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Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Titel: Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren
Autoren: Andy McNab
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und drückte ihm Toms Reisepass in die Hand. Seiner Miene und den Tränen in seinen Augen nach hätte man glauben können, ich hätte ihm die drei Millionen geschenkt.
    Ich wusste, dass ich damit viel riskierte, aber ich hatte das Gefühl, ihm das schuldig zu sein. Ich konnte nur hoffen, dass er Toms Passfoto durch ein gutes von sich ersetzte - und dass die Beamten an der Passkontrolle an dem Tag, an dem er den Pass vorlegte, nicht allzu aufmerksam waren. Sonst würde der arme Worsim von ein paar Gorillas abgeschleppt und in eine Einzelzelle gesteckt werden, bevor er »Crazy, Mann!« sagen konnte.
    In Narva hatte ich mir gesagt, den Pass sei ich ihm wie ein neues Auto für seine Hilfe schuldig. Aber als ich jetzt in London mit einem Kaffee in der Hand dastand und Zeit zum Nachdenken hatte, erkannte ich, dass das mehr damit zu tun hatte, dass ich versuchte, über meine Schuldgefühle wegen Toms Tod hinwegzukommen. Ich
    hatte ihn unter schlimmsten äußerlichen Bedingungen überfordert und so seinen Tod verursacht. Dass ich Acht die Chance gab, ein neues Leben zu beginnen, war ein Versuch, mein Gewissen zu beruhigen und eine neue Seite aufzuschlagen: Das Unternehmen war
    abgeschlossen, jetzt ging es mich nichts mehr an.
    Anfangs glaubte ich, das habe geklappt und alles sei wieder in Ordnung. Aber ich ahnte, dass nichts in Ordnung war - nicht mit Tom, nicht mit Kelly. Ihr Zustand war praktisch unverändert; Neujahr war auch an ihr vorbeigegangen. In den zwei Tagen seit meiner Rückkehr hatte ich zweimal in der Klinik angerufen. Ich hatte beide Male gelogen und behauptet, ich sei noch immer im Ausland, werde jedoch bald zurückkommen. Ich sehnte mich verzweifelt danach, Kelly wieder zu sehen, fühlte mich einem Wiedersehen aber noch nicht gewachsen. Ich wusste, dass ich nicht im Stande sein würde, ihr in die Augen zu sehen. Bei meinem zweiten Anruf hatte Dr. Hughes sich gemeldet und mir erklärt, die für Kelly geplanten Therapiesitzungen, an denen ich teilnehmen sollte, lägen bis zu meiner Rückkehr auf Eis. Ich hatte mich noch immer zu keinem Entschluss durchgerungen. Ich wusste, dass Kelly diese Therapie brauchte, und wollte auch daran teilnehmen, aber ...
    Um die Verwirrung zu vergrößern, hatte ich auch einen Anruf von Lynn bekommen. Er wollte mich heute Nachmittag sprechen. Seit unserer letzten Begegnung schien bei ihm ein Sinneswandel eingetreten zu sein, denn er hatte gesagt, er habe einen Monat Arbeit für mich. Ich war versucht gewesen, ihm zu erklären, wohin er sich seine 290 Pfund pro Tag stecken könne, weil ich nie wieder auf die Firma angewiesen sein würde, wenn heute Morgen mit Liv alles klappte. Andererseits gab es keine Garantie dafür, dass sie kommen würde, und obwohl ein Monatsgehalt nicht viel war, würde ich wenigstens arbeiten, statt nur über meine Situation nachzugrübeln.
    Die Übergabe würde unkompliziert ablaufen. Sofort nach meiner Rückkehr nach England hatte ich telefonisch ein Bankkonto in Luxemburg eröffnet. In dem toten Briefkasten in Helsinki hatte ich für Liv die Nachricht hinterlassen, sie werde das Geld per Fed Wire elektronisch überweisen müssen, was nur wenige Stunden dauerte. Wenn wir uns später drüben im Hotel trafen, würde sie ihrer Bank das von mir angegebene Konto nennen. Anschließend würden wir einfach dasitzen und warten, bis das Geld überwiesen war. Ich würde die Luxemburger Bank alle Stunde anrufen, mein Kennwort angeben und erfahren, wann das Geld eingegangen war. Ich hatte mir vorgenommen, bis spätestens 16 Uhr zu warten. Kreuzte Liv bis dahin nicht auf, musste ich annehmen, dass sie nie kommen würde. Dann wurde es Zeit, sich zu überlegen, wie ich Valentin erreichen konnte, um ihn darüber aufzuklären, was Liv hinter seinem Rücken getrieben hatte.
    Ich hatte mit dem Gedanken gespielt, sie nach der Bestätigung des Eingangs der Geldüberweisung mit der Enthüllung zu überraschen, dass ich Tom lebend befreit und von ihm die ganze Geschichte erfahren hatte - nur um der Befriedigung willen, sie wissen zu lassen, dass sie mich nicht überlistet hatte. Schließlich hatte ich nicht vor, mich jemals wieder mit der Russenmafia einzulassen. Ich wollte nur mein Geld; sobald ich es hatte, konnte diese Bande weiter Gebäude in die Luft jagen und Leuten den Bauch aufschlitzen, solange sie wollte. Tief im Innersten wusste ich jedoch, dass ich durch meine Enthüllung nur in die Scheiße geraten würde. Liv hatte ihren Aufstieg nicht geschafft, ohne ein paar
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