuglein befreundet“, erwiderte Nimmerklug stolz.
    „Das glauben wir dir ja nun gerade“, sagte Pünktchen. „Du hast dich doch sogar mit deinem Freund Joppe verzankt, weil er mit Knirpselinen geredet hat.“
    „Mit Joppe habe ich mich längst wieder versöhnt. Von nun an will ich immer ein guter Freund der Knirpselinen sein.“
    „Weshalb warst du das denn früher nicht?“ fragte Kamilla.
    „Früher war ich sehr dumm. Ich hatte Angst, man würde mich verspotten, wenn ich mich mit Knirpselinen abgebe.“
    „Jetzt wirst du nicht weniger Angst haben“, antwortete Sommersprosse.
    „Nein. Jetzt bin ich klüger geworden. Soll ich dein Freund sein? Wer darüber lacht, kriegt eins auf den Schädel.“
    „Das hat mir gerade noch gefehlt, daß du dich meinetwegen prügelst.“ Sommersprosse lachte. „Dann werde ich mich eben nicht prügeln. Ich werde mich einfach nicht um den Spott kümmern.“ Nimmerklug freundete sich mit Sommersprosse an. Wenn er merkte, daß ein Knirpserieb die Knirpselineo kränkte, ging er zu ihm hin und sagte: „Laß mich das nicht noch ein zweites Mal sehen!“
    Dadurch stieg er in der Achtung der Knirpselinen. Sie sagten, Nimmerklug sei gar kein schlechter Kerl. Die übrigen Knirpseriche beneideten Nimmerklug natürlich um dieses Lob und begannen ebenfalls, die Knirpselinen zu verteidigen. Es wurde in BlumeJlstadt einfach ungebräuchlich, Knirpselinen zu beleidigen. Kam es doch einmal vor, daß ein Knirpserich mit den Fäusten auf eine Knirpseline losging oder ihr eine Beleidigung nachschrie, so wurde er von allen ausgelacht. Man sagte, er sei ein Flegel und ein Tölpel, der nicht einmal die einfachsten Regeln eines guten Benehmens kenne.
    Jetzt jagte niemand mehr die Knirpselinen weg, wenn sie mit den Knirpserichen spielen wollten – im Gegenteil!
    Immerklug hatte bald einen Plan erdacht, wie man in Blumenstadt eine Schilfrohrwasserleitung anlegen und mehrere Springbrunnen bauen konnte – für den Anfang wenigstens in jeder Straße einen. Außerdem schlug er vor, eine Brücke über den Gurkenfluß zu spannen, damit man zu Fuß in den Wald gehen konnte. Die Knirpselineh arbeiteten genauso eifrig wie die Knirpseriche. Vom frühen Morgen bis zum Mittag bauten alle an der Brücke, der Wasserleitung und den Springbrunnen. Nach dem Mittagessen gingen sie spielen – Haschen, Verstecken, Fußball oder Volleyball.
    Nur Nimmerklug nahm selten an den Spielen teil. Er sagte: „Ich habe jetzt keine Zeit zum Spielen. Lesen kann ich mit Müh und Not, aber schreiben nur Druckbuchstaben. Ich muß aber unbedingt schön schreiben lernen. Ich weiß schon selbst, warum.“
    Anstatt mit den übrigen Schlagball oder Fußball zu spielen, bockte Nimmerklug am Tisch und übte lesen. Jeden Tag las er eine Seite, aber schon davon hatte er großen Nutzen. Zuweilen las er sogar zwei Seiten: für heute und für morgen. War er damit fertig, holte er sein Heft und begann zu schreiben. Er schrieb nicht mehr Druck-, sondern Schriftbuchstaben, aber zuerst gerieten sie ihm nicht sehr hübsch. Anfangs standen in seinem Heft nur unförmige Krakel und Kringel, doch er gab sich große Mühe. Allmählich lernte er, schöne Buchstaben zu schreiben – große, das heißt Anfangsbuchstaben und auch kleine. Sehr viel schlechter stand es mit den Klecksen.
    Nimmerklugs Heft war mit Klecksen übersät. Und wenn er einen Klecks gemacht hatte, leckte er ihn jedesmal mit der Zunge auf. Dadurch bekamen seine Kleckse lange Schwänze. Diese geschwänzten Kleckse hatte Nimmerklug Kometen getauft. Fast auf jeder Seite gab es welche. Aber Nimmerklug warf die Flinte nicht ins Korn, denn er wußte: Geduld und Eifer würden ihm helfen, auch die Kometen loszuwerden.
     
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