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Nimm dich in acht

Nimm dich in acht

Titel: Nimm dich in acht
Autoren: Mary Higgins Clark
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Gefühl, das sie bei der Staatsanwaltschaft empfunden hatte, wenn eine wichtige Enthüllung eines Zeugen bevorstand. Sie merkte, daß Donald Richards sich konzentriert vorbeugte, um jedes Wort mitzubekommen. »Taten Sie, was dieser Mann Ihnen vorschlug?« fragte sie.
    »Ich hatte es vor, aber genau zu diesem Zeitpunkt rief mein Mann an und bat mich, unserer Ehe noch eine Chance zu geben. Der Mann, mit dem ich mich treffen wollte, war bereits von Bord gegangen. Ich wollte ihn anrufen, um ihm zu sagen, daß ich es mir anders überlegt hatte, aber in dem Hotel, in dem er angeblich absteigen wollte, war er nicht angemeldet. Ich sah ihn nie wieder.
    Allerdings habe ich ein Foto, auf dem er im Hintergrund zu sehen ist, und er hat mir einen Ring geschenkt, in den
    ›Du gehörst mir‹ eingraviert ist und den ich ihm natürlich nie zurückgeben konnte.«
    Susan wählte ihre Worte sorgfältig. »Karen, was Sie uns da erzählen, könnte sehr wichtig für die Ermittlungen zu Regina Clausens Verschwinden sein. Würden Sie sich mit mir treffen und mir den Ring und das Foto zeigen?«
    »Ich … ich kann mich nicht in diese Sache verwickeln lassen. Mein Mann würde einen Wutanfall kriegen, wenn er wüßte, daß ich damals einen anderen kennengelernt habe.«
    Sie verschweigt uns etwas, dachte Susan. Ihr Name ist nicht Karen, und sie verstellt ihre Stimme. Und gleich wird sie auflegen.
    »Karen, bitte kommen Sie zu mir in die Praxis«, sagte Susan schnell. »Hier ist die Adresse.« Sie rasselte sie herunter, dann fügte sie hinzu: »Regina Clausens Mutter muß wissen, was aus ihrer Tochter geworden ist. Ich verspreche Ihnen, daß ich Ihre Intimsphäre schützen werde.«
    »Um drei Uhr bin ich da.« Dann wurde die Verbindung unterbrochen.

    4
    Carolyn Wells schaltete das Radio aus und trat nervös ans Fenster. Im Metropolitan Museum of Art auf der Straßenseite gegenüber rührte sich nichts. Am Montag war dort Ruhetag.
    Seit sie bei Fragen Sie Dr. Susan angerufen hatte, quälten sie böse Vorahnungen, die sie nicht abschütteln konnte.
    Hätten wir Pamela doch bloß nicht bestürmt, eine Deutung für uns zu machen, dachte sie und erinnerte sich an die beunruhigenden Vorfälle am Abend des vergangenen Freitag. Zum vierzigsten Geburtstag ihrer früheren Mitbewohnerin Pamela hatte sie ein Essen gegeben und auch die beiden anderen Frauen dazu eingeladen, mit denen sie vor langer Zeit ein Apartment in der East Eightieth Street geteilt hatte. Die Gruppe bestand aus Pamela, inzwischen Professorin am College; Lynn, Teilhaberin einer PR-Firma; Vickie, Nachrichtenmoderatorin bei einem Kabelsender, und ihr selbst, Innenarchitektin.
    Sie hatten den Abend zum »Frauenabend« erklärt –
    sprich Ehemänner oder Freunde waren nicht zugelassen –
    und sich zu viert gemütlich unterhalten. Wie alte Freundinnen eben.
    Seit Jahren hatten sie Pamela nicht um eine Deutung –
    wie sie das nannten – gebeten. Als sie noch jünger und neu in der Stadt waren, hatten sie fast ein Ritual daraus gemacht, sie halb im Scherz um eine Prognose hinsichtlich ihrer Zukunft mit dem neuen Freund oder dem neuen Jobangebot zu bitten. Später hatten sie gelernt, ihre Fähigkeit mit mehr Ernst zu betrachten. Pamela wollte es zwar nicht wahrhaben, doch es war eine Tatsache – sie verfügte über die Gabe des zweiten Gesichts, so daß sich sogar, wenn auch sehr diskret, die Polizei in Entführungs-und Vermißtenfällen an sie wandte. Wenn sie auch nicht immer etwas zu den Ermittlungen beitragen konnte, oft genug »sah« sie mit verblüffender Genauigkeit Einzelheiten, die halfen, das Schicksal vermißter Personen aufzuklären.
    Am Freitag nach dem Essen, als sie sich alle bei einem Glas Portwein entspannten, hatte Pamela nachgegeben und sich bereit erklärt, für jede von ihnen eine Deutung zu machen. Wie stets bat sie ihre Freundinnen, einen persönlichen Gegenstand auszuwählen, den sie während der jeweiligen Deutung in der Hand halten konnte.
    Ich war als letzte an der Reihe, dachte Carolyn und erinnerte sich an die Gefühle, die in ihr aufgestiegen waren.
    Irgend etwas in mir hat mich gewarnt, ich solle lieber darauf verzichten. Warum mußte ich auch ausgerechnet diesen blöden Ring auswählen? Ich habe ihn nie getragen, und wertvoll ist er auch nicht. Ich weiß nicht mal, warum ich ihn behalten habe.
    In Wahrheit hatte sie den Ring an jenem Abend aus ihrer Schatulle mit Modeschmuck geholt, weil ihr tagsüber Owen Adams nicht aus dem Kopfe gegangen war, der Mann,
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