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Nimm dich in acht

Nimm dich in acht

Titel: Nimm dich in acht
Autoren: Mary Higgins Clark
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Frau, die sich Karen nannte, erst vor zwei Jahren einen ähnlichen Ring zum Geschenk erhalten hatte – hieß das dann nicht, daß der Mann, der für Reginas Tod verantwortlich war, es eventuell noch auf andere Frauen abgesehen hatte? Regina war in Hongkong verschwunden. Karen sagte, sie habe sich ausschiffen sollen, um nach Algier zu fliegen.
    Jane Clausen stand auf und wartete, bis die Schmerzen in ihrem Rücken nachließen, dann ging sie langsam vom Arbeitszimmer in den Raum, den sie und ihre Haushälterin vorsichtig als das »Gästezimmer« bezeichneten.

    Ein Jahr nach Reginas Verschwinden hatte sie die Wohnung ihrer Tochter aufgegeben und ihr eigenes viel zu großes Haus in Scarsdale verkauft. Sie hatte diese Fünf-Zimmer-Wohnung am Beekman Place erworben und das zweite Schlafzimmer mit Reginas Möbeln eingerichtet, ihre Kleider in Schubladen und Schränke sortiert, ihre Bilder aufgehängt und ihren Krimskrams aufgestellt.
    Manchmal, wenn sie allein war, ging Jane mit einer Tasse Tee in das Zimmer, setzte sich auf das kleine Brokatsofa, das Regina auf einer Auktion ersteigert hatte, und überließ sich den Erinnerungen an eine glücklichere Zeit.
    Jetzt ging sie zur Kommode hinüber, zog die oberste Schublade auf und entnahm ihr das Lederkästchen, in dem Regina ihren Schmuck aufbewahrt hatte.
    Der Türkisring lag in einem mit Samt gefütterten Fach.
    Sie steckte ihn an ihren Finger.
    Kurz entschlossen ging sie zum Telefon und rief Douglas Layton an. »Douglas«, sagte sie leise, »heute um Viertel vor drei werden Sie und ich in der Praxis von Dr. Susan Chandler vorsprechen. Sie haben die Sendung verfolgt?«
    »Ja, Mrs. Clausen.«
    »Ich muß mit der Anruferin reden.«
    »Dann sage ich Dr. Chandler am besten Bescheid, daß wir kommen.«
    »Genau das sollen Sie nicht tun. Ich habe die Absicht, rechtzeitig dort zu sein, um selbst mit dieser jungen Frau, dieser Karen, zu sprechen.«
    Jane Clausen legte den Hörer auf. Seit sie wußte, wie wenig Zeit ihr noch blieb, hatte sie sich mit dem Gedanken zufriedengegeben, daß ihr tiefer Kummer über ihren Verlust bald ein Ende haben würde. Doch jetzt stieg ein neues heißes Verlangen in ihr auf – sie mußte dafür sorgen, daß keiner anderen Mutter der Schmerz zugefügt wurde, den sie selbst in den vergangenen drei Jahren erlitten hatte.

    7
    Auf dem Heimweg im Taxi ging Susan in Gedanken noch einmal die Termine durch, die sie für den heutigen Tag vereinbart hatte. In knapp einer Stunde, um ein Uhr, sollte sie einen psychologischen Test mit einem Siebtkläßler machen, der Symptome einer leichten Depression zeigte.
    Sie vermutete, daß es um mehr ging als die üblichen Identitätsprobleme in der Pubertät. Eine Stunde später würde eine fünfundsechzigjährige Frau kommen, die kurz vor der Pensionierung stand und vor lauter Panik schlaflose Nächte verbrachte.
    Und um drei Uhr hoffte sie der Frau zu begegnen, die sich Karen nannte. Am Telefon hatte sie allerdings so verängstigt geklungen, daß Susan befürchtete, sie könne ihre Meinung geändert haben. Wovor hat sie solche Angst? fragte sie sich.
    Als Susan die Tür zu ihrer Praxis öffnete, empfing Janet sie mit einem anerkennenden Lächeln. »Tolle Sendung, Doktor. Es haben wer weiß wie viele Leute angerufen. Ich bin schon gespannt auf Karen.«
    »Ich auch.« In Susans Stimme schwang ein pessimistischer Tonfall mit. »Irgendwelche wichtigen Nachrichten?«
    »Ja. Ihre Schwester Dee hat vom Flughafen angerufen.
    Sie sagte, sie fände es schade, daß sie Ihre Sendung gestern verpaßt hat. Dann wollte sie sich entschuldigen, weil sie Ihnen am Samstag an die Kehle gesprungen ist.
    Außerdem wollte sie wissen, was Sie von Alexander Wright halten. Sie hat ihn auf der Party kennengelernt, als Sie schon gegangen waren. Sie sagt, er sei unwahrscheinlich attraktiv.« Janet reichte ihr einen Zettel.
    »Ich habe alles notiert.«
    Susan dachte an den Mann, der mitangehört hatte, wie ihr Vater sie bat, ihn in Zukunft Charles zu nennen. Um die Vierzig, etwa einsachtzig groß, dunkelblondes Haar, einnehmendes Lächeln, erinnerte sie sich. Er war zu ihr gekommen, als ihr Vater sich entfernte, um einen neuen Gast zu begrüßen. »Nehmen Sie es sich nicht zu Herzen.
    Vermutlich war das Binkys Idee«, hatte er sie aufgemuntert. »Holen wir uns Champagner und gehen wir nach draußen.«
    Es war einer jener herrlichen Abende im Frühherbst, und sie hatten auf der Terrasse gestanden und träge an ihren Champagnerflöten genippt. Der
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