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Niemandsland

Niemandsland

Titel: Niemandsland
Autoren: Marcia Muller
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Problem. Seit den zwanziger Jahren ist droben in der Mesa, dem
Plateau oberhalb von Promiseville, nicht mehr geschürft worden. Doch moderne
Methoden der Goldgewinnung, mit denen man dem Gestein das Gold entziehen kann,
haben die Schürferei wieder profitabel gemacht. Und Transpacific kontrolliert
nicht nur die Schürfrechte. Ihr gehört auch das Land selbst.«
    »Ich dachte, das Land hier wäre zum
größten Teil Bundeseigentum«, sagte ich und erinnerte mich an die Schilder mit
Hinweisen auf den »Toiyabe National Forest«.
    »Das stimmt auch. Aber die Transpacific
— das ist eine US-Gesellschaft, hinter der großes Geld aus Hongkong steckt —
hat ungefähr dreitausend Acre Land aus Privatbesitz aufgekauft. Es gehörte dem
Nachkommen jener Familie, die ursprünglich Besitzerin der Goldmine von
Promiseville gewesen war. Auch die anderen siebenhundert Acre dort waren in
privater Hand, und man hat sie erst vor einem Jahr der Bundesregierung
abgekauft.«
    »Wie kann man staatseigenes Land
erwerben?«
    »Das ist ein komplizierter Vorgang und
hat mit dem Einträgen von Claims für das Goldschürfen beim Landvergabebüro zu
tun. Ich möchte dich jetzt nicht mit Einzelheiten langweilen. In meiner Hütte
drüben habe ich eine Akte über den technischen Ablauf. Es reicht, wenn ich dir
sage, daß es völlig legal ist.«
    »Was kannst du dann unternehmen, um sie
zu stoppen?«
    »Meine Aufgabe ist es, das Geschäft mit
einem ganz feinen Kamm auf ein gesetzliches Schlupfloch durchzukämmen. Oder auf
irgendeine sittenwidrige Transaktion, die so lange Schatten wirft, daß Mono
County die endgültige Vergabe der Schürf — rechte doch noch verweigert.«
    »Nach Mrs. Wittington oben im Lodge
sind die Leute hier in der Gegend ganz massiv gegen die neuen Schürfpläne.«
    »Ach, da gibt es auch eine ganze Reihe,
die sich eine Belebung der Wirtschaft erhoffen, aber das sind kurzsichtige
Leute. Es wäre nur ein vorübergehender Aufschwung, der mehr Probleme mit sich
bringen als lösen würde. Von den intelligenten Leuten hier wollen die meisten
einfach keinen großangelegten Tagebau im Stone Valley.« Anne-Marie legte die
Gabel zur Seite. Ihr Gesicht war gerötet, die Augen glänzten. Sie befand sich
tatsächlich auf einem Kreuzzug.
    »Der Abbau über Tage ist nicht nur
lärmintensiv und verschandelt nicht nur die Landschaft«, fuhr sie fort. »Das
Auswaschen mit Hilfe von Zyanid vergiftet Luft und Grundwasser. Außerdem gibt
es im alten Promiseville eine Reihe historischer Gebäude, die die ›Freunde des
Tufa Lake‹ unter Denkmalschutz gestellt sehen möchten. Die Sprengarbeiten in
der Goldmine würden sie in Mitleidenschaft ziehen und am Ende zerstören.«
    Ich nickte und schob einen Zweig
Petersilie auf meinem Teller hin und her. »Okay«, sagte ich. »Aber du hast mich
doch nicht hergeholt, damit ich dir bei deinen juristischen Expertisen helfe.
Was ist sonst noch los?«
    Anne-Marie schaute sich um, als fürchte
sie sich vor Lauschern. Dann beugte sie sich vor und senkte die Stimme. »In der
Woche, die ich jetzt hier bin, habe ich ein paar Dinge herausgefunden, die
einfach nicht zusammenpassen. Einige kommen mir regelrecht verdächtig vor. Ich
brauche einen Menschen mit einer guten Spürnase, der mir da Sinn hineinbringt.«
    »In Ordnung, leg los.«
    Sie zählte die Punkte an den Fingern
auf.
    Erstens: Auf Anfrage beim
Landvergabebüro in Sacramento erfuhr die Coalition, daß ein Mann namens
Franklin Tarbeaux den 700-Acre-Vertrag abgeschlossen hatte. Tarbeaux hatte
einen Claim abgesteckt und Schürfrechte beantragt, dann mit geeigneten
Gutachten die erforderlichen Unterlagen für die Eintragung ergänzt — bezahlt
hatte er bloß $ 10 pro Acre.
    Zweitens: Nach den Akten des Mono
County hatte Tarbeaux das Land praktisch sofort an die Transpacific Corporation
weiterverkauft — für $ 700 000 bzw. $ 1000 pro Acre. Obwohl seine Gewinnspanne
schon beachtlich war, lag der Preis pro Acre doch noch um das Zehnfache unter
dem, der für ähnliche Verträge üblich war.
    Drittens: Die zusätzlichen 3000 Acre,
die auch die ursprüngliche Promiseville-Goldmine einschlossen, hatte man Earl
Hopwood abgekauft, einem Nachkommen der Familie, die sie einst besessen hatte.
Transpacific hatte Hopwood nur $ 10 pro Acre bezahlt — also den Preis, den das
Landvergabebüro für Regierungsland in Rechnung gestellt hatte, und viel
weniger, als auf dem freien Markt zu erzielen gewesen wäre.
    Viertens: Als Anne-Marie und Fred
Sanderman sich bei den
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