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Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Zweiter Teil

Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Zweiter Teil

Titel: Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Zweiter Teil
Autoren: Selma Lagerloef
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dürfte nichts verhindern, euch miteinander zu vereinen und euch in Gemeinschaft euren
     Weg an das Meer zu bahnen.‹
    Dieser Vorschlag schien den beiden Flüssen zu gefallen. Da war nur das eine Hindernis, daß keiner von beiden seinen eigenen
     Namen aufgeben und den des anderen annehmen wollte.
    Es war kurz davor, daß nichts aus der Verbindungzwischen ihnen geworden wäre; da aber kam der Wald auf den Gedanken, den Vorschlag zu machen, daß sie einen neuen Namen annehmen
     sollten, der keinen von beiden gehörte.
    Darauf gingen sie beide ein, und sie ernannten den Wald zum Namengeber. Der bestimmte nun, daß der Storaa seinen Namen ablegen
     und sich Östre Dalelf nennen sollte, und daß der Fuluelf den seinen ablegen und sich Vestre Dalelf nennen sollte. Wenn sie
     sich dann vereint hatten, sollten sie schlecht und recht Dalelf heißen.
    Und nun, wo die beiden Flüsse sich vereinigt hatten, schritten sie mit einer Macht dahin, der nichts zu widerstehen vermochte.
     Sie ebneten den Erdboden in Store Tuna, so daß er glatt wurde wie ein Hofplatz. Sie stürzten den Wasserfall bei Kvarnsveden
     und Domnarsvek hinab, ohne sich zu besinnen. Als sie in die Nähe des Sees Runn kamen, sogen sie ihn ein und zwangen alle Gewässer
     in der Umgegend, sich mit ihnen zu vereinen. Dann zogen sie, ohne sonderlichem Widerstand zu begegnen, gen Osten an das Meer
     und breiteten sich zu ganzen Seen aus. Sie gewannen große Ehre und Ansehen bei Söderfors und ebenso bei Alvkarleby, und endlich
     gelangten sie ans Meer hinaus.
    Als sie eben im Begriff waren, sich ins Meer zu stürzen, mußten sie an ihren langen Wettstreit und an alle die Mühe und Beschwerden
     denken, die sie gehabt hatten.
    Sie fühlten sich jetzt alt und müde und konnten nicht begreifen, wie sie in ihrer Jugend so bereit zu Kampf und Wettstreit
     gewesen waren. Sie fragten sich selbst, welchen Zweck dies alles eigentlich gehabt hatte.Aber sie erhielten keine Antwort auf ihre Frage, denn der Wald war hoch oben im Lande stehengeblieben, und sie selbst konnten
     nicht in ihr Bett zurückkehren und sehen, wie die Menschen überall vorgedrungen waren, wo sie Bahn gebrochen hatten, wie ein
     Kirchspiel nach dem anderen längs den Seen des Östredalelf und in den Tälern des Vestredalelf emporgeschossen war. Wie es
     in der ganzen Landschaft nichts weiter gab als einsame Wälder und öde Berge, ausgenommen da, wo sie in ihrem gewaltigen Wettstreit
     vorgeschritten waren.«

XXIX. Das Bruderteil
Die alte Grubenstadt.
    Freitag, 29. April.
    Nirgends in Schweden hielt sich der Rabe Bataki so gern auf wie in Falun. Sobald man im Frühling die schwarze Erde wieder
     sehen konnte, reiste er da hinauf und blieb viele Wochen in der Nähe der alten Grubenstadt.
    Falun liegt in einer Talsenkung, die von einem kurzen Bach durchströmt wird. Am nördlichen Ende des Tales liegt ein schöner,
     klarer kleiner See mit grünen, hineingeschnittenen Ufern, der Varpan heißt. Am südlichen Ende liegt eine seeähnliche Bucht
     des Runn, die niedriges, trübes Wasser und häßliche, sumpfige, mit allem möglichen Abfall übersäte Ufer hat; die heißt Tisken.
     Östlich von dem Tal erstreckt sich ein schöner Höhenzug, auf dessen Gipfel ein prachtvoller Föhrenwald und laubreiche Birkenwachsen, und dessen ganze Abhänge mit schattigen Gärten bedeckt sind. Westlich von der Stadt zieht sich ebenfalls ein Bergrücken
     hin, der ist ganz oben nur mit spärlichem Tannenwald bewachsen, und der ganze Abhang ist kahl und ohne Bäume und Gras, ganz
     wie eine Wüste. Das einzige, was die Erde bedeckt, sind große, runde Steinblöcke, die überall zerstreut liegen.
    Die Stadt Falun, die in der Talsenkung zu beiden Seiten des Baches liegt, sieht so aus, als habe sie Gestalt nach dem Erdboden
     angenommen, auf dem sie gebaut ist. Auf der grünen Seite des Tals liegen alle die Gebäude, die ein zierliches oder ansehnliches
     Äußere haben. Da liegen zwei Kirchen, das Rathaus, die Wohnung des Landeshauptmanns, das Bergwerkkontor, zwei Banken, die
     Hotels, die vielen Schulen, das Krankenhaus und alle die schönen Villen und Häuser. Auf der schwarzen Seite dahingegen liegen
     Straße auf und Straße ab kleine, rotgemalte, einstöckige Häuser, lange, trübselige Bretterzäune und große, schwere Fabrikgebäude.
     Und jenseits der Straßen, mitten in der großen Steinwüste, liegt die Grube von Falun mit Grubenwinde und Kränen und Pumpenwerken,
     mit altmodischen Gebäuden, die auf dem untergrabenen
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