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Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Titel: Nick Stone - 01 - Ferngesteuert
Autoren: Andy McNab
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hatte. Während ich ihr erklärte, was sie tun mußte, hörte ich ein leises Piepsen.
    Akku. Scheiße!
    »Also, du mußt die Kappe reindrücken, bevor du sie drehst. Aber wir müssen uns ein bißchen beeilen, sonst funktioniert das Telefon nicht mehr, bevor wir fertig sind.«
    »Was soll ich jetzt tun, Nick?«
    »Steht die Plastikflasche jetzt offen auf dem Tisch?«
    Nichts.
    »Kelly? Kelly? Bist du noch da?«
    War der Akku leer?
    Dann hörte ich: »Was soll ich jetzt machen?«
    »Gott sei Dank, ich dachte schon, der Akku sei leer. Hast du irgendwas, mit dem du die grüne Büchse öffnen kannst? Ich weiß was - am besten mit dem Löffel, Kelly. Du legst das Telefon auf den Tisch, nimmst den Löffel und stemmst damit den Deckel auf, okay?«
    Während ich angestrengt horchte, versuchte ich zu überlegen, welche Möglichkeiten uns noch blieben, falls diese Sache schiefging. Ich kam zu dem Schluß, daß uns keine blieben.
    »So, jetzt kommt der schwierigste Teil. Traust du dir den zu? Um den zu schaffen, muß man wirklich gut sein.«
    »Ja, mir fehlt nichts mehr. Tut mir leid, daß ich geheult habe, aber ...«
    »Ich weiß, ich weiß, Kelly. Ich bin auch nervös, aber gemeinsam schaffen wir’s. Du steckst das Telefon jetzt zu deinen Sportschuhen in die Tasche. Dann nimmst du eine der großen Plastikflaschen vom Tisch, gehst damit zur Haustür und öffnest sie einen Spalt weit. Aber nicht ganz, nur ein kleines Stück. Dann klemmst du die Flasche in den Spalt, damit die Tür nicht wieder zufällt. Aber denk daran, die Haustür ist groß und schwer und darf beim Aufmachen nicht quietschen oder knarren. Glaubst du, daß du das schaffst?«
    »Yeah, das kann ich. Und wie geht’s weiter?«
    »Das sage ich dir gleich. Aber vergiß nicht: Falls das Telefon nicht mehr funktioniert und du mich nicht mehr hörst, rennst du zu den Bäumen und versteckst dich.«
    Dort würde Euan sie vermutlich aufspüren, aber was sollte ich ihr sonst raten?
    »Okay.«
    Die Sache mit der Haustür war der heikelste Punkt. Selbst wenn Euan fest schlief, würde sein Unterbewußtsein die Veränderung des Luftdrucks und vielleicht auch ein leises Knarren wahrnehmen. Daraus
    konnte ein Traumbild entstehen, das nach Art eines sechsten Sinns davor warnte, daß irgend etwas nicht in Ordnung war.
    Trotzdem hatte sie dann wenigstens einen Vorsprung - wenn sie sich daran erinnerte, was ich ihr eingeschärft hatte.
    »Ich bin wieder in der Küche«, meldete sie. »Was soll ich jetzt tun?«
    »Hör bitte gut zu. Was jetzt kommt, ist sehr wichtig. Bis zu welcher Zahl kannst du zählen?«
    »Ich kann bis zehntausend zählen.«
    Das klang wieder etwas lebhafter, als spüre Kelly, daß das Ende in Sicht war.
    »Du sollst nur bis dreihundert zählen. Kannst du das?«
    »Klar kann ich das.«
    »Aber nicht laut, sondern nur im Kopf.«
    »Okay.«
    »Als erstes gehst du wieder an den Herd. Weißt du, wie man das Gas andreht?«
    »Natürlich! Ich helfe Mommy oft beim Kochen.«
    Als ich das hörte, mußte ich schlucken.
    Ich zwang mich dazu, mich wieder zu konzentrieren. Ich durfte mich jetzt nicht ablenken lassen. Vielleicht war Kelly ohnehin bald tot. Ich kam mir wie ein Schweinehund vor, weil ich sie meine Dreckarbeit erledigen ließ; aber wenn ich das schon tat, mußte ich ihr wenigstens helfen, gute Arbeit zu leisten.
    »Ausgezeichnet. Du weißt also, wie man das Gas im Backrohr und an allen Kochstellen andreht?«
    »Ich hab’ dir doch gesagt, daß ich kochen kann.«
    Eine ganze Busladung Jugendlicher, die von einem Schulausflug zurückkamen, stürmte den Burger King. Sechs oder sieben Jugendliche blieben zurück, kamen auf die Telefonzellen zu, schrien lachend durcheinander und versuchten sich gemeinsam in die freie Telefonzelle nebenan zu quetschen. Ihr Geschrei war so ohrenbetäubend, daß ich nicht mehr hören konnte, was Kelly sagte. Ich mußte etwas unternehmen. »Augenblick, Kelly, bin gleich wieder da.«
    Ich bedeckte die Sprechmuschel mit einer Hand, streckte den Kopf aus der Telefonzelle und brüllte: »Hey, ihr - haltet gefälligst die Schnauze! Ich habe meine Tante am Telefon, ihr Mann ist gerade gestorben, und ich versuche mit ihr zu reden, okay? Laßt uns in Ruhe telefonieren!«
    Die Jugendlichen verstummten beschämt. Sie zogen ab, folgten ihren Klassenkameraden und kicherten mit gespielter Unbekümmertheit, um ihre Verlegenheit zu tarnen.
    Ich sprach wieder ins Telefon.
    »Paß jetzt gut auf, Kelly. Das Telefon funktioniert vielleicht bald nicht mehr,
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