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Nick Adams Stories

Nick Adams Stories

Titel: Nick Adams Stories
Autoren: Ernest Hemingway
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kommen; sie standen auf einmal mit ihren Blecheimern voller Beeren an der Küchentür. Manchmal, wenn Nick in der Hängematte lag und las, konnte er die Indianer riechen – wie sie zum Tor hereinkamen und am Holzstoß vorbei um das Haus gingen. Alle Indianer rochen gleich. Sie hatten einen süßlichen Geruch. Er hatte ihn zum erstenmal wahrgenommen, als Grandpa Bacon den Schuppen an der Landspitze an Indianer vermietet hatte: als sie wieder fort waren, war er in den Schuppen gegangen, und da hatte es überall so gerochen. Grandpa Bacon konnte den Schuppen danach nie mehr an Weiße vermieten, und Indianer mieteten ihn auch nicht mehr, weil der Indianer, der darin gewohnt hatte, am vierten Juli nach Petoskey gegangen war, um sich zu betrinken, und sich auf dem Heimweg zwischen den Schienen der Bahnlinie nach Pere Marquette schlafengelegt hatte und von dem Mitternachtszug überfahren worden war. Er war sehr groß gewesen für einen Indianer, und er hatte Nick aus Eschenholz ein Kanu-Paddel geschnitzt. Er hatte allein in dem Schuppen gelebt und ‹Schmerztöter› getrunken und war nachts allein durch die Wälder gestreift. Viele Indianer waren so.
    Es gab keine Indianer, die Erfolg hatten. Früher hatte es sie gegeben – alte Indianer, die eine Farm besaßen und bewirtschafteten und alt und fett wurden im Kreis ihrer vielen Kinder und Enkelkinder. Indianer wie Simon Green, der am Hortons Creek gelebt und eine große Farm gehabt hatte. Aber Simon Green war tot, und seine Kinder hatten die Farm verkauft, um sich das Geld zu teilen, und hatten sich davongemacht.
    Nick erinnerte sich an Simon Green, wie er in Hortons Bay schwitzend vor der Schmiede auf einem Stuhl in der Sonne gesessen hatte, während drinnen seine Pferde beschlagen wurden. Nick, der unter der Dachtraufe des Schuppens mit dem Spaten die kühle, feuchte Erde auf der Suche nach Würmern aushob, buddelte mit den Fingern in der Erde und hörte das schnelle bang-bang, mit dem die Eisen festgehämmert wurden. Er streute Erde über die Würmer in seiner Büchse, schaufelte die Erde, die er ausgehoben hatte, wieder zurück und klopfte sie mit dem Spaten fest. Vor der Schmiede saß Simon Green auf seinem Stuhl in der Sonne.
    «Hallo, Nick», sagte er, als Nick zum Vorschein kam.
    «Hallo, Mr. Green.»
    «Gehst du Angeln?»
    «Ja.»
    «Ziemlich heiß heute.» Simon lächelte. «Sag deinem Vater, diesen Herbst wird’s viel Federwild geben.»
    Nick ging weiter, quer über das Feld hinter der Schmiede, zum Haus, um seine Angelrute und den Fischkorb zu holen. Als er zum Bach hinunterstieg, kam Simon Green in seinem Buggy die Straße entlang. Nick hatte gerade das Gebüsch erreicht, und Simon bemerkte ihn nicht. Es war das letzte Mal, daß er Simon Green gesehen hatte. Im Winter starb er, und im nächsten Sommer wurde seine Farm verkauft. Sie war das einzige, was er hinterließ. Er hatte immer alles in die Farm gesteckt. Einer von seinen Söhnen wollte sie weiter bewirtschaften, aber die anderen überstimmten ihn, und so wurde die Farm verkauft. Sie brachte nicht halb so viel, wie jedermann erwartet hatte.
    Eddy, der Green-Junge, der auf der Farm hatte bleiben wollen, kaufte ein Stück Land drüben hinter Spring Brook. Die anderen beiden kauften einen Billardsalon in Pellston. Sie machten Verlust und mußten verkaufen. Das war der Weg, den die Indianer gingen.

Auf eigenen Füßen

Das Licht der Welt
    Als er uns zur Tür hereinkommen sah, blickte der Kneipenwirt auf und langte dann hinüber und stülpte die Glasglocken über die beiden Gratis-Lunch-Schüsseln.
    «Geben Sie mir ein Bier», sagte ich. Er zapfte es ab, strich den Schaum mit dem Spatel herunter und hielt dann das Glas in der Hand. Ich legte meine 5 Cent aufs Faß, und er schob mir das Bier zu.
    «Was bekommen Sie?» sagte er zu Tom.
    «Bier.»
    Er zapfte das Bier, strich es ab, und als er das Geld sah, schob er das Bier zu Tom hinüber.
    «Was ist denn los?» fragte Tom.
    Der Mann hinter der Theke antwortete ihm nicht. Er sah einfach über unsere Köpfe hinweg und sagte zu einem Mann, der gerade hereinkam: «Was bekommen Sie?»
    «Schnaps», sagte der Mann. Der Kneipenwirt stellte die Flasche raus und ein Glas und ein Glas Wasser dazu.
    Tom langte hinüber und nahm die Glasglocke von der Gratis-Lunch-Schüssel. Es waren Schweinsfüße in Sülze, und es lag ein hölzernes Instrument dabei, das wie eine Schere funktionierte, mit zwei hölzernen Gabeln am Ende, um sie herauszuheben.
    «Nein», sagte der Mann
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