Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nimm dich in acht

Nimm dich in acht

Titel: Nimm dich in acht
Autoren: Mary Higgins Clark
Vom Netzwerk:
daß Jane Clausen sich mit Hubert March kurzschloß; vielleicht überredete sie ihn sogar, die Polizei einzuschalten. Er war vorgewarnt und wollte mit der halben Million Dollar, die er heute in die Finger bekommen hatte, das Land verlassen, ehe es zu spät war.
    Sogar einen Flug nach St. Thomas hatte er schon reserviert. Von dort aus könnte er zu einer der Inseln Weiterreisen, die kein Auslieferungsabkommen mit den Vereinigten Staaten hatten. So hatte es sein Vater gemacht
    – und er war nie gefaßt worden.
    Eine halbe Million würde ihm einen guten Start in ein neues Leben ermöglichen. Layton wußte das und war entschlossen, dem Land mit dieser Summe in der Tasche den Rücken zu kehren.

    »Du kannst nicht von hier fortgehen, ohne wenigstens noch einmal dein Glück zu versuchen«, sagte einer seiner neuen Freunde zu ihm.
    Doug Layton dachte über die Herausforderung nach und hatte das Gefühl, daß er Glück haben würde. »Na ja, vielleicht eine Partie Blackjack«, willigte er ein.
    Es war erst neun Uhr, als er das Casino verließ. Ohne seine Umgebung wahrzunehmen, ging er zum Strand. Es gab jetzt keine Möglichkeit mehr, an das Geld zu kommen, das er brauchte, das Geld, das er den Kerlen schuldete, die ihn erneut ausgenommen hatten, als sein Glück sich wendete. Für ihn war alles zu Ende. Er wußte, was folgen würde: ein Prozeß wegen Unterschlagung.
    Gefängnis. Oder Schlimmeres.
    Er zog sein Jackett aus und legte seine Uhr und seine Brieftasche darauf. Er hatte mal so etwas gelesen, und es erschien ihm logisch.
    Vor sich hörte er das Tosen der Brandung. Ein steifer, kalter Wind blies über den Ozean, und es herrschte hoher Wellengang. Er fröstelte und fragte sich, wie lange es dauerte, bis man ertrank. Besser, es nicht zu wissen. Das gehörte wohl zu den Dingen, die einem erst klar wurden, wenn man sie tat, wie so vieles im Leben. Vorsichtig stieg er ins Wasser, dann machte er den nächsten, einen größeren Schritt.
    Es ist alles nur Susan Chandlers Schuld, dachte er, als das eiskalte Wasser an seinen Fußknöcheln leckte. Hätte sie sich da rausgehalten, hätte es niemand erfahren, und ich wäre Vorsitzender der Stiftung geworden …
    Er hielt den Atem an, weil ihn so fror, und ging weiter, bis seine Füße keinen Grund mehr berührten. Eine hohe Welle erfaßte ihn, dann noch eine, dann keuchte er, in einer Welt der Kälte und Dunkelheit gefangen, von den Wellen hin und her geschleudert. Doch er versuchte nicht, zu kämpfen.
    Stumm verfluchte er Susan Chandler. Hoffentlich verreckt sie. Das war Douglas Laytons letzter bewußter Gedanke.

    106
    Don Richards erwischte das Flugzeug zum La Guardia Airport nur wenige Minuten vor dem Abflug. Es war kein direkter Flug. Er verwünschte den Aufenthalt in Atlanta, aber daran ließ sich nichts ändern. Sobald die Maschine abgehoben hatte und er das Telefon benutzen durfte, rief er in Susan Chandlers Praxis an.
    »Tut mir leid, Dr. Richards, aber sie hat eine Patientin da und darf nicht gestört werden«, teilte ihm ihre Sekretärin mit. »Ich nehme gern eine Nachricht entgegen und lasse sie ihr da. Ich weiß allerdings, daß nachher noch eine Patientin kommt, also kann sie vielleicht nicht …«
    »Wie lange wird Dr. Chandler im Hause sein?« fragte Don ungeduldig.
    »Sir, sie hat bis sieben Uhr Patienten; vorhin hat sie erwähnt, daß sie danach noch Papierkram erledigen will.«
    »Dann notieren Sie bitte diese Nachricht, genau wie ich sie diktiere: ›Don Richards muß Sie wegen Owen sprechen. Sein Flugzeug landet gegen acht Uhr. Er holt Sie in Ihrer Praxis ab. Warten Sie dort auf ihn.‹«
    »Ich lege sie auf meinen Schreibtisch. Da sieht sie den Zettel auf jeden Fall, Sir«, sagte die Sekretärin frostig.
    Und Susan hätte sie dort auch gefunden, wenn das Telefon nicht verschoben gewesen wäre.
    Die Flugbegleiterin bot Getränke und Snacks an. »Nur Kaffee, bitte«, sagte Don Richards. Er wußte, daß er einen klaren Kopf behalten mußte. Später werden Susan und ich etwas trinken und zu Abend essen, dachte Don. Ich erzähle ihr, was sie wohl schon weiß – daß der Mann, über den die arme Carolyn etwas sagen will, Owen heißt, nicht Win. Seit er den Namen Owen auf beiden Passagierlisten in Susans Wohnung markiert gesehen hatte, ging ihm das im Kopf herum, und er hielt es für die wahrscheinlichste Erklärung.
    Er würde Susan auch sagen – und das war der Grund, warum er so unbedingt nach New York zurückkehren wollte –, daß »Owen«, wer er auch immer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher