Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Nicht tot genug 14

Titel: Nicht tot genug 14
Autoren: Peter James
Vom Netzwerk:
durch zwei Verhaftungen gelöst.
    Norman Jecks hatte am Morgen gesagt, er habe die ersten Monate seines Lebens in einem Inkubator verbracht. Seine Eltern seien tot. Und seine Eltern wiederum behaupteten, ihr Sohn sei tot. Wozu diese Lügen?
    121
     
    ZUM ERSTEN MAL in dieser endlos scheinenden Woche war Grace vor Mitternacht im Bett. Dennoch schlief er unruhig, versuchte aber, sich so wenig wie möglich zu bewegen, um Cleo nicht zu wecken, die wie ein nacktes, warmes Baby in seinen Armen lag.
    Vielleicht könnte er sich endlich entspannen, wenn Norman Jecks erst hinter Gittern saß. Solange er im Krankenhaus lag, bestand bei einem derart durchtriebenen Verbrecher immer noch Fluchtgefahr. Bislang zuckte Grace bei jedem Geräusch in der Nacht zusammen.
    Was ihm und Cleo am meisten Angst eingejagt hatte, war die Tatsache, dass eine Bohrmaschine in ihrem Besenschrank gelegen hatte. Cleo hatte nie im Leben eine elektrische Bohrmaschine besessen und in letzter Zeit auch keine Handwerker im Haus gehabt. Als habe Jecks ein Souvenir seines Besuchs hinterlassen wollen.
    WEIL DU SIE LIEBST.
    Der Bohrer befand sich in sicherer Verwahrung in der Asservatenkammer der Soko-Zentrale, doch die Vorstellung, die er heraufbeschwor, und die Worte, die Jecks ihm im Krankenhaus zugeflüstert hatte, würden noch lange wie ein Schatten über ihnen liegen.
    Seine Gedanken schweiften zu Sandy. Wie überzeugt Dick Pope und seine Frau gewesen waren, dass sie sie in München gesehen hatten.
    Angenommen, sie war es wirklich gewesen. Warum war sie vor ihnen davongelaufen? Hatte sie ein neues Leben begonnen und mit ihrer Vergangenheit abgeschlossen? Oder hatte sie eine Art Zusammenbruch erlitten? In diesem Fall könnte Kullens Vorschlag, sämtliche Ärzte und Krankenhäuser in München und Umgebung zu überprüfen, womöglich Erfolg haben. Und dann?
    Tief im Herzen wusste er, dass Cleo für ihn mittlerweile an erster Stelle kam.
    Dieser eine Tag in München hätte fast zu einem Bruch zwischen ihnen geführt. Welche Konsequenzen würde es erst haben, wenn er ganz München nach ihr absuchte? Vielleicht war es an der Zeit, damit aufzuhören, einem Phantom hinterherzujagen.
    Mit dem festen Vorsatz, die Vergangenheit endgültig ruhen zu lassen, es wenigstens zu versuchen, schlief er ein.
    Und erwachte zwei Stunden später aus dem ihm vertrauten Albtraum, der ihn alle paar Monate heimsuchte. Sandy, die im Dunkeln um Hilfe schrie.
    Es dauerte fast eine Stunde, bevor er wieder einschlafen konnte.
     
    *
     
    Um sechs Uhr morgens fuhr er nach Hause, zog Sportsachen an und ging ans Meer. Ihm taten alle Muskeln weh, und der Knöchel schmerzte zu sehr, um zu joggen. Also spazierte er bis zur Promenade und zurück, um einen klaren Kopf zu bekommen.
    Als er sich danach in der Dusche abtrocknete, ging die Tür auf. Der Toilettendeckel wurde angehoben, und kurz darauf hörte er seinen Freund pinkeln, als würde ein Supertanker Wasser ablassen.
    Dann rauschte die Toilettenspülung. »Tee oder Kaffee?«
    »Höre ich richtig?«, erkundigte sich Grace.
    »Ja, ich habe soeben beschlossen, dass du eine wunderbare Ehefrau abgeben würdest.«
    »Tee reicht völlig aus, und mit der Hochzeitsnacht warten wir noch ein bisschen.«
    »Kommt sofort!«
    Branson summte fröhlich vor sich hin, und Grace fragte sich, welche Glückspille er an diesem Morgen eingeworfen hatte. Dann konzentrierte er sich wieder auf das eine Problem, das er noch immer nicht gelöst hatte. Zum Glück war ihm, als er schlaflos dagelegen hatte, eine Idee gekommen.
    *
    Um kurz nach zehn saß er wieder in dem kleinen Warteraum des Standesamtes, in der Hand eine Aktenmappe.
    Nach wenigen Minuten erschien Clive Ravensbourne und schüttelte ihm die Hand. Er wirkte sehr viel entspannter als bei ihrer ersten Begegnung – und neugierig.
    »Wie schön, Sie wieder zu sehen, Detective Superintendent. Womit kann ich dienen?«
    »Vielen Dank, dass Sie sich an einem Samstag herbemüht haben. Das weiß ich sehr zu schätzen.«
    »Kein Problem, für mich ist das ein ganz normaler Arbeitstag.«
    »Es geht noch immer um den bewussten Mordfall. Sie waren so freundlich, mir einige Informationen über ein Zwillingspaar zu geben. Ich müsste noch etwas bestätigt haben, was für unsere Ermittlungen von größter Wichtigkeit ist. Es gibt einige Dinge, die nicht zusammenpassen.«
    »Selbstverständlich. Ich tue mein Bestes.«
    Grace öffnete die Aktenmappe und deutete auf die Geburtsurkunde von Brian Bishop. »Ich hatte Ihnen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher