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Nicht tot genug 14

Titel: Nicht tot genug 14
Autoren: Peter James
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Grace hielt sie an den Ärmeln fest und riss sie in der Mitte auseinander. Einen Ärmel wickelte er so fest wie möglich um Jecks’ Arm, knapp über dem Stumpf. Den anderen rollte er zusammen und drückte ihn fest gegen die Blutung.
    Keuchend kam der Zugbegleiter zurück. »Der Strom wird gleich abgestellt, es dauert nur ein paar Sekunden.«
    Dann plötzlich erscholl ein durchdringendes Heulen. Es hörte sich an, als seien sämtliche Einsatzfahrzeuge der Stadt auf dem Weg zum Bahnhof.
     
    *
     
    Fünf Minuten später saß Grace auf eigenen Wunsch hinten bei Jecks im Krankenwagen, weil er unbedingt dafür sorgen wollte, dass das Schwein sicher im Krankenhaus landete.
    Jecks war auf der Trage festgeschnallt, mit Infusionsschläuchen versehen und dämmerte vor sich hin. Der Sanitäter, der ihn aufmerksam beobachtete, erklärte, dass er trotz des starken Blutverlustes nicht in unmittelbarer Lebensgefahr schwebe. Der Krankenwagen raste mit heulender Sirene dahin, seine Insassen wurden ganz schön durchgeschüttelt. Vor und hinter ihnen befand sich eine Polizeieskorte.
    Grace lieh sich das Handy des Sanitäters und rief Cleos Nummern an, doch niemand meldete sich. Dann erkundigte sich der Sanitäter über Funk und erfuhr, dass sich ein Krankenwagen vor Cleos Haus befinde. Zwei Sanitäter versorgten Cleos oberflächliche Verletzungen, da sie nicht ins Krankenhaus wolle.
    Grace ließ sich zu dem Streifenwagen durchstellen, der das Haus bewachte, und wies die beiden Beamten an, dort zu bleiben, bis er selbst vor Ort war. Außerdem sollten sie so schnell wie möglich das Fenster reparieren lassen.
    Dann bog der Krankenwagen scharf nach links und hielt vor der Notfallaufnahme des Krankenhauses.
    Selbst beim Aussteigen ließ Grace Jecks nicht eine Sekunde aus den Augen, obwohl dieser inzwischen bewusstlos war. Hinter ihnen hielt ein dritter Streifenwagen. Ein junger Beamter stieg aus, dem sichtlich übel war, und reichte Grace einen Gegenstand in einem blutgetränkten Taschentuch. »Sir«, sagte er mit grünlichem Gesicht.
    »Was haben Sie denn da?«
    »Die Hand des Mannes, Sir. Vielleicht kann man sie wieder annähen. Allerdings fehlen einige Finger. Sie müssen unter die Räder gekommen sein. Wir konnten sie nicht finden.«
    Um ein Haar hätte Grace gesagt, dass Jecks seine Finger vermutlich ohnehin nicht mehr gebrauchen könnte, nachdem er ihn in die Mangel genommen hatte. Stattdessen knurrte er nur: »Gute Idee.«
     
    *
     
    Kurz nach Mitternacht kam Jecks aus dem OP. Das Krankenhaus hatte den einzigen orthopädischen Chirurgen, der Erfahrung mit abgetrennten Gliedmaßen besaß, nicht erreichen können, und der allgemeine Chirurg, der gerade Dienst hatte und soeben einen verunglückten Motorradfahrer zusammengeflickt hatte, entschied, die Hand sei zu stark beschädigt.
    Grace wies ihn an, die Hand für die kriminaltechnische Untersuchung gekühlt aufzubewahren. Dann vergewisserte er sich, dass Jecks in einem Einzelzimmer untergebracht wurde, das nur ein winziges Fenster und keinen Notausgang besaß, und ordnete an, ihn rund um die Uhr zu bewachen.
    Schließlich fuhr er zurück zu Cleo. Die Rippe schmerzte, und sein Knöchel tat höllisch weh, wenn er die Kupplung trat, aber er war hellwach und ungeheuer erleichtert. Vor dem Haus parkte der Streifenwagen. Auch das Fenster war bereits notdürftig repariert. Als er zur Haustür hinkte, vernahm er das Geräusch eines Staubsaugers. Er klingelte.
    Cleo öffnete. Sie hatte ein Pflaster auf der Stirn, und ein Auge war schwarz und zugeschwollen. Die beiden Polizisten saßen auf dem Sofa und tranken Kaffee, der Staubsauger lag auf dem Boden.
    Sie lächelte schwach, sah ihn dann aber entsetzt an. »Roy, Liebling, du bist ja verletzt.«
    Natürlich, das Blut von Norman Jecks. »Schon gut, das ist nicht meins. Ich muss mich nur umziehen.«
    Die beiden Polizisten hinter ihr grinsten, doch das war ihm in diesem Augenblick egal. Er war so ungeheuer froh, dass es ihr gut ging. Er nahm sie in die Arme und küsste sie auf den Mund, drückte sie fest an sich, so fest, als wollte er sie nie wieder loslassen.
    »Mein Gott, ich liebe dich«, flüsterte er. »Ich liebe dich so sehr.«
    »Ich liebe dich auch.« Ihre Stimme klang leise und ein bisschen heiser, sie hörte sich an wie ein Kind.
    »Ich hatte solche Angst«, sagte er. »Ich hatte Angst, dass du –«
    »Hast du ihn erwischt?«
    »Größtenteils.«
    120
     
    NORMAN JECKS SCHAUTE GRACE MÜRRISCH AN . Er lag in seinem kleinen
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