Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Titel: Nick Stone - 01 - Ferngesteuert
Autoren: Andy NcNab
Vom Netzwerk:
kannst, und versteckst dich.
    Unterwegs hörst du einen lauten Knall, nach dem ein Feuer ausbricht. Du bleibst aber nicht stehen, um ihn dir anzusehen. Und bleib unbedingt in deinem Versteck, bis ich komme. Ich komme so schnell wie möglich.
    571
    Ehrenwort!«
    In solchen Augenblicken war ich froh, daß meine
    Ausbilder uns die Anweisungen für behelfsmäßige
    Brand- und Sprengsätze eingebleut hatten, bis wir sie auswendig herunterbeten konnten. Damals, vor vielen Jahren, war das eine stupide Auswendiglernerei gewesen, die aber sein mußte, weil man im Einsatz kein Notizbuch mitnehmen konnte. Ich hatte gelernt, wie man aus
    einfachsten Zutaten Sprengsätze bastelt und improvisierte elektrische Zünder baut. Ich kannte die
    Herstellungsformeln und die Konstruktionsweise aller nur denkbaren Höllenmaschinen – vom einfachsten
    Brandsatz wie diesem, mit dem ich Euan umbringen
    würde, bis hin zu einem Sprengsatz, den ich vom anderen Ende der Welt aus telefonisch zünden konnte.
    Das Mobiltelefon begann wild zu piepen und
    verstummte dann einfach. Ich stellte mir vor, wie das in dem Gefrierschutzmittel enthaltene Glyzerin mit der Mischung zu reagieren begann. Nach ungefähr vierzig bis fünfzig Sekunden würde es sich entzünden. Je nach Feuchtigkeitsgehalt auch ein paar Sekunden später.
    Kelly hatte nicht ganz eine Minute Zeit, das Haus zu verlassen; sobald das Propan entzündet wurde, würde es eine gewaltige Explosion mit nachfolgendem Brand
    geben. Euan würde hoffentlich darin umkommen, aber etwa auch Kelly?
    Bitte, bitte, bitte, laß die verdammten Teddybären oben in deinem Zimmer!
    Ich lief zu meinem Wagen und raste nach Westen
    davon. Das erste Licht des neuen Tages versuchte eben, 572
    die geschlossene Wolkendecke zu durchdringen.

40
    Diese Fahrt war die schlimmste meines Lebens.
    Auf einem Schild las ich: Newport, 70 Meilen.
    Nachdem ich schätzungsweise dreißig Meilen mit
    Überlichtgeschwindigkeit zurückgelegt hatte, verkündete das nächste Schild: Newport, 60 Meilen. Ich hatte das Gefühl, mich in einer Tretmühle abzustrampeln, ohne von der Stelle zu kommen – in einer Tretmühle in
    hüfttiefem Wasser.
    Mein Körper hatte seine Adrenalinproduktion wieder verringert und signalisierte mir, daß ich verletzt war.
    Mein Hals, an dem ich tiefe Kratzwunden hatte, brannte wie Feuer. Meine Wunde auf der Stirn blutete nicht mehr, aber die Wunde unter dem rechten Auge, die
    Simmonds aufgerissen hatte, begann anzuschwellen und beeinträchtigte mein Sehvermögen.
    Euan, dieser Scheißkerl. Mein Freund, dem ich in all diesen Jahren bedingungslos vertraut hatte. Daran zu denken, war fast zu schmerzlich. Ich fühlte mich wie betäubt. Ich fühlte eine große innere Leere. Irgendwann würde diese Benommenheit in Schmerz oder Zorn
    umschlagen, aber soweit war es vorerst noch nicht. Vor meinem inneren Auge sah ich Kellys Gesichtsausdruck, als der Zug anfuhr – und das Lächeln auf Euans Gesicht.
    Und was würde aus mir werden? Niemand würde es
    wagen, etwas gegen mich zu unternehmen, weil alle 573
    wußten, daß ich das Belastungsmaterial noch hatte. Falls mein Brandanschlag gelang, würde das an Euan
    adressierte Päckchen vorerst als unzustellbar bei FedEx liegenbleiben. Der Mord an Simmonds würde um jeden Preis vertuscht werden. Falls irgendein übereifriger Kriminalbeamter der Wahrheit gefährlich nahekam,
    würde er liquidiert werden. John Stalker war nicht der erste, der aus solchen Gründen beseitigt worden war, und er würde auch nicht der letzte sein.
    Mir wurde plötzlich klar, warum die PIRA oder
    jemand, der angeblich in ihrem Auftrag gehandelt hatte, jeweils zu Beginn irgendwelcher Friedensgespräche einen Soldaten oder Polizisten erschossen oder in England eine Bombe gelegt hatte. Ganz einfach: Weil es sich lohnte, dafür zu sorgen, daß die Unruhen
    weitergingen.
    Auf unserer Seite gab es viele, die von Konflikten wie in Nordirland profitierten und sie nicht beendet sehen wollten. Die Royal Ulster Constabulary ist vermutlich die bestbesoldete Polizei Europas, wenn nicht sogar der Welt. Als ihr Kommandeur muß man sagen, man
    wünsche sich das Ende des Bürgerkriegs herbei, aber tatsächlich befehligt man eine schlagkräftige
    Polizeitruppe und verfügt über große Macht und
    unbegrenzte Geldmittel. Innerhalb der RUC sind
    wiederum Fürstentümer entstanden, die ihre Existenz allein den Unruhen verdanken und für den Kampf gegen den Terrorismus alles an Männern und Material erhalten, was sie nur
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher