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Nick Perfect – Bruder per Post

Nick Perfect – Bruder per Post

Titel: Nick Perfect – Bruder per Post
Autoren: Evan Kuhlmann
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streikten und an diesem Tag überhaupt nichts fuhr.
    Wer der Mann war? Matthew Rambeau, mein zukünftiger Pa. Ma sagte, sie hätte sich unter allen Passanten ihn ausgesucht, weil er intelligent und ein bisschen schusselig wirkte und weil intelligente und schusselige Leute fast immer unkompliziert sind.
    Da ist was dran.
    Jedenfalls bot mein zukünftiger Pa meiner zukünftigen Ma an, sie und die anderen Studenten ins Kunstmuseum zu fahren, so viele eben in seinen kleinen blauen Wagen passten. Als sie angekommen waren, schloss sich mein Pa dem Museumsrundgang an und später fuhr er meine Ma und die übrigen Studenten mit dem Wagen zurück ins Wohnheim.
    Im Lauf dieses Tages müssen sie sich ineinander verliebt haben, denn meine zukünftigen Eltern verbrachten den Rest des Sommers miteinander, zumindest dann, wenn Ma keine Vorlesungen hatte und Pa nicht im Computerladen arbeitete.
    Irgendwann wurde es für Ma und die übrigen Studenten Zeit, nach New York zurückzufliegen. Doch obwohl meine Ma wenig Geld hatte und am City College das neue Semester begann und obwohl ihre Eltern wollten, dass sie heimkam, beschloss meine Ma, ein weiteres Jahr in Paris zu verbringen. » Es war das größte Risiko, das ich je eingegangen bin«, sagt Ma jedes Mal, wenn sie diese Geschichte erzählt, aber sie sei froh, es getan zu haben. Meine Ma und mein Pa heirateten im Dezember und lebten zwei Jahre zusammen in Frankreich, bevor sie dann in die USA zogen.
    Total irre, da drüber nachzudenken. Ich wäre vermutlich nicht hier, wenn damals nicht die Pariser Busfahrer gestreikt hätten! Dann hätten sich meine Eltern nämlich nie getroffen. Oder wenn meine Ma beschlossen hätte, aufNummer sicher zu gehen und mit den anderen Studenten nach Hause zu fliegen: Dann hätten sie und mein Pa sich vielleicht nie wiedergesehen. Wer weiß, was mein Pa heute machen würde, wenn er nicht damals meine Ma getroffen hätte. Vielleicht hätte er immer noch diesen Job in dem Computerladen in Paris.
    Aber manchmal denke ich anders darüber nach. Ist es möglich, dass alle Pariser Busfahrer– oder zumindest der Typ, dessen Route am Hotel meiner Ma vorbeiführte– nur deshalb in Streik getreten sind, damit meine zukünftigen Eltern sich kennenlernen konnten? Ich weiß, es hört sich verrückt an, aber wahrscheinlich tun wir alle jeden Tag irgendwelche Dinge, für die wir gar keine Erklärung haben. Bei mir ist es garantiert so! Vielleicht machen wir manchmal eine Sache statt einer anderen, nur damit was echt Cooles passieren kann, zum Beispiel, dass zwei Leute sich begegnen und sich ineinander verlieben– auch wenn wir gar nicht ahnen, dass dies der Grund für unsere Handlung ist.
    Hey, so könnte es gewesen sein! Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mein Leben einem Busfahrer in Frankreich verdanke, der beschloss, am Streik teilzunehmen, statt zur Arbeit zu gehen. Oder einer Busfahrerin. Danke!

12.
    Okay, jetzt zurück zum grauen Alltag.
    Irgendwann kam Ma dann doch aus dem Büro heraus, und am Esstisch tagte der Familienrat. Beim Familienrat geht es immer um unangenehme Sachen. Aber diesmal zum Glück nicht um meine Schulnoten oder meine Faulheit oder Mas und Pas Erwartungen, was ich im ersten Jahr an der Mittelschule leisten sollte. Nein, diese Familienratssitzung drehte sich einzig und allein um Nick. Ich saß einfach nur da und achtete darauf, nicht zu viel herumzuzappeln, nicht, dass es plötzlich um mein Gezappel ging.
    Nick, Ma und ich saßen am Tisch, während Pa im Zimmer auf und ab tigerte und seine Version der Geschichte erzählte, um Ma zu überzeugen. Der Roboter saß mucksmäuschenstill neben mir, aber sein Blick, aus dem guten Auge, schwenkte ständig zwischen mir, Pa und Ma hin und her. Jedes Mal, wenn sich die Blickrichtung änderte, hörte man ein leises mechanisches Knirschen. Ich glaube, das machte Ma nervös. Sie weigerte sich, Nick anzusehen, und stieß andauernd diese komischen kleinen Seufzer aus, als lasse sie in kleinen Portionen Dampf ab.
    » Wenn wir die Sache einmal mit klarem Kopf und ganz unvoreingenommen betrachten«, sagte Pa in dem Tonfall, den er auch bei seinen Vorlesungen anschlägt, » können wir uns sicher auf Folgendes einigen: Dass wir mit Nick ein neues Familienmitglied haben, wird nicht nur unserer Familie zugute kommen, sondern auch von großem Nutzen für die Wissenschaft sein, speziell auf dem Gebiet der Robotik, Kybernetik und künstlichen Intelligenz.«
    Ma, die versprochen hatte, Pas Vortrag schweigend
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