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Nimm dich in acht

Nimm dich in acht

Titel: Nimm dich in acht
Autoren: Mary Higgins Clark
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Vermögen gekostet haben mußte; ihr graues Haar war perfekt frisiert, und sie strahlte eine Zurückhaltung aus, die wie ihr ganzes Benehmen auf eine gute Kinderstube schließen ließ.
    Der Anwalt, der heute morgen am Telefon noch so grob mit ihr umgesprungen war, gab sich bedauernd.
    »Dr. Chandler, ich hoffe, Sie halten uns nicht für aufdringlich. Mrs. Clausen muß Ihnen etwas Wichtiges zeigen, und sie würde sehr gern mit der Frau sprechen, die heute morgen bei Ihnen im Sender angerufen hat.«
    Susan unterdrückte ein Lächeln, als sie trotz seiner kräftigen Sonnenbräune eine verräterische Röte in seinem Gesicht bemerkte. Laytons dunkelblondes Haar war von der Sonne gebleicht, und obgleich er einen dezenten dunklen Anzug mit Krawatte trug, gelang es ihm, den Eindruck eines Mannes zu vermitteln, der sich gern und oft im Freien aufhielt.
    Ein Segler, entschied Susan aus keinem besonderen Grund.
    Sie schaute auf ihre Uhr. Es war zehn Minuten vor drei, höchste Zeit, Nägel mit Köpfen zu machen. Sie beachtete Layton nicht, sondern wandte sich direkt an Regina Clausens Mutter. »Mrs.
    Clausen, ich bin keineswegs
    sicher, daß die Frau, die beim Sender angerufen hat, kommt. Und leider befürchte ich, daß sie, wenn sie Sie hier sieht, rückwärts zur Tür hinausgeht. Also muß ich Sie bitten, vorerst in diesem Raum zu bleiben. Ich empfange sie in meinem Sprechzimmer, und sobald ich herausgefunden habe, was sie weiß, frage ich sie, ob sie bereit ist, mit Ihnen zu reden. Aber ich kann nicht zulassen, daß Sie ihre Intimsphäre verletzen, wenn sie auf Anonymität besteht. Das müssen Sie verstehen.«
    Jane Clausen öffnete ihre Handtasche und holte einen Türkisring heraus. »Dieser Ring befand sich in der Kabine meiner Tochter auf der Gabrielle. Ich habe ihn gefunden, als man mir ihre Sachen geschickt hat. Bitte zeigen Sie ihn Karen. Wenn er ihrem Ring ähnlich ist, muß sie einfach mit mir sprechen. Aber betonen Sie bitte, daß ich kein Interesse daran habe, ihre wahre Identität zu erfahren. Ich will nur jede Einzelheit über den Mann wissen, mit dem sie sich damals abgeben hat.«
    Sie reichte Susan den Ring.
    »Schauen Sie sich die Gravierung an«, sagte Layton.
    Susan blickte angestrengt auf die winzigen Buchstaben.
    Dann ging sie zum Fenster, hielt den Ring ans Licht und drehte ihn, bis sie die Worte entziffern konnte. Erstaunt wandte sie sich zu ihrer Besucherin um, die dastand und wartete. »Bitte nehmen Sie doch Platz, Mrs. Clausen.
    Meine Sekretärin kann Ihnen Tee oder Kaffee bringen.
    Und beten Sie, daß Karen auftaucht.«
    »Ich fürchte, ich kann nicht bleiben«, sagte Layton hastig. »Mrs. Clausen, es tut mir außerordentlich leid, aber ich konnte meine Verabredung nicht absagen.«
    »Ich verstehe, Douglas.« In Jane Clausens Stimme lag ein scharfer Unterton. »Der Wagen wartet unten auf mich.
    Ich komme schon zurecht.«
    Sein Gesicht hellte sich auf. »In diesem Fall darf ich mich verabschieden.« Er nickte Susan zu. »Dr. Chandler.«

    Susans Unmut wuchs, als sich die Zeiger der Uhr auf fünf nach drei und dann zehn nach drei vorschoben. Aus Viertel nach drei wurde halb vier, dann Viertel vor vier.
    Sie ging in den Konferenzraum zurück. Jane Clausens Gesicht war aschfahl. Sie hat körperliche Schmerzen, dachte Susan.
    »Ich könnte jetzt den Tee gebrauchen, falls das Angebot noch steht, Dr. Chandler«, sagte Mrs. Clausen. Nur das leichte Zittern ihrer Stimme verriet ihre tiefe Enttäuschung.

    8
    Um vier Uhr ging Carolyn Wells die Eighty-first Street hinunter zur Post, unter dem Arm einen an Susan Chandler adressierten braunen Umschlag. An die Stelle ihrer Unentschlossenheit und Skepsis war der starke Wunsch getreten, um jeden Preis den Ring und das Bild des Mannes, der sich Owen Adams nannte, loszuwerden. Den Gedanken daran, die Verabredung mit Susan Chandler einzuhalten, hatte sie endgültig aufgegeben, als um halb zwei ihr Mann Justin anrief.
    »Liebling, etwas völlig Verrücktes ist passiert«, sagte er in scherzhaftem Ton. »Barbara, die Empfangsdame, hatte heute morgen das Radio an, um sich irgend so eine Ratgebersendung anzuhören, bei der man anrufen kann.
    Sie heißt Fragen Sie Dr. Susan oder so ähnlich. Auf jeden Fall hat sie behauptet, unter anderem habe eine Frau namens Karen angerufen, deren Stimme sich so anhörte wie deine und die erzählte, vor zwei Jahren habe sie auf einer Kreuzfahrt einen Mann kennengelernt. Hast du irgendwelche Geheimnisse vor mir?«
    Der scherzhafte Ton
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