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Niemand hört dich schreien (German Edition)

Niemand hört dich schreien (German Edition)

Titel: Niemand hört dich schreien (German Edition)
Autoren: Mary Burton
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überprüfte er Franklins Adresse. »Ayden, halten Sie den Kerl hier fest, während Zack und ich seine Geschichte überprüfen.«
    »Mit Vergnügen.«
    Eine Stunde später trafen Jacob und Zack bei dem heruntergekommenen Motel an der Route 60 ein, in dem Todd wohnte. Sie hatten einen Durchsuchungsbefehl und erhielten vom Besitzer einen Schlüssel. Mit gezogenen Waffen öffneten sie die Tür.
    Das Zimmer war düster und roch nach Schimmel. Das Bett war ordentlich gemacht, und alle Gegenstände auf der billigen Kommode waren penibel angeordnet. »Dieser Typ hat eine Schwäche für Ordnung und Genauigkeit.«
    Es gab keinerlei Hinweise, die den Mann mit einem der Morde in Verbindung gebracht hätten. »Der Mörder, den wir suchen, ist gut organisiert und präzise.«
    »Genau wie dieser Mann.«
    »Ja.«
    Jacob ging im Raum umher und bemühte sich, so wenig wie möglich zu verändern. »Wo hat er sie nun hingebracht?«
    »Reden wir mit dem Detective, der bei den Turner-Morden ermittelt hat.«
    »Okay.«

23
    Dienstag, 22. Januar, 20:00 Uhr
    Eine Wehe kam. Nicole zuckte zusammen und krümmte sich auf dem Bett, um sie zu überstehen. Kendall legte ihr eine Hand auf die Schulter. Sie machte sich Sorgen, schließlich hatte sie keine Ahnung von Babys und schon gar nicht von Geburtshilfe. »Ich glaube, du solltest tief atmen.«
    Nicole sah zu ihr hoch. »Ich bin nicht schlauer als du. Ich war nie bei der Geburtsvorbereitung.«
    Kendall strich ihr die Haare aus dem Gesicht und ärgerte sich, dass sie kein Gummiband hatte, um sie zusammenzubinden. »Hat dir deine Ärztin nicht gesagt, was du machen musst?«
    »Doch. Aber ich habe nicht zugehört.«
    Kendalls Panik wuchs. »Warum denn nicht, Herrgott noch mal?«
    Wieder fuhr Nicole zusammen und atmete heftig aus, als die Wehe abklang. »Falls es dir nicht aufgefallen ist, ich habe die Schwangerschaft verdrängt.«
    »Ich weiß, dass die Sache mit der Adoption schwierig ist, aber ich dachte, den medizinischen Teil kriegst du schon hin.«
    »Ich bin zur Vorsorge gegangen, aber ehrlich gesagt, sobald ich von der Ärztin gehört habe, dass alles okay ist, habe ich den Rest ausgeblendet. Ich habe keine Ahnung, was ich machen muss.«
    Kendall warf einen Blick zur Zimmertür. Ihr Kopf war wieder klar genug, um Überlegungen anzustellen. »Was will er von uns? Es ergibt überhaupt keinen Sinn.«
    Ihr fiel der Traum ein, den sie immer und immer wieder gehabt hatte. Das Kind im Schrank. Die Schreie. Die sanfte, einlullende Stimme, die versucht hatte, sie herauszulocken. All das hatte mit diesem Ort zu tun. »Ich muss dich von hier wegbringen.«
    »Wie denn? Er hat alle Türen abgeschlossen.«
    »Irgendwann muss Todd ja zurückkommen. Wenn er kommt, wird er erwarten, dass ich bewusstlos bin und du Wehen hast. Wir sind nicht ganz so hilflos, wie es scheint.« Als Kendall vom Bett aufstand, um sich im Zimmer umzusehen, wurde ihr schlagartig übel. Sie kämpfte dagegen an, richtete sich auf und konzentrierte sich auf das Zimmer. Es kam ihr so vertraut vor.
    Nicoles Augen füllten sich mit Tränen. »Gott, ich habe solche Angst.«
    Kendall schaffte es, tapfer zu klingen. »Es wird alles gut.«
    Woher kannte sie diesen Raum? Er war grellrosa. Der Geruch des Hauses rief lange begrabene Emotionen in ihr wach. Das Zimmer war nie in ihren Träumen aufgetaucht, und doch kam es ihr bekannt vor.
    Kendall ging umher und betrachtete die Poster an der Wand. Alle aus den Achtzigern, inzwischen altmodisch. Sie fuhr mit dem Finger über den weißen Schreibtisch, und ihr Blick fiel auf eine Schranktür.
    »Was ist?«, fragte Nicole.
    »Ich war schon mal hier.« Kendall ging auf den Wandschrank zu. Mit zitternder Hand drehte sie am Knauf. Die Scharniere quietschten, als sie die Tür öffnete und ins Dunkel spähte. Bleib hier drin. Sei still. Beschütze deine Schwester.
    Dann durchquerte sie den Raum und rüttelte an der Zimmertür. Abgeschlossen. Sie ging zum Fenster hinüber. Vernagelt. Und ein Blick durch die vereiste Scheibe zeigte ihr, dass sie sich zwei Stockwerke über dem Erdboden befanden. Bei einem Sprung würde sie sich im besten Fall ein Bein brechen und im schlimmsten Fall sterben.
    Sie nahm den Holzstuhl, der vor dem kleinen Schreibtisch stand, und kehrte zur Zimmertür zurück. Sie begann, die Klinke mit dem Stuhl zu bearbeiten. Bei jedem Schlag schmerzten ihre Hände.
    Nicole rollte sich auf die Seite und stand auf. Sie trat ans Fenster. »Wenn er zurückkommt, wird er es hören.«
    Kendall
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