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Nigger Heaven - Roman

Nigger Heaven - Roman

Titel: Nigger Heaven - Roman
Autoren: Walde + Graf Verlag
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bald, / Befreie ich mich von dieser Last …]
    »Du unverschämter Kerl, du!« Lutie trommelte auf ihn ein. Randolph Pettijohn näherte sich dem Paar am Fenster. »Nie hab ich die Chance, mit Ihnen zu plaudern, Miss Mary«, begann er. Byron Kasson wandte sich zum Gehen. Mary sah ein, dass sie nicht das Recht hatte, ihn daran zu hindern.
    »Ich habe was zu sagen und nicht viel Zeit«, fuhr der King fort.
    »Ich weiß, ich bin nicht Ihr Geschmack, aber Sie sind meiner. Ich möchte eine nette, anständige Frau als Gattin …« Mary öffnete den Mund, um zu sprechen. »Einen Augenblick noch. Elegant bin ich nicht, ich hab auch keine Erziehung wie Sie, aber jede Menge Geld und jede Menge Liebe. Ich tät Sie glücklich machen, und Sie sind ´ne anständige Frau. Und wenn Sie wollen, können wir in die Strivers´ Row ziehen …«
    Endlich gelang es Mary, ihn zu bremsen. »Tut mir leid, Mr Pettijohn, es hat keinen Sinn. Sehen Sie, ich liebe Sie nicht.«
    »Spielt doch keine Rolle«, flüsterte er sanft. »Ich bringe Sie schon dazu.«
    »Ich fürchte, das ist unmöglich«, sagte Mary bestimmter. Der Bolito-King sah sie starr und überrascht an. »Sie können mir doch nicht einfach so ´nen Korb geben. Ich kann warten, lange warten, aber ich werde Sie kriegen. Ich will nur Sie allein.«
    »Es ist vollkommen unmöglich«, sagte Mary harsch und wandte sich ab.
    In dem Zimmer ging jetzt alles drunter und drüber. Allein und paarweise tanzte man den Black Bottom und den Charleston. Das Grammophon spielte unaufhörlich. Getränke wurden großzügig eingeschenkt. Guymon Hooker schüttete sogar zum Spaß eine Flasche Scotch aus einem offenen Fenster. Schließlich wurde es Adora zu bunt. Sie erhob sich und wies mit dem Finger auf die Tür. »Raus hier, und zwar alle! Geht in die Küche oder in die Garage oder ins Bad oder auf den Rasen oder ersäuft euch im Meer! Ist mir egal, wohin ihr geht, aber macht, dass ihr fortkommt!«
    Da es bekannt war, dass eine beleidigte Adora imstande war, Namen bedenkenlos von ihrer Gästeliste zu streichen, schlichen alle hastig zur Tür. Als Mary an ihr vorbeikam, streckte Adora die Hand aus. »Sie meine ich nicht, Schätzchen. Sie bleiben hier bei mir.«

Kapitel 2 Mary wohnte mit Olive Hamilton, der Sekretärin eines weißen Wall-Street-Rechtsanwalts – sie war zu sieben Achteln weiß – in einem Apartment im fünften Stock eines Hauses in der Edgecombe Avenue, jener hübschen Straße, die gegenüber der Felsenklippe liegt, auf der sich das City College befindet. Beide verdienten nicht sehr viel, aber gelegentliche Zuschüsse von ihren Familien ermöglichten ihnen ein recht angenehmes Leben, besonders weil Olive eine vorzügliche Köchin war. Mary konnte Spiegeleier und Kaffee zubereiten, aber darin erschöpften sich ihre kulinarischen Künste.
    Jede der beiden jungen Frauen hatte ihr eigenes Schlafzimmer; das Wohnzimmer teilten sie sich. Es enthielt ein Sofa, mehrere Sessel, einen Schreibtisch, einen Tisch mit einer elektrischen Lampe und ein Grammophon. An den Fenstern hingen Kattungardinen mit blauem Blumenmuster, die Wände schmückten gerahmte Gemäldereproduktionen von Bellini und Carpaccio, die Mary von einer Italienreise mitgebracht hatte. Olive liebte es luxeriös: Auf ihrem Toilettentisch lag spitzenbedeckte rote Atlasseide, und auf ihrem Bett befand sich ein Decke aus demselben Material. Toilettengegenstände aus geschnitztem Elfenbein lagen auf dem Frisiertisch, und sie hatte lange gespart, um sich diese Extravaganz leisten zu können. Daneben stand eine Flasche Narcisse Noir. Viele gerahmte Fotografien von Freunden standen auf einem Tisch oder hingen an den Wänden. Eine französische Wollpuppe lag, stark mitgenommen, in einer Ecke.
    Marys Geschmack war nüchterner. In ihrem Zimmer hing als einziges Bild eine Reproduktion der Mona Lisa. Ihre Bettdecke war schlicht und weiß, auf ihrem Toilettentisch lagen nur eine Bürste, ein Kamm und ein Spiegel aus einfachem Material. Ein Bücherschrank enthielt Werke von James Branch Cabell, Anatole France, Jean Cocteau, Louis Bromfield, Aldous Huxley, Sherwood Anderson, Somerset Maugham, Edmund Gosse, Elinor Wylie, James Huneker und anderen. Mehrere schwarze Schriftsteller waren mit Widmungsexemplaren vertreten: Charles W. Chesnutt mit The Conjure Woman, James Weldon Johnson mit Fifty Years, Jean Toomer mit Cane, Claude McKay mit Harlem Shadows, W.E.B. Du Bois mit The Souls of Black Folk, Walter White mit The Fire in the Flint und Jessie Fauset
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