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Nie Wirst Du Entkommen

Nie Wirst Du Entkommen

Titel: Nie Wirst Du Entkommen
Autoren: Karen Rose
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hatte ihn mindestens zehn Jahre seine Lebens gekostet.
    Tess kämpfte sich auf die Füße. »Mein Vater. Ruf den Notarzt. Er braucht Sauerstoff.«
    Den brauchte auch Tess, dachte Aidan, stützte sie aber, als sie ins Hinterzimmer zurückeilte, in dem Michael Ciccotelli noch immer gefesselt lag. Er sah auf und schloss erleichtert die Augen. »Du lebst. Ich habe Schüsse gehört.«
    Tess sank neben ihm auf die Knie und suchte nach dem Messer, mit dem sie ihm die Fesseln durchschneiden konnte. Tränen liefen ihr über die Wangen, und Aidan war sicher, dass es ihr nicht bewusst war. Ihre Hände bebten so stark, dass das Messer zu einer Gefahr wurde. »Sie ist tot, Dad. Amy ist tot.«
    »Tess.« Aidan ging neben ihr in die Hocke und nahm ihr das Messer ab. »Setz dich und versuche, zur Ruhe zu kommen.«
    Rasch durchtrennte er die Stricke und half dem alten Mann, seine Glieder zu strecken. »Sie beide gehen ins Krankenhaus, und ich will keine Diskussion darüber, verstanden?«
    Michael sah Tess an. »Ich gehe, wenn du auch gehst.«
    Sie nickte, die Hand auf die Lippen gepresst. »Okay.«
    »Tess? Dad?« Vito kam schlitternd am Türrahmen zu stehen. »O mein Gott, Tess!« Er ließ sich neben ihr auf die Knie fallen und zog sie in die Arme. »Spinnelli rief mich an, und wir kamen gerade an, als du draußen am Balkon hingst. Ich dachte, es wäre aus.« Seine Arme umschlangen sie fester, und er wiegte sie.
    Michaels Augen weiteten sich. »Du hast am Balkon gehangen? Mein Gott.«
    »Ich dachte, ich kriege einen Herzanfall«, stieß Vito hervor. »Mom und ich standen da, konnten nicht mehr atmen. Dann fiel Amy über die Brüstung, und Reagan zog dich wieder hinauf.« Er sah unsicher auf und begegnete Aidans Blick. »Danke.«
    Aidan brachte mühsam ein Nicken zustande. »Schon okay. Ich weiß auch nicht, ob ich jemals wieder richtig atmen kann.« Er stieß die Luft aus und sog sie versuchsweise wieder ein. »Na ja, scheint zu klappen.«
    Tess löste sich behutsam aus Vitos Armen und ließ sich in Aidans ziehen. Sie legte den Kopf an seine Schulter. »Ich glaube, ich war noch nie so glücklich, ein Gesicht zu sehen, wie eben, als du dich über das Geländer gebeugt hast.« Sie legte leicht ihre Lippen auf seine. »Danke.«
    Aidan vergrub sein Gesicht in ihrer Halsbeuge und schauderte. Es war vorbei. Es war endlich vorbei. »Gern geschehen. Komm, sehen wir zu, dass wir dich versorgen, und dann will ich nach Hause.«
    Sie legte den Kopf schief und sah ihn an. »Heute Abend will ich nicht kochen, Detective.«
    Sein Lachen klang erstickt. »Schon gut. Ich glaube, ich würde sowieso keinen Bissen runterkriegen. Vielleicht morgen.«
    »Das klingt gut.«

Samstag, 18. März, 8.30 Uhr
    Tess trat vorsichtig aus dem Fahrstuhl und zwang ihr rasendes Herz zur Ruhe. Sie stand einen Moment lang nur da und atmete so regelmäßig wie möglich.
    »Hassen Sie Fahrstühle immer noch, Tess?«
    Sie schaute auf und sah Marc Spinnelli, der sie, eine Tasse Kaffee in der Hand, freundlich anlächelte. »Ja, aber ich denke, ich habe seit kurzem Höhenangst, die ich unangenehmer finde.«
    Er grinste. »Na, ich würde sagen, Sie haben ein Recht auf diese Phobie, Doktor.« Er legte ihr einen Arm um die Schultern. »Gestern Abend konnten wir nicht mehr miteinander reden. Wie geht es Ihnen?«
    »Ganz gut, denke ich. Mir tut alles weh, aber das ist nicht so schlimm.« Sie war vor einer Stunde in Aidans Bett aufgewacht und hatte eine Nachricht auf dem Kopfkissen gefunden. »Schlaf dich aus«, hatte er ihr befohlen, aber sie brauchte jetzt Antworten. Und sie brauchte ihn. »Ist Aidan da?«
    Er nickte. »Im Konferenzraum. Ich bringe Sie hin.«
    Fünf Augenpaare schauten auf, als sie eintraten. Jack, Rick, Patrick und Murphy. Und Aidan. Er stand auf und sah sie finster an. »Du solltest doch schlafen.«
    »Es ging nicht mehr.« Sie hielt ihm den
Bulletin
hin. »Hast du das gelesen?«
    Aidan seufzte. »Ja, wir alle. Setz dich, Tess.«
    Sie nahm den Stuhl, den er ihr bot, und breitete die Zeitung auf dem Tisch aus. Die Schlagzeile lautete:
Verteidigerin eine Mörderin.
Unter den fetten Buchstaben standen zwei Artikel, der größere von Cyrus Bremin, der über Amys Rolle in der Mordserie der vergangenen Woche berichtete. Zu dem Artikel gehörten Fotos der letzten beiden Opfer, Phillip Parks und Keith Brandon. Ihre Gesichter starrten ihr in Schwarzweiß entgegen, und Tess empfand nur Trauer. Auch ihr Bild prangte auf der Titelseite, daneben eine grobkörnige Aufnahme
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