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Nimmerklug im Knirpsenland

Nimmerklug im Knirpsenland

Titel: Nimmerklug im Knirpsenland
Autoren: Nikolai Nossow
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wird sich immer Arbeit für Sie finden: Zäune reparieren, zerbrochene Fenster verglasen …“
    „Gut.“ Nagelpiek nickte.
    „Kommen Sie auch zu unserem Ball?“
    „Darf ich denn?“
    „Warum nicht? Waschen Sie sich nur gründlich, und kämmen Sie sich hübsch die Haare. Wir laden Sie ein.“
    „Gut, ich komme. Danke!“
    Sauertöpfchen gefiel es sehr, daß Nagelpiek so höflich mit ihr sprach und daß er sogar danke sagte. Sie errötete vor Vergnügen, zog Schwalba beiseite und flüsterte: „Es ist gar nicht schwierig, ihn zu erziehen.“
    „Man muß ihn mehr loben“, meinte Schwalba. „Immer wenn er Unfug treibt, muß man ihn ausschelten, und wenn er etwas gut macht, muß er gelobt werden. Außerdem muß man ihm gute Manieren beibringen, er schnupft so häßlich durch die Nase.“ „Dazu kommt seine ungepflegte Redeweise“, ergänzte Sauertöpfchen. „Was sind das für Wörter: Birne, Keile! Wir müssen ihm die häßlichen Ausdrücke allmählich abgewöhnen.“
    Nagelpiek freute sich sehr, daß Sauertöpfchen ihn gelobt hatte, und arbeitete nun noch eifriger.

Nagelpieks Heimkehr
    Weil auch Nagelpiek ausgeblieben war, wagte kein Drachenstädter mehr, nach Grünstadt zu gehen. Es verbreitete sich das Gerücht, das hundertköpfige Ungeheuer würde bald alle Knirpselinen verschlungen haben und dann in Drachenstadt erscheinen, um die Knirpseriche aufzufressen. Die Zeit verging, aber das Ungeheuer zeigte sich nicht; dafür tauchte ein ganz unbekannter Knirpserich in Drachenstadt auf.
    Er erzählte, er sei mit Kameraden in einem Luftballon geflogen und abgesprungen, als der Ballon zu sinken begann. Tief im Urwald sei er gelandet, und seit dieser Zeit streife er durch Wald und Feld, um seine Kameraden zu suchen, die mit dem Luftballon weitergeflogen seien.
    Besonders aufmerksame Leser werden sicherlich schon erraten haben, daß dieser Knirpserich niemand anders war als Immerklug. Statt sorglos nach Hause zurückzukehren, hatte sich Immerklug entschlossen, seine Freunde zu suchen.
    Die Drachenstädter berichteten Immerklug von den Knirpserichcn, die üher Grünstadt abgestürzt waren. Zwei von ihnen seien nach Drachenstadt gekommen, um einen Lötkolben zu holen, und dann mit dem Chauffeur Kringel wieder nach Grünstadt zurückgefahren. Immerklug erkundigte sich näher nach diesen beiden Knirpserichen. Als man ihm sagte, sie hätten beide Lederjacken getragen, erriet er sogleich, daß es Schraubschnell und Schraubstift gewesen waren. Der Schriftsteller Hellergeist bestätigte, daß die Knirpseriche tatsächlich so geheißen hatten.
    Immerklug wollte sich sofort nach Grünstadt begeben und bat, ihm den Weg zu zeigen. Als die Drachenstädter das hörten, wurden sie sehr traurig und sagten, es wäre unmöglich, nach Grünstadt zu gehen, weil es dort ein hundertköpfiges Ungeheuer gebe, das alle Knirpselinen fräße, von den Knirpseriebengar nicht zu reden.
    „Mir ist noch nie ein hundertköpfiges Ungeheuer begegnet“, meinte Immerklug mit ungläubigem Lächeln.
    „Und wer hat unseren Kringel gefressen?“ riefen die Drachenstädter durcheinander. „Wie viele Tage sind schon vergangen, seit er Schraubschnell und Schraubstift nach Grünstadt brachte!“
    „Und wer hat Druckknopf verschlungen?“ fragte einer. „Er ist nach Grünstadt gefahren, um Kringel zu holen, und ebenfalls nicht zurückgekehrt. Was war er für ein tüchtiger Mechaniker!“
    „Und wer hat Nagelpiek zerrissen?“ rief ein anderer. „Nun, um ihn ist es nicht schade, weil er, offen gesagt, unserer Stadt Schande machte, aber jemand muß ihn doch gefressen haben.“
    Immerklug dachte nach. Dann sagte er: „Der Wissenschaft ist von hundertköpfigen Ungeheuern nichts bekannt. Folglich gibt es keine.“
    Hellergeist widersprach: „Wissenschaftlich steht aber auch nicht fest, daß es keine Ungeheuer gibt. Sie können also existieren. Wenn man von einer Sache spricht, muß sie doch vorhanden sein.“
    „Von Hexen spricht man auch“, erwiderte Immerklug.
    „Gibt es denn Ihrer Meinung nach keine Hexen?“ „Natürlich nicht! Lassen Sie doch die Ammenmärchen.“
    Immerklug blieb bei seinem Entschluß, nach Grünstadt zu gehen, wie sehr ihm die Drachenstädter auch abraten mochten. So gaben sie ihm zu essen und zeigten ihm den Weg dorthin. Alle glaubten, er ginge in den sicheren Tod.
    Da tauchte in weiter Ferne eine Staubwolke auf. Sie näherte sich geschwind und wurde immer größer. Die Knirpseriebe rannten in wilder Flucht davon, brachten
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