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Nie Wirst Du Entkommen

Nie Wirst Du Entkommen

Titel: Nie Wirst Du Entkommen
Autoren: Karen Rose
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von ihr, wie sie am Balkongeländer hing. Dieses Foto verursachte ihr ein Brennen im Magen. In der vergangenen Nacht hatte sie den Moment wieder und wieder durchlebt, hatte sich ausgemalt, wie ihre Finger langsam vom Geländer abrutschten, doch sie hatte es überlebt. Dreizehn andere nicht.
    Die zweite Story war kürzer, aber ebenso schockierend. Amy hatte für verschiedene mächtige und kriminelle Familien in Chicago gearbeitet und sich Blutgeld verdient, indem sie ihnen geholfen hatte, alle Angestellten, die ihnen auf die Zehen getreten waren, ins Gefängnis zu bringen. Jeder dieser Angestellten war im Gefängnis zu Tode gekommen, eine überaus effektive Warnung an alle, die einen Verrat in Erwägung zogen. Irgendwie war Joanna Carmichael dahintergekommen. Und das hatte ihren Freund das Leben gekostet.
    »Jetzt hat sie endlich ihre Verfasserzeile«, murmelte Tess. »Carmichael meine ich.«
    »Zu einem hohen Preis«, erwiderte Aidan ruhig. »Alles in Ordnung mit dir?«
    Ja, wollte sie sagen, dann starrte sie wieder auf die Titelseite. »Nein.«
    »Wie geht’s Ihrem Vater?«, fragte Murphy.
    »Sein Zustand ist stabil.« Sie schaffte ein flüchtiges Lächeln. »Und er quengelt. Er will nach Hause.« Ihr Lächeln schwand. »Und ich soll mitkommen.«
    Etwas blitzte in Aidans Augen auf, aber er lächelte. »Darüber reden wir, wenn wir uns alle ein wenig beruhigt haben. Hast du etwas gegessen?«
    »Deine Mutter hat mich dazu gezwungen.« Tess war vom Duft gebratener Eier mit Speck aufgewacht, und Becca Reagans Lächeln war so fröhlich gewesen, dass sie tatsächlich etwas hatte zu sich nehmen können. Am Abend zuvor war sie im Krankenhaus gewesen, wo man sie untersucht und schnell wieder entlassen hatte. Ihr Vater war natürlich aufgenommen worden. Vito und ihre Mutter waren bei ihm geblieben, aber er hatte sie angewiesen, nach Hause zu gehen und sich auszuschlafen. Nach Hause war bei Aidan.
    »Was habt ihr denn gestern noch herausgefunden?«
    »Sie hat einige Unschuldige ins Gefängnis gebracht«, sagte Patrick verbittert. »Ein paar habe übrigens ich angeklagt. Immer wenn die Polizei den Familien, für die Miller arbeitete, zu nah kam und ein Verbrechen aufgedeckt zu werden drohte, kam diese Frau ins Spiel. Sie suchte sich einen Sündenbock und fälschte Beweise. Dann ›verteidigte sie‹ den armen Burschen, so dass er keine Chance hatte.« Er presste die Kiefer zusammen. »Und ich habe nichts geahnt. Kristen auch nicht. Neulich habe ich mir Sorgen gemacht, dass Sie mir eine Flut von Berufungen bescheren könnten, Tess. Jetzt droht mir die Wiederaufnahme von jedem einzelnen Verfahren, bei dem sie mitgewirkt hat.«
    »Was für eine Ironie«, murmelte Tess.
    »Nicole Riveras Bruder war einer dieser Unschuldigen«, sagte Aidan. »Sie hat ihn ausgesucht, weil sie Riveras Talent zur Stimmenimitation erkannt hatte. Sie hat Miguel Rivera einen Mord angehängt und seine Schwester erpresst.«
    »Ist der Junge wieder frei?«, fragte Tess.
    Aidan nickte. »Seit gestern Abend.«
    »Aber seine Schwester ist tot.« Tess schloss die Augen. »Und all die anderen Leute. Ich verstehe es immer noch nicht. Wieso hat sie mich so gehasst?« Das Schweigen am Tisch zog sich in die Länge und wurde angestrengt. Tess sah einen nach dem anderen an. »Sagt es mir.«
    »Wegen Jim Swanson«, sagte Aidan leise. »Sie liebte ihn abgöttisch.«
    »Aber er wollte mich.« Sie zog die Brauen zusammen. »Er ist vor drei Monaten nach Afrika gegangen. Hat dieser Entschluss das hier alles ausgelöst?« Aidans Blick flackerte, und Tess begriff.
    »Er ist tot, richtig?«
    »Es tut mir leid, Tess. Swanson ist nie in dieser Klinik im Tschad angekommen. Wir haben seine Sachen und ein Messer mit getrocknetem Blut von seiner Blutgruppe in Amys Schrank gefunden. Sie hat ihn wahrscheinlich im Affekt getötet und im Nachhinein dich für die Sache verantwortlich gemacht.«
    »Sie hat mich gehasst, all die vielen Jahre.« Ihr Mund verzog sich verbittert. »Was bin ich doch für eine tolle Psychiaterin. Ich habe eine Mörderin vor meiner Nase und merke es nicht.«
    »Millers Mutter war schizophren, Tess«, sagte Murphy. »Ihre Mutter kann Ihnen mehr dazu sagen, aber wie es aussieht, war Amy schon seit Jahren krank. Sie war nur clever genug, es vor anderen zu verbergen. Selbst vor Ihnen.«
    »Ich denke, dass die Krankheit erst kürzlich ihren Verstand zu übernehmen begann. Sie konnte sie nicht mehr kontrollieren, nicht mehr verstecken.«
    »Und meine Mutter wusste
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