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Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Zweiter Teil

Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Zweiter Teil

Titel: Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Zweiter Teil
Autoren: Selma Lagerloef
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der von dem Unglück hörte. Er erzählte es den Hühnern, und die riefen es den vorüberfliegenden Vögeln zu. Bald
     wußten alle Dohlen und Tauben und Krähen und Spatzen in ganz Falun, was geschehen war. Sie flogen sofort nach der alten Schwefelsiederei,
     um die Sache näher zu untersuchen. Sie hatten großes Mitleid mit dem Raben, niemand aber konnte ausfindig machen, was zu tun
     sei, um ihm zu helfen.
    Plötzlich aber rief Bataki mit seiner scharfen, bissigen Stimme: »Schweigt alle still da draußen und hört mich an! Da ihr
     sagt, daß ihr mir gerne helfen wollt, so fliegt aus und sucht die alte Wildgans Akka von Krebnekajse und ihre Schar. Ich vermute,
     sie sind zu dieser Jahreszeitin Dalarna. Erzählt Akka, wie es mit mir steht. Ich glaube, die einzige, die mir helfen kann, ist sie und ihre Schar.«
    Die Brieftaube Agar, die der beste Sendbote im Lande war, traf die Wildgänse am Ufer des Dalelfs, und als es dunkelte, kamen
     sie und Akka und ließen sich auf dem Dach der Schwefelsiederei nieder. Däumeling saß auf Akkas Rücken, aber die anderen Reisekameraden
     waren auf einem Werder im Runn zurückgeblieben, da Akka meinte, sie würden mehr Schaden anrichten als Nutzen stiften, falls
     sie mit nach Falun kämen.
    Als sich Akka mit Bataki beraten hatte, nahm sie Däumeling auf den Rücken und flog mit ihm nach einem Gehöft, das ganz in
     der Nähe der Schwefelsiederei lag. Sie flog ganz langsam über den Garten und die Birkenhaine, die den kleinen Hof umgaben,
     und sie wie auch der Junge starrten auf die Erde nieder. Es war leicht zu sehen, daß hier Kinder waren, die im Freien spielten,
     und es währte auch nicht lange, bis sie fanden, was sie suchten. In einem kleinen munteren Bach klapperten eine Menge kleiner
     Mühlenwerke, und in der Nähe davon fand der Junge ein Stemmeisen. Auf zwei Böcken lag ein halbfertiges Kanu, und daneben entdeckte
     er einen kleinen Knäuel Bindfaden.
    Mit diesen Gegenständen flogen sie nach der Schwefelsiederei zurück. Der Junge befestigte den Bindfaden am Schornstein, ließ
     es in das tiefe Loch hineinfallen und enterte daran hinab. Als er Bataki guten Tag gesagt hatte, der ihm mit vielen hübschen
     Worten dankte, daß er gekommen war, machte er sich daran,mit dem Stemmeisen ein Loch in die Wand zu schlagen.
    Es waren keine dicken Wände in der Schwefelsiederei, aber mit jedem Hieb schlug der Junge nicht mehr los als einen Span, der
     so klein und dünn war, daß eine Maus ihn ebensogut mit ihren Vorderzähnen hätte abnagen können. Es war klar, daß er die ganze
     Nacht werde arbeiten müssen und vielleicht noch länger, ehe er das Loch so groß gemacht hatte, daß der Rabe hindurchschlüpfen
     konnte.
    Bataki hatte eine solche Sehnsucht, hinauszukommen, daß er nicht schlafen konnte; sondern neben Däumeling saß, der arbeitete.
     Anfangs war der Junge sehr fleißig, als aber eine kleine Weile vergangen war, bemerkte der Rabe, daß die Schläge in immer
     größeren Zwischenräumen kamen, und schließlich hörten sie ganz auf.
    »Du bist gewiß müde,« sagte der Rabe. »Du kannst es vielleicht nicht mehr aushalten, weiter zu arbeiten?«
    – »Nein, müde bin ich nicht,« sagte der Junge und begann von neuem mit dem Eisen zu arbeiten, »aber ich weiß wirklich nicht,
     wie lange es her ist, seit ich eine Nacht ordentlich geschlafen habe. Ich weiß nicht, wie ich mich wachhalten soll.«
    Nun ging ihm die Arbeit eine Weile schnell von der Hand, dann aber fielen die Schläge langsamer und langsamer. Der Rabe weckte
     den Jungen abermals, aber er sah bald ein, daß wenn er nichts ersinnen konnte, womit er den Jungen wach zu halten vermochte,
     er nicht nur diese Nacht, sondern auch den ganzen nächsten Tag bleiben mußte, wo er war.
    »Vielleicht geht dir die Arbeit besser von der Hand, wenn ich dir eine Geschichte erzähle,« sagte er. – »Das ist ja nicht
     unmöglich,« erwiderte der Junge, aber im selben Augenblick gähnte er und war so schläfrig, daß er kaum das Werkzeug zu halten
     vermochte.
Die Geschichte von der Faluner Grube.
    »Ich will dir etwas sagen, Däumeling,« begann Bataki, »ich habe lange auf der Erde gelebt. Ich habe gute und böse Tage kennen
     gelernt, und mehrmals ist es geschehen, daß mich die Menschen gefangen gehalten haben. Dadurch habe ich nicht nur gelernt,
     ihre Sprache zu verstehen, sondern ich habe auch viel von ihrer Gelehrsamkeit aufgeschnappt. Ich kann wohl sagen, daß es im
     ganzen Lande keinen Vogel gibt, der mit
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