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Nicht schon wieder ein Vampir! (German Edition)

Nicht schon wieder ein Vampir! (German Edition)

Titel: Nicht schon wieder ein Vampir! (German Edition)
Autoren: Tate Hallaway
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total retrograd vor.«
    In diesem Moment fiel es mir ein: Ich hatte vergessen, mein Geburtsdiagramm weiterzurechnen, um zu sehen, was heute passieren würde. Eigentlich tat ich das jeden Morgen beim Frühstück. Ich bewahrte alle Bücher, die ich dazu brauchte, in dem Regal in der Küche neben meinen Kochbüchern und Rezeptkarten auf. »Also«, sagte ich, »nach meinem Morgen zu urteilen, könnte der Mars gerade rückläufig sein.«
    Ich verstaute meinen Rucksack hinter der Kassentheke und nahm rasch meine Ephemeriden-Jahrestabelle zur Hand. Nachdem ich den Monat Mai gefunden hatte, suchte ich in den Spalten das heutige Datum. Der Mars war offenbar rechtläufig, aber damit bildete er die Ausnahme: Jupiter, Neptun und Pluto waren allesamt retrograd. Mit »retrograd« oder »rückläufig« meint man in der Astronomie, dass sich ein Planet von der Erde aus gesehen entgegen der Hauptrotationsrichtung zu bewegen scheint. Es hatte etwas mit den unterschiedlichen Umlaufzeiten zu tun, aber so genau kannte ich mich nicht damit aus. Ich wusste nur, dass dieses Verhalten der Planeten aus astrologischer Sicht extrem ungünstig war, denn es bedeutete verkorkste, blockierte Energie.
    In der Regel gab ich nicht viel auf die äußeren Planeten. Alles, was jenseits des Jupiters lag, bewegte sich zu langsam, um das Alltagsleben beeinflussen zu können. Aber dass sich nun mehrere Planeten zusammenrotteten, fand ich doch ziemlich besorgniserregend.
    »Und?«, fragte William und schaute mir gespannt über die Schulter. »Was sagen die Tabellen?«
    »Ich weiß es nicht genau«, gestand ich und richtete mich wieder auf. William folgte mir wie ein Schatten. »Ein rückläufiger Neptun in einem Geburtsbild hat immer mit Selbstbetrug und mysteriösen Umständen zu tun. Pluto steht für Geheimnisse und anderer Leute Geld. Also …«, sagte ich lachend, »werden wir vielleicht um eine Erbschaft gebracht und wissen es nicht einmal.«
    William kicherte zwar, aber ich merkte, dass ich ihn beunruhigt hatte. Er rückte die glänzenden Edelsteine in der Auslage neben der Kasse zurecht. »Sonst noch was?«
    »Ja«, entgegnete ich und kam hinter der Theke hervor, um die Tür aufzuschließen. »Der Jupiter ist auch retrograd. Bei einem Geburtsbild würde ich sagen, der Betreffende ist in religiöser Hinsicht ein Fundamentalist. Aber ich habe keine Ahnung, was es für den heutigen Tag bedeutet. Vielleicht können wir das irgendwo nachschlagen.« Ich wies mit dem Daumen auf unsere astrologische Abteilung.
    Als ich zur Tür kam, stutzte ich. Zu meiner Überraschung warteten bereits zwei Kunden vor dem Laden. Ich ließ sie lächelnd ein. Innerlich stöhnte ich allerdings. Es schien ein anstrengender Tag zu werden.
    Und ich behielt recht. William und ich hetzten den ganzen Tag hin und her und hatten keine Minute Zeit, um herauszufinden, was es bedeutete, dass der Jupiter rückläufig war.
    Ich weiß nicht, was es mit dem Frühling auf sich hat. Vielleicht bringen die Kräfte der Natur, die die Pflanzen zum Austreiben bewegen, auch die esoterischen Neigungen der Hausfrauen des mittleren Westens zum Vorschein. An diesem Tag verkaufte ich jedenfalls unzählige Tagebücher mit Ledereinband und Hexen-Anfängersets.
    Zugegeben, eine neue Jahreszeit war angebrochen, ein neues Semester. Jeder hatte Lust auf einen Neuanfang. Obwohl ich schon längst Feierabend hatte, durchstöberte ich den neuen Burpee -Pflanzenkatalog, der mit der Post gekommen war, und überlegte, ob wir vielleicht auch Sämlinge von ein paar exotischeren Kräutersorten zum Verkauf anbieten sollten.
    William war bei Geschäftsschluss von seiner Freundin abgeholt worden. Sie hatte etwas an sich, das mich misstrauisch machte. Ich konnte nicht genau sagen, was es war, aber … Ach, wahrscheinlich spann ich mir nur etwas zusammen. William rief irgendwie meinen latenten Mutterinstinkt wach. Er wirkte immer so schutzbedürftig. Außerdem arbeitete ich nun schon mehrere Monate in diesem Laden, und sie war noch kein einziges Mal hereingekommen, um sich mit mir bekannt zu machen. Sie wartete stets im Wagen auf ihn. Das fand ich einfach komisch.
    Ich hatte bereits Kasse gemacht und das Licht im vorderen Teil des Ladens ausgeschaltet, und ich hätte schwören können, dass ich auch schon die Tür abgeschlossen hatte, doch da hörte ich plötzlich das verräterische Bimmeln.
    »Ich brauche eine Alraune, eine ganze Wurzel!«, ertönte eine männliche Stimme von der Tür. »Bei Neumond geerntet. Am besten von
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