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Nimmerklug im Knirpsenland

Nimmerklug im Knirpsenland

Titel: Nimmerklug im Knirpsenland
Autoren: Nikolai Nossow
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sich in den Häusern in Sicherheit und lugten aus den Fenstern. Sie glaubten, das hundertköpfige Ungeheuer nähere sich Drachenstadt. Nur Immerklug blieb ruhig mitten auf der Straße stehen.
    Bald sahen alle, daß drei Autos auf die Stadt zu fuhren. Sie hatten die Staubwolke auf der Straße aufgewirbelt. Im ersten lag ein großer, rotbäckiger Apfel, im zweiten eine reife Birne, und das dritte hatte ein halbes Dutzend Pflaumen geladen. Die Autos hielten, und Kringel, Druckknopf und Nagelpiek stiegen aus. Als die Knirpseriebe das sahen, rannten sie aus den Häusern und fielen Kringel, Druckknopf und sogar Nagelpiek um den Hals. Sie fragten die drei nach dem Ungeheuer, und als sie erfuhren, daß überhaupt keins existiere und auch niemals existiert hätte, freuten sie sich schrecklich. „Warum seid ihr denn so lange ausgeblieben?“ fragten sie.
    „Wir haben bei der Obsternte geholfen“, erwiderte Nagelpiek. Weil ausgerechnet Nagelpiek diese Antwort gab, mußten alle lachen.
    „Vielleicht haben die beiden anderen gearbeitet, aber du qist sicher nur über Zäune geklettert und hast Fensterscheiben eingeschlagen“, meinte Hellergeist spöttisch.
    „Aber woher denn!“ Nagelpiek war gekränkt. „Ich habe ebenfalls gearbeitet. Ich bin … äh … sozusagen … umerzogen worden, jawohl!“
    Druckknopf und Kringel bestätigten das. Die Knirpselinen seien mit seiner Arbeit sehr zufrieden und hätten den Drachenstädtern deshalb einen Haufen Äpfel, Birnen und Pflaumen geschenkt. Alle Knirpseriebe freuten sich, denn sie aßen Obst sehr gern.
    Als Kringel erfuhr, daß Immerklug nach Grünstadt wollte, erbot er sich, ihn mit dem Auto hinzubringen.
    Die Drachenstädter schlenderten mit fröhlichen Gesichtern durch die Straßen. Sie freuten sich, weil es kein Ungeheuer gab, weil sich Kringel und Druckknopf wieder eingefunden hatten und besonders, weil Nagelpiek umerzogen worden war. Einige wollten allerdings noch nicht recht daran glauben und beobachteten ihn mißtrauisch, weil sie fürchteten, er könnte wieder anfangen Fensterscheiben einzuwerfen. Nach geraumer Zeit fanden sie Nagelpiek am Fluß. Er wusch seine Kleider.
    „Wozu mußt du dir plötzlich deine Sachen waschen?“ fragten sie ihn.
    „Morgen gehe jch zum Ball“, erklärte Nagelpiek. „Dazu muß ich mich sauber anziehen und mir das Haar kämmen.“
    „In Grünstadt ist Ball?“
    „Allerdings. Kringel und Druckknopf fahren auch hin.“
    „Willst du damit sagen, daß du eingeladen bist?“ fragten die Knirpseriche ungläubig.
    „Was denn sonst.“
    „Na so etwas!“ Die Knirpseriche waren platt.

Unerwartetes Wiedersehen
    Die Ballvorbereitungen waren in vollem Gange. Der Orchesterpavillon und die Zelte standen schon fertig da. Farbenklecks verzierte den Pavillon mit schwungvollen Arabesken, und die übrigen Knirpseriche schmückten die Tanzfläche mit Blumen, bunten Laternen und Fähnchen. Nimmerklug rannte von einem zum anderen und gab mit schallender Stimme seine Befehle. Die Arbeit ging ihm viel zu langsam voran. Zum Glück wußte jeder auch ohne Nimmerklugs Anordnungen, was er zu tun hatte. Jemand kam auf den Gedanken, um die Tanzfläche Bänke aufzustellen, aber es waren keine Bretter vorhanden. Vor Ärger wollte sich Nimmerklug die Haare ausraufen.
    „Ach“, schrie er, „hätten sie nicht mehr Bretter anfahren können! Jetzt sind alle Autos in Drachenstadt. Na los, brecht ein Zelt ab! Daraus machen wir Bänke.“
    „Richtig“, schrie Schnurz und rannte schon mit der Axt in der Hand zum nächsten Zelt.
    „Bist du toll?“ sagte Farbenklecks. „Wir haben die Zelte mit so großer Mühe erbaut und angestrichen, und jetzt sollen sie abgerissen werden?“
    „Das geht dich nichts an“, schrie Schnurz. „Wir brauchen Bänke.“
    „Man kann aber doch nicht das eine abbrechen, um das andere zu bauen.“
    „Was kommandierst du hier herum“, mischte sich Nimmerklug ins Gespräch. „Wer ist hier der Anführer, du oder ich? Wenn ich sage: Abreißen, dann wird abgerissen.“
    Wer weiß, wie dieser Streit ausgegangen wäre, wenn sich nicht plötzlich ein Auto genähert hätte. „Kringel ist wieder da!“ riefen alle erfreut. „Jetzt können wir die Bretter anfahren und brauchen das Zelt nicht abzureißen.“
    Das Auto hielt, und Kringel kletterte heraus. Hinter seinem Rücken tauchte ein zweiter Knirpserieb auf. Alle starrten ihn verwundert an.
    „Das ist ja unser Immerklug!“ rief Doktor Rizinus. „Immerklug ist wieder da!“ jauchzte Schussel.
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