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Niemand kennt mich so wie du

Niemand kennt mich so wie du

Titel: Niemand kennt mich so wie du
Autoren: Anna McPartlin
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verglasten Fensterfront wirkte immer wieder neu und anders.
    Clooney, Lily, Eve, Adam und Gina saßen an einem Tisch, und als nach dem Essen die Musik einsetzte, tanzten Eve und Adam langsam durch den Raum und scherten sich nicht um das Tempo, das die anderen vorlegten. Die Menschen um sie herum verschwammen im Hintergrund. Eve legte Adam die Arme um den Hals.
    «Danke, dass du mich wieder ganz gemacht hast», sagte sie.
    «Ich habe dir doch gesagt, dass ich der Beste in meinem Fach bin.»
    «Das habe ich nicht gemeint.»
    Dieser Tag war vollkommen, und Eve Hayes würde sich für den Rest ihres Lebens voller Liebe daran erinnern.
     
    Eves Hirntumor wurde in einer Privatklinik diagnostiziert. Es geschah an einem Mittwochnachmittag, und sie war allein. Das Meningeom, obwohl gutartig und nur langsam wachsend, war aufgrund seiner Lage und Größe inoperabel. Es zerstörte Zellen und baute Druck in ihrem Schädel auf.
    «Sie sagten, Ihre Mutter hätte einen Hirntumor gehabt?», sagte der Arzt.
    «Er war bösartig», antwortete sie.
    «Wir werden Ihren genau im Auge behalten.»
    Sie stellte keine Fragen. Sie wollte keine Antworten, nicht ganz allein an einem bescheuerten Mittwochnachmittag. Sie lächelte und schüttelte ihm die Hand. Ein Freitag ist für solche Nachrichten viel besser geeignet.
    «Vielen Dank, Doktor», sagte sie.
    «Es tut mir leid», entgegnete er.
    «Das muss es nicht. Das war längst überfällig», sagte sie, lächelte ihm zu, ging aus dem Sprechzimmer und ließ ihn mit dem Gedanken zurück, dass es solche und solche gibt.
     
    Es war ein strahlender Septembermorgen. Für Daisy begann das neue Schuljahr, und sie hatte sich mit einem Mädchen namens Willie angefreundet, was die Kurzform für Wilhelmina war. Sie waren gleich alt, und Willies Familie lebte direkt hinter der Gartenmauer in dem ehemaligen Haus von Terry dem Touristen. Daisy, Tess und Willie avancierten zu den It-Girls der Gegend. Daisy lächelte wieder mehr, und obwohl die Mutter-Tochter-Beziehung sich unwiderruflich verändert hatte, lag das eher daran, dass Daisy erwachsen wurde und den Blick für die Welt öffnete, als an hartnäckigem Groll. Wenn Daisy wirklich ehrlich zu sich wäre, und es würde noch Jahre dauern, ehe sie dazu in der Lage war, müsste sie zugeben, dass das Leben mit einer fröhlichen, hübschen, glücklichen, ausgelassenen, liebevollen, fürsorglichen Mutter besser war. Sie würde auch erkennen, dass ihr Vater ebenfalls glücklicher wirkte nach dem Weggang seiner Frau und sobald er seinen anfänglichen Zusammenbruch überwunden hatte. Manche Menschen bringen gegenseitig ihre schlimmsten Seiten zum Vorschein, Daisy. Dein Vater und ich gehören dazu.
    Scott war bereits zweimal zum Abendessen erschienen und hatte beim zweiten Mal sogar den Nachtisch mitgebracht. Als er ihr erzählte, dass er das Junggesellenleben mit seinem Vater genoss, war das nicht gelogen. Sie ernährten sich von Fertigmahlzeiten aus der Mikrowelle, dreimal pro Woche erschien die Putzfrau, sie kamen und gingen beide, wie es ihnen passte, und wenn sie einmal Zeit miteinander verbrachten, führten sie gute Gespräche. Hatte sein Vater schlechte Laune, verließ Scott einfach das Haus, und wenn Scott ein Mädchen oder seine Freunde zu Besuch hatte, zog sein Vater mit Rodney um die Häuser oder machte Überstunden. «Es geht uns gut, Mum», sagte er.
    Lily war sich völlig im Klaren darüber, dass ihr auch noch schlechtere Zeiten bevorstanden und dass ihre Kinder ihr den Treuebruch immer mal wieder zum Vorwurf machen würden, wenn sie verletzt waren. Trotzdem hatte sich Lilys Leben nach ihrem Auszug mit der Unterstützung der Menschen, die sie liebte und die sie liebten, unglaublich schnell und um einhundert Prozent verbessert. Als sie sich also wieder die Frage stellte: Wenn ich wüsste, dass ich bald von dieser Welt scheiden muss, würde ich dann alles anders machen?, da lautete die ehrliche Antwort: Nein. Wenn es mich am Ende hierherführt, würde ich alles wieder ganz genauso machen.
    Nachdem Lily ihre Tochter zur Schule gefahren hatte, holte sie Clooney ab und brachte ihn zum Flughafen. Sie verabschiedeten sich. Clooney hielt sie im Arm und küsste sie auf den Scheitel. Sie kämpfte gegen die Tränen an und schenkte ihm ein strahlendes, aufrichtiges Lächeln.
    «Ich danke dir», sagte sie.
    «Ich liebe dich, Lily Brennan.»
    «Ich liebe dich, Clooney Hayes», sagte sie und ließ ihn ziehen.
    Er ging durch die Sicherheitsschleuse und verschwand aus
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