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Niewinter 4: Die letzte Grenze

Niewinter 4: Die letzte Grenze

Titel: Niewinter 4: Die letzte Grenze
Autoren: R.A. Salvatore
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seine Beziehung zu Dahlia nicht im Klaren war, und das ging ihr offenbar ähnlich. Doch Vernunft und Logik wurden bei persönlichen Fragen häufig von der Wucht der Emotionen überwältigt.
    »Ich freue mich, dass du hier bist«, versicherte ihr Drizzt. »Ich wünschte nur, du würdest dich auch darüber freuen.«
    »Ich habe doch gar nicht …«
    »Du hast mich schon etliche Male gefragt, was wir hier wollen. Vielleicht gibt es keinen anderen Grund, als sich am Sonnenlicht zu erfreuen, das durch die Blätter fällt.«
    Dahlia blieb stehen, stemmte die Hände in die Hüften und starrte ihn an. Daraufhin blieb auch Drizzt stehen und erwiderte ihren Blick.
    Sie schüttelte den Kopf. »Du bist schon seit Tagen in Gedanken. Du hörst mir kaum zu. Du bist bei mir, aber nicht wirklich. Warum sind wir hier?«
    Drizzt seufzte und nickte dann. »Die Reise nach Gauntlgrym hat für mich mehr Fragen aufgeworfen als Antworten.«
    »Wir wollten das Schwert vernichten. Es ist vernichtet.«
    »Das stimmt«, gab Drizzt zu. »Aber …«
    »Aber Artemis Entreri ist noch am Leben«, unterbrach ihn Dahlia. »Macht dir das so zu schaffen?«
    Drizzt überlegte. Nachdem er die Frage verworfen hatte, die Dahlia gerade gestellt hatte, gingen ihm unendlich viele andere Fragen durch den Kopf. Die Sache mit Entreri war gegenüber der eigentlichen Frage, die ihn heute in den Wald geführt hatte – endlich mehr über Guenhwyvar herauszufinden –, letzten Endes nebensächlich.
    »Hat dein Leben gegenwärtig einen Sinn?«, fragte er.
    Sie wich einen Schritt zurück. Argwöhnisch musterte sie ihn sehr genau.
    »Seit wir uns zusammengetan haben, haben wir zahlreiche Abenteuer durchgestanden«, erklärte Drizzt. »Alles war dringend. Wir haben den Urelementar in seine magischen Fesseln zurückgedrängt. Wir haben an Sylora und Erzgo Alegni Rache genommen, und dann sind wir losgezogen und haben Entreri aus der teuflischen Versklavung durch das Schwert erlöst. Das waren lauter Dinge, die im Grunde klein, aber dennoch wichtig und notwendig waren. Doch welcher tiefere Sinn dahinter verbindet das alles?«
    Dahlia sah ihn an, als wäre ihm gerade ein zweiter Kopf gewachsen. »Überleben?«, antwortete sie sarkastisch.
    »Eigentlich nicht«, entgegnete der Drow. »Wir hätten das Land der Gewalt des Urelementars überlassen können. Auch unseren Feinden hätten wir einfach aus dem Weg gehen können.«
    »Sie wären uns gefolgt.«
    »Leibhaftig oder nur in deinen Träumen?«
    »Beides«, antwortete Dahlia. »Sylora hätte versucht, uns zu finden, und Alegni …« Sie spuckte aus.
    »Und darum war unser Weg immer von der unmittelbaren Notwendigkeit bestimmt.«
    Dahlia zuckte wenig beeindruckt die Achseln.
    »Aber jetzt?«, fragte er.
    »Willst du das wirklich von mir wissen?«, entgegnete sie. »Du bereitest mich doch nur auf den Weg vor, den du für richtig hältst.«
    Daraufhin konnte Drizzt zunächst nur lachend mit den Schultern zucken. »Ich frage«, sagte er schließlich. »Ich frage dich, und ich frage mich.«
    »Sag mir Bescheid, wenn du eine Antwort hast«, erwiderte die Elfe und wandte sich nach Norden in Richtung Niewinter.
    »Ein Stück noch«, rief Drizzt, bevor sie weit gekommen war.
    Dahlia blieb stehen und sah sich um. »Warum?«, wollte sie wissen.
    »Arunika die Seherin«, erklärte Drizzt. »Ich will mit ihr noch einmal über Guenhwyvar sprechen.« Er sah seine Begleiterin noch einen Augenblick länger an, ehe er sich achselzuckend umdrehte und weiter nach Süden lief.
    Dahlia holte ihn rasch ein. »Das hättest du mir doch gleich sagen können«, meinte sie.
    Drizzt zuckte erneut mit den Schultern. Spielte es überhaupt eine Rolle? Er wusste nicht einmal, wo Arunikas Haus lag. Irgendwo im Süden, hatte Jelvus Grinch gesagt, aber ganz genau schien das niemand zu wissen.
    Bei ihrer letzten Begegnung, nach dem Sieg über die Shadovar in Niewinter und vor der Reise nach Gauntlgrym, hatte die Seherin behauptet, sie könne zwischen der kleinen Figur, die Drizzt bei sich trug, und dem Panther, den er damit immer gerufen hatte, keinerlei Verbindung erspüren. Seitdem hatte sich nichts geändert, soweit Drizzt das beurteilen konnte.
    Doch bevor er diesen Ort verließ, musste er einen letzten Versuch wagen. Das zumindest war er seiner treuesten Freundin schuldig, wenn nicht viel mehr.
    All dies ging Drizzt durch den Kopf, als er beinahe an einem Seitenpfad vorbeigelaufen wäre, den erst vor kurzem eine größere Gruppe genommen hatte.
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