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Nicht schon wieder ein Vampir! (German Edition)

Nicht schon wieder ein Vampir! (German Edition)

Titel: Nicht schon wieder ein Vampir! (German Edition)
Autoren: Tate Hallaway
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einer Wegkreuzung.«
    Ich lachte. »Womöglich noch direkt unter einem Galgen gewachsen.«
    »Mein Gott, ja! Haben Sie so etwas?«
    »Nein.« Es war nur ein Witz gewesen. Ich wollte dem Simpel gerade erklären, dass es in Amerika seit einigen Jahrzehnten keine öffentliche Hinrichtung durch den Strang mehr gegeben hatte, doch es verschlug mir die Sprache. Als ich von meinem Katalog aufschaute, blickte ich in die hinreißendsten braunen Augen, die ich jemals gesehen hatte.
    Ich meine, sie waren wirklich wunderschön. Abgesehen davon, dass sie fast vollkommen mandelförmig waren, bestachen sie auch noch durch lange, dichte Wimpern, wie sie normalerweise nur kleine Jungen haben.
    Die Augen sind eigentlich nicht das, worauf ich bei einem Mann achte. Ich gebe es nur ungern zu, aber was ich in der Regel als Erstes prüfe, ist das »Größenverhältnis«. Will sagen, das Verhältnis von Schulterbreite zu Taille. Ich mag diese Dreiecksform, oben schön breit und unten schmal.
    Dieser Mann hatte sie. Ich würde sogar sagen, sein Körper bildete ein perfektes V. V wie vollkommen, verwegen und verlockend.
    Und verhängnisvoll.
    Seinem leichten, kultivierten britischen Akzent zum Trotz war er angezogen wie ein Rowdy. Er trug eine Lederjacke, eine verschlissene Jeans und ein enges weißes T-Shirt, das die wohlproportionierten Muskeln darunter erahnen ließ. Seine langen schwarzen Haare hatte er im Nacken zu einem Zopf zusammengebunden. Und um mich völlig wahnsinnig zu machen, zierte ein Anflug von Bartstoppeln sein markantes Kinn. Ich hasse das! Gut aussehende Männer machen mich blöd. Plötzlich hatte ich nur noch eines im Sinn: mit dem Finger die Linie von seinen hohen Wangenknochen bis hinunter zu seinem Hals entlangzufahren. Ich konnte an nichts anderes mehr denken.
    Ich riss mich mühsam von dieser Vorstellung los, jedoch nur, um mich abermals in diesen verdammten Augen zu verlieren. Sie schimmerten wie poliertes Eichenholz im Sonnenlicht. Und sie hatten dieses faszinierende, bezaubernde innere Leuchten, das ich mit den Toten in Verbindung brachte – mit den Untoten, besser gesagt.
    »Aber können Sie mir eine besorgen?«, fragte er eindringlich.
    »Was?«, fragte ich und starrte ihn wie gebannt an.
    »Eine Alraune.«
    »Äh … schon möglich«, stammelte ich.
    Ich stützte mich auf die Theke und beugte mich unauffällig etwas vor, um seinen Geruch einzufangen. Ich roch Motorradabgase und Leder. Menschlichen Schweißgeruch konnte ich allerdings nicht ausmachen, was mich etwas nervös machte. Also kniff ich die Augen leicht zusammen und stellte meinen Blick unscharf, um nach einer Aura zu suchen. Genau wie ich erwartet hatte: Es war keine vorhanden. Nicht einmal ein leichter violetter Schimmer, wie man ihn bei einem gut gemachten Zombie feststellen konnte. Er war eindeutig eine wandelnde Leiche.
    Wow!
    Der Tag war mit einem Schlag viel interessanter geworden.
    »Könnten Sie sich vielleicht danach erkundigen?«, fragte er.
    »Erkundigen?«, fragte ich zurück, während ich über seine Aura, beziehungsweise über ihr Nichtvorhandensein, nachgrübelte.
    »Nach der Alraune!« Er wich einen Schritt zurück, als fände er mein Verhalten merkwürdig.
    Ich hätte ihn gern darauf hingewiesen, dass er der Tote war, der in meinen Laden hereinspaziert war, aber ich ließ es dann doch bleiben. »Äh …« Ich versuchte, mich zu sammeln. »Es gibt so einen Betrieb, da wird von Hand nach Mondphasen geerntet. New Moon Wimmin‘s Herb Collective oder so. Ich glaube, ich habe auf der Website ein Lesezeichen. Vielleicht haben die ja Alraunen in ihrem Gewächshaus. Ich meine, ich gehe davon aus, dass Sie die echte wollen, nicht die amerikanische.« Die amerikanische Alraune war auch unter dem Namen »Fußblattwurzel« bekannt, und ein paar Exemplare davon wuchsen unter meiner Kiefer. Ich hatte sie eigens angepflanzt, obwohl das Gewächs in Kanada und an der Ostküste weit verbreitet war.
    »Ich brauche eine Atropa mandragora .« Er sprach die lateinische Bezeichnung perfekt und ohne Zögern aus. Zu seinen Lebzeiten musste dieser Mann entweder Kräuterheilkundiger oder Kirchengelehrter gewesen sein.
    »Ja, das habe ich mir gedacht«, sagte ich, während ich die Website des Kollektivs durchsuchte. »Offenbar führt der Betrieb tatsächlich bei Neumond geerntete Alraune. Ich kann Ihnen eine bestellen oder so viele, wie Sie wollen, aber wenn Sie sie schnell brauchen, dann wird es teurer.«
    Er fragte nicht einmal nach dem Preis, sondern zückte
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