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Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Titel: Nick Stone - 01 - Ferngesteuert
Autoren: Andy McNab
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was würde aus mir werden? Niemand würde es wagen, etwas gegen mich zu unternehmen, weil alle wußten, daß ich das Belastungsmaterial noch hatte. Falls mein Brandanschlag gelang, würde das an Euan adressierte Päckchen vorerst als unzustellbar bei FedEx liegenbleiben. Der Mord an Simmonds würde um jeden Preis vertuscht werden. Falls irgendein übereifriger Kriminalbeamter der Wahrheit gefährlich nahekam, würde er liquidiert werden. John Stalker war nicht der erste, der aus solchen Gründen beseitigt worden war, und er würde auch nicht der letzte sein.
    Mir wurde plötzlich klar, warum die PIRA oder jemand, der angeblich in ihrem Auftrag gehandelt hatte, jeweils zu Beginn irgendwelcher Friedensgespräche einen Soldaten oder Polizisten erschossen oder in England eine Bombe gelegt hatte. Ganz einfach: Weil es sich lohnte, dafür zu sorgen, daß die Unruhen weitergingen.
    Auf unserer Seite gab es viele, die von Konflikten wie in Nordirland profitierten und sie nicht beendet sehen wollten. Die Royal Ulster Constabulary ist vermutlich die bestbesoldete Polizei Europas, wenn nicht sogar der Welt. Als ihr Kommandeur muß man sagen, man wünsche sich das Ende des Bürgerkriegs herbei, aber tatsächlich befehligt man eine schlagkräftige Polizeitruppe und verfügt über große Macht und unbegrenzte Geldmittel. Innerhalb der RUC sind wiederum Fürstentümer entstanden, die ihre Existenz allein den Unruhen verdanken und für den Kampf gegen den Terrorismus alles an Männern und Material erhalten, was sie nur anfordern.
    Weshalb sollte selbst ein 24jähriger RUC-Constable, verheiratet, zwei Kinder, das Ende der Unruhen herbeiwünschen? Er verdiente genug, um sich einen hohen Lebensstandard, ein hübsches Haus und Urlaubsreisen ins Ausland leisten zu können. Wozu sollte er sich Frieden wünschen, der ihn womöglich seinen guten Job kosten konnte?
    Auch das britische Heer hat kein Interesse an der Beendigung des Nordirlandkonflikts. Die Provinz ist ein phantastisches Versuchsgelände für Waffen und ein erstklassiger Truppenübungsplatz - und wie die RUC kann das Heer sich auf diese Weise ein größeres Stück vom Kuchen sichern. Das Heer muß jedes Jahr um Haushaltsmittel kämpfen und steht dabei in Konkurrenz zur Marine, die mehr Geld für Trident-U-Boote fordert, und zur Luftwaffe, die den Eurofighter beschaffen will. Solange Nordirland auf der Tagesordnung steht, kann das Heer mit dringenden operativen Notwendigkeiten argumentieren - und niemand wird bestreiten, daß für den Kampf gegen den Terrorismus Geld nötig ist.
    Der britischen Industrie hätte ein Waffenstillstand große Verluste beschert. Die großen Rüstungsfirmen lieferten Material, das speziell auf die Gewährleistung innerer Sicherheit zugeschnitten war, und verdienten unter den dortigen Einsatzbedingungen Millionen. Auf dem nordirischen Kriegsschauplatz erprobtes Material wurde ihnen von ausländischen Käufern aus den Händen gerissen. Kein Wunder, daß der Nordirlandkonflikt Großbritannien zu einem der drei größten Waffenexporteure der Welt gemacht hatte - mit segensreichen Auswirkungen auf die britische
    Zahlungsbilanz.
    Ich wußte jetzt, weshalb McCann, Farrell und Savage hatten sterben müssen. Enniskillen. Ein für die PIRA negatives Medienecho. Menschenschlangen vor Kondolenzbüchern. Ein einschneidender Rückgang der Spenden von Amerikanern irischer Abstammung. Damals mußte wirklich die Gefahr einer Zeit des Dialogs und der Aussöhnung bestanden haben. Das hatten Simmonds und seine Komplizen nicht dulden können. Sie hatten Märtyrer schaffen müssen, um den Druck aufrechtzuerhalten.
    Und ich? Ich war vermutlich nur ein kleiner Aussetzer einer gutgeölten Maschine. Und Nordirland war vermutlich nur eines ihrer vielen Tätigkeitsgebiete. Vielleicht provozierten diese Kerle auch Unruhen und Morde in Hebron, hetzten die Kroaten gegen die Serben auf und hatten sogar Kennedy ermorden lassen, weil er den Vietnamkrieg hatte beenden wollen. Schließlich war alles ein Geschäft, wie Simmonds gesagt hatte. Ich konnte ihnen nicht das Handwerk legen. Aber das machte mir keine Sorgen. Wozu denn auch? Immerhin hatte ich Kevs und Pats Tod gerächt. Das mußte mir genügen.
    Ich verließ die Autobahn und fuhr auf der Straße nach Abergavenny weiter. Der Regen hatte aufgehört, aber dieser Straßenabschnitt war wegen häufiger Instandsetzungsarbeiten berüchtigt. Euans Haus lag etwa zehn Meilen jenseits der Stadt in Richtung Brecon.
    Ich betätigte mich als
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