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Nick Adams Stories

Nick Adams Stories

Titel: Nick Adams Stories
Autoren: Ernest Hemingway
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überfahren, ist ein Ort so gut wie der andere.»
    «Gestern abend habe ich zwei Skunks gesehen», sagte Nick.
    «Wo?»
    «Unten am See. Sie suchten am Strand nach toten Fischen.»
    «Wahrscheinlich waren es Waschbären», sagte Carl.
    «Es waren Skunks. Ich glaube, ich weiß, was ’n Skunk ist.»
    «Solltest du eigentlich», sagte Carl, «du hast ja ein indianisches Mädchen.»
    «Hör schon damit auf, Carl», sagte Mrs. Garner.
    «Die riechen nämlich ungefähr ebenso.»
    Joe Garner lachte.
    «Du, hör auf zu lachen, Joe», sagte Mrs. Garner. «Ich erlaube nicht, daß Carl so spricht.»
    «Hast du ’n indianisches Mädchen, Nickie?» fragte Joe.
    «Nein.»
    «Er hat aber, Pa», sagte Frank. «Prudence Mitchell ist sein Mädchen.»
    «Das ist sie nicht.»
    «Er besucht sie jeden Tag.»
    «Tu ich nicht.» Nick, der in der Dunkelheit zwischen den beiden Jungens saß, fühlte sich in seinem Innern leer und glücklich, weil man ihn wegen Prudence Mitchell aufzog. «Sie ist nicht mein Mädchen», sagte er.
    «Hör ihn dir an», sagte Carl. «Ich seh sie jeden Tag zusammen.»
    «Carl kann kein Mädchen kriegen», sagte seine Mutter. «Nich mal eine Squaw.»
    Carl schwieg.
    «Carl versteht’s nicht mit Mädchen», sagte Frank.
    «Du, halt den Mund.»
    «Du bist goldrichtig, Carl», sagte Joe Garner. «Mädchen haben noch keinem Mann Glück gebracht. Sieh dir deinen Pa an.»
    «Das sieht dir ähnlich, so zu reden.» Mrs. Garner rückte näher an Joe heran, als der Wagen stieß. «Na, du hast doch, als du jung warst, genug Mädchen gehabt.»
    «Na, ich wette, daß Pa niemals eine Squaw zum Schatz gehabt hat.»
    «Das glaub du nicht», sagte Joe. «Nick, gib nur acht, daß du Prudie behältst.»
    Seine Frau flüsterte ihm etwas zu, und Joe lachte.
    «Worüber lachst du denn?» fragte Frank.
    «Daß du es nicht sagst, Garner», warnte ihn seine Frau. Joe lachte von neuem.
    «Nickie kann Prudence behalten», sagte Joe Garner. «Ich hab ein nettes Mädchen.»
    «Schöne Art zu reden», sagte Mrs. Garner.
    Die Pferde zogen schwer in dem Sand. Joe schwang in der Dunkelheit die Peitsche.
    «Los doch, legt euch mal rein. Morgen müßt ihr noch schwerer ziehen.»
    Sie trotteten den langen Hügel hinunter; der Wagen stieß. Vor dem Farmhaus stiegen alle aus. Mrs. Garner schloß die Tür auf, ging hinein und kam mit einer Lampe in der Hand wieder. Carl und Nick luden die Sachen hinten vom Wagen ab. Frank saß auf dem Vordersitz, um zur Scheune zu fahren und die Pferde einzustellen. Nick ging die Stufen hinauf und öffnete die Küchentür. Mrs. Garner war gerade dabei, Feuer im Herd zu machen. Sie goß Petroleum auf das Holz und wandte sich um.
    «Auf Wiedersehen, Mrs. Garner», sagte Nick. «Und noch schönen Dank fürs Mitnehmen!»
    «Red keinen Unsinn, Nickie.»
    «Ich hab mich herrlich amüsiert.»
    «Wir freuen uns, wenn du kommst. Willst du nicht bleiben und Abendbrot mitessen?»
    «Ich geh lieber. Wahrscheinlich ist Vater meinetwegen aufgeblieben.»
    «Na, dann lauf nur! Schick Carl ins Haus, ja?»
    «Schön.»
    «Gute Nacht, Nickie.»
    «Gute Nacht, Mrs. Garner.»
    Nick ging aus dem Hof und hinunter zur Scheune. Joe und Karl waren beim Melken.
    «Gute Nacht», sagte Nick. «Es war wunderbar.»
    «Gute Nacht, Nick», rief Joe Garner. «Bleibst du denn nicht und ißt mit uns?»
    «Nein, ich kann nicht. Wollen Sie Carl sagen, daß er zu seiner Mutter kommen soll?»
    «Schön. Gute Nacht, Nickie.»
    Nick ging barfuß den Weg entlang über die Wiese unterhalb der Scheune. Der Weg war glatt, und der Tau war kühl an seinen nackten Füßen. Er kletterte über einen Zaun am Ende der Wiese, stieg durch eine Schlucht hinab, und seine Füße wurden naß in dem schlammigen Morast, und dann kletterte er durch den trockenen Buchenwald hinauf, bis er die Lichter der Hütte erblickte. Er kletterte über den Zaun und ging herum bis zur vorderen Veranda. Durch das Fenster sah er seinen Vater am Tisch sitzen und beim Licht der großen Lampe lesen. Nick öffnete die Tür und ging hinein.
    «Nun, Nickie», sagte sein Vater. «War es schön?»
    «Fabelhaft, Daddy. Es war ein fabelhafter vierter Juli.»
    «Hast du Hunger?»
    «Na und ob.»
    «Was hast du denn mit deinen Schuhen gemacht?»
    «Ich hab sie bei Garners im Wagen gelassen.»
    «Komm raus in die Küche.»
    Nicks Vater ging mit der Lampe voran. Er blieb stehen und hob den Deckel vom Eisschrank. Nick ging weiter in die Küche. Sein Vater brachte ein Stück kaltes Huhn auf einem Teller
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