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Nichts

Nichts

Titel: Nichts
Autoren: Ben Louis
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den Halt. Werfe den Kopf zur Seite und erkenne die Verstrebung, wie sie mir durch die Hand rinnt. Für einen kurzen Moment scheint sich der kalte Stahl gegen die Mutation zu wehren, will offenbar seine Form halten, sprudelt dann aber umso stärker in sämtliche Richtungen. Mit einem gewaltigen Donner fällt die Welt über mir zusammen und ertränkt mich in einem strahlenden Fluid. Erinnerungen kommen auf.
       Doch dieses Mal fühle ich einen rauen, harten Schmerz.
       „Hey, hey, hey! Vorsichtig alter Junge. Aufpassen!“, vernehme ich leise. Robert hält mich am Arm fest, während ich benommen auf dem harten Boden liege.
       „Du solltest dich besser anschnallen! Turbulenzen.“, meint er.
       Ich öffne die Augen und schaue völlig verdutzt in sein Gesicht.
       Was zum Teufel…
       „Wir sind gleich da!“, brüllt Billy nach hinten. „Festhalten. Könnte jetzt bisschen ungemütlich werden!“
       Während ich - halb entrückt - versuche meinen Platz wieder einzunehmen, wische ich mir über’s Gesicht. Dabei greife ich in etwas Feuchtkaltes. Überrascht ziehe ich meine Hand zurück und starre sie mit großen Augen an. Dann wandert der Blick auf meine Kleidung. Ich bin völlig durchnässt!? Von oben bis unten scheint der Schweiß nur so aus meinen Poren zu rinnen. Aber mir ist nicht warm! Ganz im Gegenteil. Panisch schaue ich umher. Es scheint, als ob um mich herum alles in bester Ordnung. Nichts ist verändert. Zumindest nicht gegenüber meinen Erinnerungen.
       Meinen Erinnerungen?
       Kalter Schauer jagt mir über den Rücken. Ich packe Robert am Unterarm und halte ihn fest. Einfach nur fest, so stark ich kann. Er sitzt regungslos da und ignoriert – akzeptiert - mein Verhalten stillschweigend.
       „TNX! Ne’ alte Testbasis des Air Force Combat Command .”, brüllt Billy. „Wurde in den letzten Jahren intensiv vom Department of Energy genutzt. Wir hatten hier ein Zwischenlager beim Umzug in die NT’s. Haben’s mittlerweile aufgegeben.“
       Sagte er gerade DOE?
       Was hat das Department of Energy hier unten verloren, frage ich mich und komme damit langsam auf andere Gedanken. Neugierig verlasse ich schwankend meinen Platz und klemme mich zwischen die Piloten auf die vertraute Konsole, natürlich nicht gegen den gut gemeinten Protest von Robert.
       „Willst du wieder auf die Schnauze fliegen?“
       „Alles in Ordnung, Junge!“
       „Ja, klar…“, winkt er genervt ab.
       Die Maschine wird langsamer. Unsere Piloten bereiten sich offensichtlich auf den Landeanflug vor. Dabei überfliegen wir nun einen weißen Salzsee, in dessen Mitte sich ein großer, schwarzer Kreis befindet. Könnte ein ausgetrockneter Graben sein, kann es nicht genau identifizieren.
       Billy gibt mir einen Stoß und deutet mit dem Kopf auf unsere linke Seite.
       Ich traue meinen Augen nicht. In gut fünfhundert Metern steht sie! Ebenso imposant, wenn auch etwas kleiner als die bei EINAI, eine… eine Pyramide! Doch diesmal strahlt sie nicht weiß, vielmehr… unheilvoll dunkel, matt,… tiefschwarz! Vom Mittelpunkt des großen Kreises aus führt ein Weg, eine kerzengerade Straße, auf sie zu, sandverweht - deutet eine gewisse Verbindung an.
       „Wie weit ist es zum Flugplatz?“, will ich wissen.
       „Zwei Minuten.“
       „Wir landen hier! Geht das?“, frage ich Billy. „Nur für ’nen Moment…“
       Der Junge schaut mich an, als hätte er nicht verstanden, hebt unsicher die Augenbrauen und zieht die Maschine dann, als ich energisch nicke, wortlos nach links.
     
     
     
    Wir stehen nebeneinander in einer Reihe - fast wie kleine Zinnsoldaten, die ihren Sammler ob seiner merkwürdigen Fähigkeiten bewundern - hundert Meter entfernt vor dieser mystischen Kathedrale und stieren sie ehrfürchtig an.
       „Damn it!“, ist alles, was Robert beim Anblick des Bauwerks einfällt.
       Alle bis auf Reynolds!
       Er sitzt im SH-60 Bravo , dessen Turbinen noch immer laut singen, hält die Stellung, wie er es nannte und beobachtet uns aus sicherem Abstand. Ich gehe langsam in die Knie und greife mit den Fingern in den lockeren Boden. Hebe eine Handvoll davon auf und schaue mir den seltsamen Sand etwas genauer an. Von oben schien es beinahe so, als ob es sich hier um einen ausgetrockneten Salzsee handeln könnte. Ich lasse den weißen Staub durch meine Finger rinnen und schaue ihm nach, wie er vom Wind sachte davongetragen wird.
       Kein Salz… es ist Asche!
       Weiße
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