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Nick Adams Stories

Nick Adams Stories

Titel: Nick Adams Stories
Autoren: Ernest Hemingway
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with Youth› betitelten, vor langer Zeit aufgegebenen und beiseite gelegten Romans. In ähnlicher Weise blieb, wennschon viel später, der Plot von Das letzte gute Land in der Luft hängen, und viele Seiten hätten geschrieben werden müssen, um ihm eine Lösung zu geben. Von zwei anderen Stücken weiß man, daß sie aus bereits veröffentlichten Nick Adams-Stories stammen: In Drei Schüsse wird berichtet, wie Nick es als kleiner Junge nachts im Zelt mit der Angst zu tun bekommt; der Text ging ursprünglich der Story Indianerlager voraus. Und Nicks «Bewußtseinsstrom» – Reflexionen über seine Schriftstellerkarriere bildeten einst den (anachronistischen) Schluß von Großer doppelherziger Strom. Von diesen neuen Geschichten kann nur Menschen im Sommer – sehr wahrscheinlich die früheste Nick Adams-Geschichte überhaupt – als abgeschlossenes Stück Prosa betrachtet werden.
    Die bisher unveröffentlichten Erzählungen sind im Inhaltsverzeichnis kenntlich gemacht. Die Entscheidung, sie zu veröffentlichen, ist, sollten Zweifel darüber aufkommen, sehr wohl zu rechtfertigen. Zum einen ist das neue Material dem Vorhaben, die Nick Adams-Stories ihrem Zusammenhang entsprechend neu zu ordnen, sehr förderlich gewesen, da es wesentliche Lücken im Gang der Erzählung schließt. Zum anderen stehen alle diese neuen Texte auf die eine oder andere Weise in Beziehung zu Ereignissen im Leben des Autors, dem die Leser nach wie vor Interesse entgegenbringen. Schließlich und vor allem aber werfen diese Prosastücke ein neues Licht auf Werk und Persönlichkeit eines unserer hervorragendsten Schriftsteller und tragen dazu bei, ihn uns verständlicher zu machen.
    Philip Young

    STUDIEN ÜBER LEBEN
UND WERK ERNEST HEMINGWAYS

    Carlos Baker : Ernest Hemingway. Der Schriftsteller und sein Werk. Reinbek (Rowohlt) 1967
    Carlos Baker : Hemingway. Geschichte eines abenteuerlichen Lebens. München (Edition Praeger) 1971
    Leicester Hemingway : Mein Bruder Ernest. Reinbek (Rowohlt) 1962
    Constance Cappel Montgomery : Hemingway in Michigan. New York (Fleet Press Corporation) 1966
    Marcelline Hemingway Sanford : At the Hemingways: A Family Portrait. Boston (Little, Brown and Company) 1962

Die Wälder im Norden

Drei Schüsse
    Nick zog sich im Zelt aus. Auf der Plane sah er die Schatten, die sein Vater und Onkel George im Schein des Feuers warfen. Er fühlte sich unbehaglich, und er schämte sich; er zog sich aus, so rasch er konnte, und legte seine Kleider sauber zusammen. Er schämte sich, weil ihm beim Ausziehen die vergangene Nacht einfiel. Den ganzen Tag über hatte er die Erinnerung daran verdrängt.
    Sein Vater und der Onkel waren nach dem Abendessen über den See gefahren, um mit der Laterne zu fischen. Ehe sie das Boot ins Wasser hinausschoben, hatte sein Vater gesagt, er solle das Gewehr nehmen und dreimal schießen, wenn irgend etwas los sei; dann würden sie sofort zurückkommen.
    Nick ging vom Seeufer durch den Wald zum Lager. Draußen im Dunkel hörte er die Ruder des Bootes. Sein Vater ruderte, und sein Onkel saß mit der Schleppangel hinten im Boot; er hatte diesen Platz eingenommen, während sein Vater das Boot hinausschob. Nick lauschte, bis das Geräusch der Ruder draußen auf dem See nicht mehr zu hören war.
    Während er durch den Wald zurückging, begann er sich zu fürchten. Im Wald fürchtete er sich nachts immer ein bißchen. Er öffnete die Zeltklappe, zog sich aus und lag dann, in die Decken gehüllt, ganz still in der Dunkelheit. Draußen war das Feuer zu einem Häufchen Glut heruntergebrannt. Nick lag reglos und versuchte einzuschlafen. Es war totenstill. Nick dachte, wenn er nur einen Fuchs bellen hören würde, oder den Ruf einer Eule, oder irgend etwas, dann wäre alles in Ordnung. Es war noch nichts Bestimmtes, wovor er Angst hatte. Aber die Angst wuchs. Dann hatte er plötzlich Angst vor dem Sterben. Es war ein paar Wochen her, da hatten sie daheim in der Kirche einen Choral gesungen: «Und einmal reißt der Faden ab.» Während sie den Choral sangen, war Nick klargeworden, daß er eines Tages sterben mußte. Ihm wurde ganz schlecht bei dem Gedanken. Es war das erste Mal, daß ihm das klar wurde: irgendwann mußte er selber sterben.
    An jenem Abend hatte er sich in die Diele gesetzt und versucht, im Schein der Nachtlampe ‹Robinson Crusoe› zu lesen, um seine Gedanken von der Tatsache abzulenken, daß der Faden einmal abreißen mußte. Das Kindermädchen hatte ihn dabei erwischt und gedroht, sie werde es
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