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Nimm dich in acht

Nimm dich in acht

Titel: Nimm dich in acht
Autoren: Mary Higgins Clark
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den Knopf für das Foyer, bevor sie schnell zu ihrer Praxis zurückging. Vor Neddas Kanzlei blieb sie stehen und probierte die Tür. Sie war verschlossen.
    Zumindest das hat sich verbessert, dachte sie. Letztlich hatte sie sich doch dagegen entschieden, Nedda zu bitten, heute abend ihren Konferenzraum benutzen zu dürfen. Da sie nur etwa vierhundert Fotos durchsehen mußte, würde sie ihn nicht brauchen.
    Morgen abend, wenn sie Tausende von Fotos von der Gabrielle sortieren mußte, würde es anders aussehen.
    Neddas langer, breiter Tisch wäre ideal, um sie auszubreiten und in Gruppen zu unterteilen. Ich werde Chris Ryan bitten, mir zu helfen, entschied sie. Er hat ein gutes, geübtes Auge.
    Vielleicht wird dieser »Owen« auf mehr als einem Foto zu sehen sein, dachte Susan. Das würde mir die Sache sehr erleichtern.
    Als sie den Empfangsbereich betrat, nahm sie den Fotostapel von Janets Schreibtisch und übersah dabei die Notiz, die Janet unter das Telefon geschoben hatte. Sie ging in ihr Sprechzimmer und spürte, wie still es im Gebäude war. Ihr Herzschlag beschleunigte sich bei dem Gedanken, daß sie endlich das Bild des Mannes zu sehen bekommen würde, der für diese Mordserie verantwortlich war. Warum bin ich so nervös? fragte sie sich, als sie am Besenschrank vorbeikam. Die Tür stand einen Spalt auf, aber da sie beide Hände voll hatte, blieb sie nicht stehen, um ihn zu schließen.
    Als sie die Fotos auf ihren Schreibtisch legte, stieß sie versehentlich gegen die schöne Waterford-Vase, die Alex Wright ihr geschenkt hatte. Die Vase zerbrach auf dem Boden in tausend Stücke. Wie schade, dachte sie, während sie die Glassplitter aufsammelte und in den Papierkorb warf.

    Kein Wunder, daß ich so nervös bin, nach allem, was geschehen ist, dachte sie und legte Anne Ketlers Akte in die unterste Schublade ihres Schreibtischs. Die vergangene Woche war ein Alptraum gewesen. Sie schloß die Schublade ab und steckte den Schlüssel in ihre Jackentasche. Ich befestige ihn später am Schüsselring, entschied sie: Erst mal will ich mir jetzt die Fotos ansehen.
    Wie er wohl aussehen mag? fragte sie sich. Ihr war bewußt, daß es wenig wahrscheinlich war, daß sie ihn kannte. Hoffentlich ist das Foto scharf genug, um der Polizei eine Handhabe zu geben, dachte sie.
    Eine Stunde später hockte sie immer noch über den Fotos und suchte nach dem Bild mit Carolyn Wells. Es muß doch dabei sein, dachte Susan. Sie sagten, sie würden mir jedes Foto einer Frau mit dem Kapitän schicken, das sie haben.
    Immer wieder sah sie sich den zerknüllten Teil des Bildes an, der in Carolyns Papierkorb gelegen hatte, während sie in dem Stapel der vor ihr liegenden Fotos nach dem Gegenstück suchte. Aber wie oft sie die Fotos auch durchging, sie konnte es nicht finden. Das betreffende Foto war einfach nicht dabei.
    »Wo in Gottes Namen kann es sein?« fragte sie laut.
    Ärger und Enttäuschung wallten in ihr auf. »Warum fehlt ausgerechnet dieses eine Foto?«
    »Weil ich es habe, Susan«, ließ sich eine ihr bekannte Stimme vernehmen.
    Susan fuhr herum, und in diesem Augenblick traf sie ein Briefbeschwerer seitlich am Kopf.

    104
    So wie geplant würde er an Susan Chandler die gleiche Prozedur vollziehen wie an all den anderen. Er würde ihr die Arme an die Seiten binden, ihre Beine fesseln und sie verschnüren, so daß sie beim Aufwachen, wenn sie begriff, was geschehen war, ein wenig kämpfen konnte –
    gerade genug, um ihr Hoffnung zu geben, aber zu wenig, um sie zu retten.
    Während er das Seil um ihren schlaffen Körper wickelte, würde er ihr erklären, warum es geschah. Er hatte es den anderen erklärt, und obgleich Susans Tod nicht zu seinem ursprünglichen Plan gehörte, sondern eher eine Frage der Notwendigkeit war, hatte sie es dennoch verdient, zu wissen, daß sie zu einem Teil des Rituals geworden war, das er sich auferlegt hatte, um die Vergehen seiner Stiefmutter zu sühnen.
    Wäre es seine Absicht gewesen, hätte er sie mit dem Briefbeschwerer töten können, aber so hart hatte er nicht zugeschlagen. Der Schlag hatte sie lediglich betäubt, und sie regte sich schon wieder. Sicherlich war sie jetzt klar genug, um zu verstehen, was er ihr zu sagen hatte.
    »Du mußt eins begreifen, Susan«, begann er in vernünftigem Tonfall, »ich hätte dir nie etwas getan, wenn du nicht so ungeschickt gewesen wärst, dich einzumischen. Ja, ich mag dich sogar. Ganz im Ernst. Du bist eine interessante Frau, und sehr gescheit obendrein.
    Aber
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