Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nichts bleibt verborgen

Nichts bleibt verborgen

Titel: Nichts bleibt verborgen
Autoren: Knut Krueger
Vom Netzwerk:
brandgefahr gewarnt worden, da es seit Wochen nicht geregnet hatte, fiel Franziska jetzt ein. Die Norweger hatten überhaupt eine panische Angst vor Bränden. War ja kein Wunder, bei all den Holzhäusern. Kein Norweger würde je auf die Idee kommen, statt einer Lichterkette echte Kerzen an seinem Weihnachtsbaum anzubringen. Und wenn man hier shoppen ging, kam es schon mal vor, dass ein freundlicher Verkäufer versicherte, dieser Rock oder jenes Shirt seien »äußerst schwer entflammbar«.
    Wie auch immer, dachte Franziska, so ein Feuer in freier Natur konnte natürlich ruck, zuck auf die umliegenden Büsche und Bäume übergreifen. Vor allem, wenn der Wind, der in Oslo fast ständig blies, die Flammen zusätzlich anfachte.
    Aber es war doch nicht vorstellbar, dass jemand, der Spaß am Zündeln hatte, einen Waldbrand in Kauf nahm und somit eine Katastrophe heraufbeschwor.
    Oder etwa doch?

Kapitel 2
    »Ausgerechnet Sizilien!«, grummelte Hauptkommissar Ohlsen, während er seine neuen Laufschuhe schnürte.
    »Und quasi von jetzt auf gleich«, sekundierte Alexander, Hauptkommissar in spe, der auf der Einfahrt seine Beine dehnte.
    »Hätte deine Mutter früher Bescheid gesagt, sagen wir letzte Woche …«, Ohlsen knallte die Haustür zu, »oder vorgestern, ich bin ja nicht anspruchsvoll, dann hätte ich eventuell noch Urlaub nehmen und sie für ein paar Tage begleiten können.«
    Vater und Sohn trabten los, den Fredriksborgveien entlang.
    »Und mich hättest du hier allein zurückgelassen?«, entgegnete Alexander mit einem Anflug von Empörung in der Stimme.
    »Dann wäre eben Oma Ragnhild vorübergehend bei uns eingezogen.«
    »Und hätte jeden Tag Labskaus gekocht – schönen Dank auch!«
    Ohlsen tat, was er immer tat, wenn er sich ärgerte, so wie jetzt: Er schnürte die Joggingschuhe, stieg in sein Kajak, stürzte sich mit Badehose in den Oslo fjord, den er liebevoll »mein Schwimmbecken« nannte, oder verausgabte sich im nagelneuen Fitnessstudio des Polizeipräsidiums. Natürlich frönte er seiner Sportleidenschaft nicht nur bei schlechter Laune, doch in Momenten wie diesem kam ihm sein natürlicher Bewegungsdrang wie höhere Gewalt vor. Neu war hingegen, dass er Alexander nötigte, ihn zu begleiten.
    »Da deine Mutter es vorzieht, die nächsten zwölf Wochen unter der Sonne Italiens statt im Kreise ihrer Familie zu verbringen, bin ich nun allein für deine Erziehung zuständig«, hatte er erklärt und umgehend seinen Leitspruch hinterhergeschickt: »Ein bissen Bewegung schadet nicht.«
    Dass man seiner Frau Katja als langjähriger Street workerin und Sozialarbeiterin eine dreimonatige Fortbildung im Ausland ermöglichte, war ja gut und schön. Doch hatte er auf Nachfragen erfahren, dass außer Sizilien auch Kiel und Malmö zur Auswahl gestanden hatten.
    »Wofür hättest du dich denn entschieden, Papa?«, fragte Alexander, als sie das Wikingerschiffmuseum hinter sich ließen.
    »Natürlich auch für Sizilien, aber darum geht es doch gar nicht.«
    »Und worum geht’s?«
    »Darum, dass ich platze vor Neid!« Ohlsen schnaubte. »Wenn ich beim Kriminaldirektor eine Fortbildung beantrage, werde ich zum Gedankenaustausch mit Kollegen nach Lillestrøm geschickt. Die Busfahrt dahin darf ich selber zahlen.«
    Schweigend joggten sie den Dronning Blancas Vei hinunter, der die Halbinsel mit der City verband. Alexander, dem bereits ein leichtes Seitenstechen zu schaffen machte, hoffte, dass ihm ein spontaner Oslo-Marathon erspart blieb. Er musste seinen Vater irgendwie auf andere Gedanken bringen. Es kam nur auf das richtige Stichwort an. »Dieser Brand in Grünerløkka letzte Woche …«
    »Meinst du den Müllcontainer, der mitten in der Nacht Feuer fing, oder den Zeitungskiosk, den jemand abgefackelt hat?«
    »Ich meinte eigentlich das Schuhgeschäft in der Thorvald Meyers gate.«
    Ohlsen nickte grimmig. »Das Legen von Bränden aller Art ist ja im Moment groß in Mode. Bei dem Feuer im Schuhgeschäft handelt es sich höchstwahrscheinlich um Versicherungsbetrug. Wir haben uns die Zahlen der Buchhaltung angesehen, der Laden stand kurz vor der Pleite. Außerdem hat einer unserer Hunde die Reste eines Brandbeschleunigers aufgespürt. Ein Teil der Ware und der Einrichtung war vorher mit Ethanol übergossen worden.«
    »Ethanol?«, fragte Alexander keuchend.
    »Spiritus, also fast reiner Alkohol, allerdings mit Bitterstoffen versetzt, damit keiner auf die Idee kommt, das Zeug zu trinken.«
    Am Thomas-Heftyes-Platz warf
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher