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Niemandsland

Niemandsland

Titel: Niemandsland
Autoren: Marcia Muller
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eigenes Haus — gerade
habe ich es endlich so hergerichtet, wie ich es mir wünschte. Und Ralph und
Alice -«
    »Deine Katzen? Du opferst George einem
Paar Katzen?«
    Ich sah sie an. Was einem Katzen
bedeuten können, gehört zu den wenigen Dingen, die wir verschieden sehen. Sie
ist gegen Katzen allergisch und empfindet die Atemnot und das Niesen, das sie
ihr verursachen, als persönlichen Affront. »Ralphie und Allie gehören für mich
zur Familie«, sagte ich bestimmt.
    »Dann nimm sie mit. George hebt Katzen,
oder?«
    »Ja — im Unterschied zu anderen
Menschen, die ich kenne. Aber wir reden über zwei Katzen, die es gewohnt sind,
draußen zu leben. Georges Wohnung liegt im ersten Stock, und sie können
nirgends frei herumlaufen, bis auf einen Hof, in dem sie nur die Blumenbeete
aufbuddeln würden. Wenn sie aber eingesperrt sind, werden sie verrückt, und
dann würden sie uns verrückt machen.«
    Anne-Marie zog die Augenbrauen hoch und
seufzte. »Ich habe das Gefühl, nicht die ganze Story geliefert zu bekommen.«
    »Was soll das heißen?«
    Sie starrte mich nur an und wartete.
    »In Ordnung.« Ich senkte den Blick und
fummelte an meiner Serviette herum. »Er hat auch angefangen, vom Heiraten zu
reden.«
    »Und was ist daran so schlimm?«
    »Im Grunde nichts. Ich habe nichts
gegen die Ehe.«
    »Bei anderen Leuten.«
    »Nein, das gilt auch für mich, wenn die
Bedingungen stimmen. Aber... genau da liegt das Problem: Ich bin ziemlich
sicher, daß er gern ein Kind hätte, eine Art Ersatz für die Tochter, die er
verloren hat.«
    »Aha.« Anne-Marie lehnte sich schwer in
ihrem Sessel zurück. Ihre Abneigung gegen Kinder stand gleich an zweiter Stelle
hinter ihrer Abneigung gegen Katzen, und sie ist der Meinung, alle anderen
kinderlosen Erwachsenen denken genauso.
    »Verstehst du?« sagte ich. »Ich bin zu
alt und zu egoistisch geworden, um noch ein Kind zu wollen. Ich genieße die
Freiheit und meine Arbeit zu sehr. Was sollte ich denn mit einem Baby anfangen?
Es mit zu All Souls schleppen und in einer Ecke meines Büros abstellen? Im Auto
mitnehmen, wenn ich raus muß?«
    »Es gibt Tagesmütter. Und George.«
    »Mach mir nicht weis, daß er die
Hauptbezugsperson spielen könnte. Seine Karriere wird einen Knick nach oben
machen, wenn jetzt sein Buch herauskommt.«
    »Tagesmütter«, wiederholte sie.
    »Na gut, ich suche also Ausreden!
Verdammt, es ist ja nicht so, daß ich keine Kinder mag. Ich habe elf Nichten
und Neffen, und ich liebe sie alle, wenn sie das einem auch manchmal äußerst
schwer machen. Jahr für Jahr schreibe ich zweiundzwanzig Weihnachts- und
Geburtstagsschecks für sie aus. In regelmäßigen Abständen fallen sie bei mir
ein, futtern mir die Haare vom Kopf und lassen sich in die Marine World
einladen. Sie fragen mich — natürlich per R-Gespräch — um Rat bei Problemen mit
ihren Eltern, Lehrern, Freunden und Freundinnen. Ich erfülle bereits meine
Pflichten für die nächste Generation!«
    Anne-Marie lächelte wohlwollend. »Da
stimme ich dir hundertprozentig zu. Mir gegenüber brauchst du dich nicht zu
rechtfertigen.«
    »Ich weiß«, sagte ich. »Und ich weiß
auch genau, wem gegenüber ich mich eigentlich zu rechtfertigen versuche.«
    Beim Dinner — golden gebratene Forelle
Müllerin Art — erklärte Anne-Marie mir, was sie und nun auch mich an den Tufa
Lake verschlagen hatte.
    Ich wußte, daß die California Coalition
for Environmental Preservation eine Art Umweltfeuerwehr war. Ungefähr
fünfundzwanzig Gruppen gehörten ihr an. Eines ihrer Ziele war, sich den
gesetzgebenden Körperschaften mit der Formulierung einer landesweiten
Umweltpolitik als einstimmige Front entgegenzustellen. Anne-Marie war mit
Forschungsarbeiten zur Unterstützung dieser Politik betraut gewesen — bis zur
vergangenen Woche, als sie in einem Anruf von den »Freunden des Tufa Lake« um
Hilfe gebeten worden war. Nachdem es so aussah, als könnten dabei auch
juristische Probleme ins Spiel kommen, hatte die Coalition sie zusammen mit Ned
Sanderman, einem ihrer besten Leute auf dem Gebiet, nach Vernon geschickt.
    »Dann geht es wohl um die fremde
Goldschürfer-Gesellschaft, die im Stone Valley die Schürfrechte erworben hat«,
sagte ich.
    Sie zog die Augenbrauen hoch. »Sehr gut
für jemanden, der erst seit ein paar Stunden in der Stadt ist.«
    Ich lächelte bescheiden, hatte aber
nicht vor zu gestehen, daß ich rein zufällig von der Schürferei erfahren hatte.
    »Ja«, fuhr sie fort, »das ist
tatsächlich das
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