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Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Titel: Nick Stone - 01 - Ferngesteuert
Autoren: Andy NcNab
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    Weshalb sollte selbst ein 24jähriger RUC-Constable, 574
    verheiratet, zwei Kinder, das Ende der Unruhen
    herbeiwünschen? Er verdiente genug, um sich einen hohen Lebensstandard, ein hübsches Haus und
    Urlaubsreisen ins Ausland leisten zu können. Wozu sollte er sich Frieden wünschen, der ihn womöglich seinen guten Job kosten konnte?
    Auch das britische Heer hat kein Interesse an der Beendigung des Nordirlandkonflikts. Die Provinz ist ein phantastisches Versuchsgelände für Waffen und ein erstklassiger Truppenübungsplatz – und wie die RUC
    kann das Heer sich auf diese Weise ein größeres Stück vom Kuchen sichern. Das Heer muß jedes Jahr um
    Haushaltsmittel kämpfen und steht dabei in Konkurrenz zur Marine, die mehr Geld für Trident-U-Boote fordert, und zur Luftwaffe, die den Eurofighter beschaffen will.
    Solange Nordirland auf der Tagesordnung steht, kann das Heer mit dringenden operativen Notwendigkeiten
    argumentieren – und niemand wird bestreiten, daß für den Kampf gegen den Terrorismus Geld nötig ist.
    Der britischen Industrie hätte ein Waffenstillstand große Verluste beschert. Die großen Rüstungsfirmen lieferten Material, das speziell auf die Gewährleistung innerer Sicherheit zugeschnitten war, und verdienten unter den dortigen Einsatzbedingungen Millionen. Auf dem nordirischen Kriegsschauplatz erprobtes Material wurde ihnen von ausländischen Käufern aus den Händen gerissen. Kein Wunder, daß der Nordirlandkonflikt Großbritannien zu einem der drei größten
    Waffenexporteure der Welt gemacht hatte – mit
    segensreichen Auswirkungen auf die britische
    575
    Zahlungsbilanz.
    Ich wußte jetzt, weshalb McCann, Farrell und Savage hatten sterben müssen. Enniskillen. Ein für die PIRA negatives Medienecho. Menschenschlangen vor
    Kondolenzbüchern. Ein einschneidender Rückgang der Spenden von Amerikanern irischer Abstammung. Damals mußte wirklich die Gefahr einer Zeit des Dialogs und der Aussöhnung bestanden haben. Das hatten Simmonds und seine Komplizen nicht dulden können. Sie hatten
    Märtyrer schaffen müssen, um den Druck
    aufrechtzuerhalten.
    Und ich? Ich war vermutlich nur ein kleiner Aussetzer einer gutgeölten Maschine. Und Nordirland war
    vermutlich nur eines ihrer vielen Tätigkeitsgebiete.
    Vielleicht provozierten diese Kerle auch Unruhen und Morde in Hebron, hetzten die Kroaten gegen die Serben auf und hatten sogar Kennedy ermorden lassen, weil er den Vietnamkrieg hatte beenden wollen. Schließlich war alles ein Geschäft, wie Simmonds gesagt hatte. Ich konnte ihnen nicht das Handwerk legen. Aber das machte mir keine Sorgen. Wozu denn auch? Immerhin hatte ich Kevs und Pats Tod gerächt. Das mußte mir genügen.

    Ich verließ die Autobahn und fuhr auf der Straße nach Abergavenny weiter. Der Regen hatte aufgehört, aber dieser Straßenabschnitt war wegen häufiger
    Instandsetzungsarbeiten berüchtigt. Euans Haus lag etwa zehn Meilen jenseits der Stadt in Richtung Brecon.
    Ich betätigte mich als Kolonnenspringer und erreichte damit, daß andere Fahrer hupten und mir mit der Faust 576
    drohten. Dann sah ich vor mir eine endlose Schlange roter Bremsleuchten. Der morgendliche Berufsverkehr hatte eingesetzt. Ich kam ebenfalls zum Stehen. Der Stau wurde durch Straßenbauarbeiten verursacht und schien mindestens eine Meile lang zu sein.
    Ich fuhr aufs befestigte Bankett hinaus. Andere
    Autofahrer hupten wütend, als ich sie auf der Innenseite überholte. Das wilde Hupkonzert alarmierte die Arbeiter, die eine neue Fahrbahndecke aufbrachten. Sie rannten mir laut rufend entgegen, gestikulierten wie wild und deuteten auf die Schilder Durchfahrverbot. Aber ich beachtete sie gar nicht. Ich konnte nur hoffen, daß die Polizei mich nicht anhalten würde. Ich schaltete herunter, gab Gas und schaltete wieder hoch.
    Ich erreichte Abergavenny und blieb auf der
    Umgehungsstraße. Als ich dann an einer Ampel mit
    endlos langen Schaltzeiten aufgehalten wurde, fuhr ich auf dem Gehsteig weiter und setzte mich so an die Spitze der Autoschlange.
    Jenseits der Stadt ging es auf einer schmalen,
    kurvenreichen Straße in die Hügel weiter. Ich trat das Gaspedal durch, raste mit siebzig bis achtzig Meilen dahin und benutzte die gesamte Straßenbreite, als gehöre die Straße mir. Vor jeder Linkskurve fuhr ich so weit rechts, daß die Brombeerhecken an der rechten
    Wagenseite kratzten. In dieser Position hätte ich etwaige Hindernisse hinter der Kurve früher erkannt. Ohne zu bremsen, schaltete
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