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Nimm dich in acht

Nimm dich in acht

Titel: Nimm dich in acht
Autoren: Mary Higgins Clark
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paar Zentimeter nach vorn zu schieben. Jetzt spürte sie den Papierkorb an ihrer rechten Seite.
    Der Papierkorb! Das Glas der zerbrochenen Vase lag darin!
    Keuchend warf Susan sich auf die Seite, spürte, wie der Papierkorb umfiel und hörte, wie sie sich die Glassplitter auf dem Boden verteilten. Als sie den Kopf drehte, rollte der Papierkorb weg, und sie versank in Dunkelheit.
    Mit letzter Kraft drehte sie den Kopf hin und her. Ein jäher, scharfer Schmerz durchzuckte sie, als das zackige Glas, das unter ihr lag, die dicke Plastikhülle zerschnitt.
    Blut lief über ihre Schulter, aber sie spürte, daß die Plastikhülle nachgab. Keuchend wälzte sie sich hin und her, hin und her. Blut strömte aus vielen Schnitten, aber sie spürte auch den ersten schwachen Hauch belebender Luft.
    Dort, auf dem Boden in ihrem Sprechzimmer, fand Don Richards sie eine halbe Stunde später. Sie war kaum bei Bewußtsein; ihre Schläfe war blau; ihr Haar blutverklebt; ihr Rücken blutete stark; ihre Arme und Beine waren geschwollen und mit Blutergüssen übersät von dem Kampf mit dem Seil, mit dem Alex sie gefesselt hatte.
    Glassplitter waren überall rings um sie verstreut. Aber sie lebte! Sie lebte!

    110
    Alex Wright wartete am Anlegesteg, als die Valerie am Dienstag morgen in San Blas einlief. Es war acht Uhr. Er hatte New York noch gestern abend verlassen, von Susan Chandlers Praxis aus war er direkt zum Flughafen gefahren. Ob Don Richards, der sie angerufen hatte, um sie zu bitten, auf ihn zu warten, wohl schließlich aufgegeben hatte? Alex hatte das Licht gelöscht, bevor er ging, also mußte Richards angenommen haben, daß sie einfach nicht mehr da war. Höchstwahrscheinlich würde ihre Sekretärin in etwa einer Stunde ihre Leiche finden.
    Viele der Passagiere der Valerie standen an Deck. An Bord eines Schiffes zu sein, wenn es in den Hafen einfuhr, hatte etwas Magisches, dachte er. Obgleich es vielleicht nur ein Symbol war, denn jeder Hafen bedeutete auch das Ende einer Reise.
    Dies würde Dees letzte Reise sein. Sie war seine letzte einsame Lady. Und dann würde er sich auf den Weg nach Rußland machen. Dort hielte er sich auf, wenn man ihn von dem tragischen Tod der beiden Schwestern benachrichtigte, die am Samstag abend seine Gäste gewesen waren. Susan hatte gesagt, man könne ihn bestimmt auf einem der Fotos von Reginas Kreuzfahrt erkennen. Mag sein, dachte er. Aber auf jener Kreuzfahrt hatte er völlig anders ausgesehen. Ob jemand in der Lage wäre, ihn definitiv zu identifizieren? Ich glaube nicht, dachte er zuversichtlich.
    Er sah Dee an Deck. Sie lächelte und winkte ihm zu.
    Oder zeigte sie etwa auf ihn?
    Plötzlich merkte er, daß zwei Männer neben ihm standen und ihn einrahmten. Dann hörte er eine leise, tiefe Stimme: »Sie sind verhaftet, Mr. Wright. Bitte kommen Sie mit, ohne Aufsehen zu erregen.«
    Alex Wright unterdrückte seine Überraschung und wandte sich um. Mit einem Hauch Ironie dachte er, daß dies wohl das Ende seiner Reise war.
    Don Richards wartete im Foyer des Krankenhauses, während Susan Jane Clausen besuchte. Heute morgen ruhte sie im Bett, unter ihrem Kopf lag ein einzelnes Kissen. Die Hände hatte sie auf der Bettdecke gefaltet.
    Trotz des Halbdunkels, das im Zimmer herrschte, bemerkte sie sofort den Bluterguß an Susans Schläfe.
    »Was ist passiert, Susan?« fragte sie.
    »Ach, nichts. Nur eine schlimme Beule.« Susan spürte, wie ihr die Tränen kamen, als sie sich bückte, um Jane Clausen auf die Wange zu küssen.
    »Wie sehr Sie mir ans Herz gewachsen sind«, sagte Jane Clausen. »Susan, ich glaube, morgen werde ich nicht hier sein, aber gestern habe ich wenigstens die Angelegenheit der Stiftung geklärt. Gute, zuverlässige Leute werden sich für mich darum kümmern. Sie haben das mit Douglas gehört?«
    »Ja. Mir war nicht klar, ob Sie es wissen.«
    »Es tut mir so leid für ihn. Er hätte so vieles erreichen können. Und ich mache mir Sorgen um seine Mutter; er ist ihr einziger Sohn.«
    »Mrs. Clausen, es fällt mir schwer, Ihnen das zu sagen, aber ich glaube, Sie sollten es wissen. Der Mann, der Regina und mindestens fünf weitere Menschen tötete, wurde verhaftet. Seine Schuld ist zweifelsfrei erwiesen.
    Und daß Sie zu mir gekommen sind, um mit mir zu reden, hat eine entscheidende Rolle bei der Aufklärung der Verbrechen gespielt.«

    Sie sah das Zittern, das durch den Körper der Sterbenden ging. »Wie froh ich darüber bin. Hat er von Regina gesprochen? Ich meine, ich frage mich
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