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Nigger Heaven - Roman

Nigger Heaven - Roman

Titel: Nigger Heaven - Roman
Autoren: Walde + Graf Verlag
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gleich, was geschieht, ich stehe zu meiner Rasse.«
    Mary bemerkte, dass Dick Sill gespannt zuhörte.
    »Das sagst du«, meinte er, »aber ich frage mich, wie weit es wahr ist. Denk doch nur daran, dass es leichter ist, eine Arbeit zu finden, wenn man seine Herkunft vertuscht. Ja, selbst in den schwarzen Theatern wollen sie keine allzu dunkelhäutigen Frauen engagieren. In ihrer Welt, der weißen Welt, hast du gar keine Chance, wenn du nicht annähernd ihre Hautfarbe hast. Glaubst du auch nur eine Sekunde, Olive, dass du als Schwarze Privatsekretärin werden könntest? Nein, und das weißt du. Und das gilt auch für mich. Ich habe mir das alles überlegt, und ich werde mich als Weißer ausgeben.«
    »Dick!«, rief das Trio im Chor aus.
    »Jawohl«, fuhr er trotzig fort, »vielleicht nicht heute oder morgen, aber früher oder später überschreite ich die Grenze und heirate eine weiße Frau. Das geschieht ihnen nur recht, wenn sie uns dazu zwingen. Ich würde gern dafür eintreten, dass alle Hellhäutigen den Weißen zugeschlagen werden. Nach kurzer Zeit gäbe es kein Rassenproblem mehr, und kaum noch Schwarze!«
    »Na ja, viele haben diesen Schritt schon vor dir getan«, sagte Howard. »Ich habe gehört, dass es allein in New York achttausend sein sollen.«
    »Ich könnte das nicht tun«, beteuerte Olive. »Ich brächte es einfach nicht fertig. Irgendwie fühle ich meine Rasse.«
    »Welche Rasse?«, rief Dick. »Welche Rasse fühlst du denn? Würdest du in Brasilien leben und hättest einen Tropfen weißes Blut in dir, würdest du als Weiße gelten. Hier ist das Gegenteil der Fall. Was hat die schwarze Rasse denn je für dich getan?«, sagte Dick, nun völlig erregt. »Was denn?«
    »Nun, sie hat nichts Besonderes für oder gegen mich getan, aber ich gehöre ihr irgendwie seelisch an. Ich weiß das. Ich fühle mich einfach nicht weiß. Was du machst, ist deine Angelegenheit, so wie es auch Budas Angelegenheit ist. Ich könnte es einfach nicht tun, das ist alles.«
    Mary versuchte zu vermitteln. »Wir laufen immer im Kreis herum wie Eichhörnchen, und das alles führt zu nichts. Gibt es denn eine Lösung? Manchmal wünsche ich mir, dass es eine gibt, und manchmal ist es mir einfach gleichgültig. Und wenn wir nicht gerade auf dieses Thema kommen, fühlen wir uns untereinander so wohl, dass ich manchmal denke, es ist nicht besonders wichtig … wenn eine gedankenlose, weiße Person manchmal unhöflich ist. Du kannst lachen, so viel du willst, Dick, aber Harlem ist wirklich eine Art Paradies. In manchen Fällen ist es sogar von Vorteil, Farbiger zu sein. Sicher ist es beim Theater kein Hindernis. Es ist beinahe ein Trumpf. Und jetzt fangen weiße Redakteure an, Farbigen eine Bühne zu bieten wie weißen Elefanten oder schwarzen Rosen. Es wird praktisch alles gedruckt, was farbige Autoren schreiben …«
    »Das wird nicht lange dauern«, unterbrach Dick sie heftig. »Die Zeit wird kommen, und zwar sehr bald, wo der schwarze Künstler ebenso gut und talentiert sein muss wie der weiße Künstler, wenn er Erfolg haben will. Ich denke, die Bleichgesichter haben bald genug davon zu sagen: Nicht so schlecht für einen Neger!«
    Howard hatte nachgedacht. »Ich glaube«, sagte er jetzt etwas belehrend, »dass es eine Lösung für das gibt, was man das Rassenproblem nennt.« Die anderen blickten ihn erwartungsvoll an. »Der alte Booker T. Washington predigte Versöhnung, dann kam Du Bois und wollte eine aggressive Politik. Beide Positionen hatten aber keinen Erfolg, einfach deshalb, weil sich im Grunde und allgemein gesprochen die weiße Rasse gar nicht für das Negerproblem interessiert. Der breiten Masse ist es ganz gleichgültig. Es stört sie nicht, deshalb vergessen sie es einfach. Das habe ich in Harvard gelernt. Sie diskutieren es nicht und denken kaum darüber nach. Sie ignorieren es eher, bis so ein Schwarzer sie stört, und dann lynchen sie ihn, oder sie beginnen mit Ausschreitungen oder sonst etwas in der Art. Und dann gibt es die Politik der jungen farbigen Intellektuellen, von denen wir in den letzten zwei Jahren so viel gehört haben, die darin besteht, sich einfach geistig als ebenbürtig zu betrachten und die Rassenschranken durch das Werk zu zerstören, das man schafft. Aber auch das wird wohl nur für die Künstler ein Erfolg sein. Natürlich können Paul Robeson und Roland Hayes und Countee Cullen ziemlich überall hingehen. Sie werden zu weißen Dinnerpartys eingeladen, aber ich sehe nicht, inwiefern das uns
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