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Nicht schon wieder ein Vampir! (German Edition)

Nicht schon wieder ein Vampir! (German Edition)

Titel: Nicht schon wieder ein Vampir! (German Edition)
Autoren: Tate Hallaway
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schreiend am blauen Himmel.
    Ich beeilte mich und trat kräftig in die Pedale, und als ich die State Street erreichte, stand mir der Schweiß auf der Stirn.
    Die State Street war die Touristenmeile von Madison. Das State Capitol , das Parlamentsgebäude aus weißem Marmor, thronte am oberen Ende der Fußgängerzone, der Campus der Universität von Wisconsin-Madison lag am unteren Ende. Dazwischen befanden sich Hutboutiquen, Krimskramsläden, nepalesische Restaurants, Sportsbars, Tuchmacher und Schneider, das einzige Toilettenpapiermuseum der Welt und Mercury Crossing , der Laden, in dem ich arbeitete. Nachdem ich mein Fahrrad in der Gasse dahinter abgestellt und abgeschlossen hatte, sah ich auf meine Uhr. Verdammt! Trotz aller Anstrengung war ich fünf Minuten zu spät. Mit einem flauen Gefühl in der Magengrube öffnete ich die Hintertür.
    Meine Schultern entspannten sich sofort, als ich den süßen, leicht würzigen Räucherstäbchenduft einatmete. Genauso roch es in jedem Zauberladen von hier bis Poughkeepsie.
    Unter der Decke baumelten Windspiele aus Kristallglas, die mit Turmalinen, Amethysten und anderen Halbedelsteinen verziert waren. Ich ging an den mit Büchern und Tarotkarten vollgestopften Regalen vorbei zur Kasse, die sich in der Mitte des Ladens befand und von Glasvitrinen mit Zauberstäben, Jadebuddhas, Halsketten, Glaskugeln und Göttinnenschmuck aller Art flankiert war.
    Ich liebte diesen Laden. Hier fühlte ich mich zu Hause.
    Wenn ich der Magie allerdings tatsächlich abschwören wollte, hätte ich wahrscheinlich besser in dem Feinkostgeschäft zwei Blocks weiter gearbeitet. Leuten, die auf Drogen- oder Alkoholentzug waren, bläute man stets ein, sich von alten Freunden, alten Orten und alten Gewohnheiten fernzuhalten.
    Ich sagte mir jedoch immer wieder, dass der Job zu meiner »Tarnung« gehörte. Echte Hexen, die etwas auf sich hielten, ließen sich nicht in diesem Treff für Eso-Spinner und Möchtegern-Zauberer blicken. Gut, okay, manchmal schon, aber wenn, dann kamen sie ganz früh oder in der Mittagspause. Es gab einfach nicht genug solcher Läden, um allzu wählerisch zu sein.
    Aber wir hatten schwarze Umhänge mit Kapuzen im Sortiment, das musste man sich einmal vorstellen! Und zu unseren absoluten Verkaufsschlagern zählte die Parkplatzgöttin fürs Armaturenbrett, die im Dunkeln leuchtete und vor Strafzetteln schützte. Wir führten Computer-Gargoyles und sämtliche Bände der beliebten Serie How to Be a Teenage Witch .
    Und dann war da noch William, der andere Vollzeitbeschäftigte, oder hieß er diese Woche vielleicht gerade Wolfsbane? William hatte braune Rehaugen und die typische schlaksige Statur eines Erstsemesters. Sein Haar passte zu seinen Augen, das heißt, es war hellbraun mit bernsteinfarbenen und grünen Strähnchen. In dieser Woche schien sein Augenmerk der irischen Magie zu gelten, denn er trug überall keltische Knoten: am Ohrring, am Armband, an der Halskette und sogar auf seinem T-Shirt waren zwei ineinander verschlungene Drachen abgebildet. Der Knabe verprasste garantiert sein gesamtes Gehalt hier im Laden, denn er hatte alle zwei Wochen ein neues Interessengebiet und eine neue Garderobe.
    William war einer, den die Tests auf Beliefnet.com als »ernsthaften Suchenden« ausweisen würden. Als Waage mit Aszendent Fisch stürzte er sich stets von einer Sache in die nächste. Da er ziemlich unentschlossen und immer viel zu nett war, achtete ich darauf, dass die Handelsvertreter nicht an ihn gerieten, wenn sie den Laden besuchten. Er konnte einfach nicht Nein sagen; außerdem war er nicht in der Lage, Entscheidungen zu treffen.
    »Hey, du«, begrüßte ich ihn, weil ich befürchtete, dass er wieder einmal seinen Namen geändert hatte.
    William sah augenblicklich von dem Buch auf, in das er vertieft gewesen war, und musterte mich besorgt. »Ist mit dir alles in Ordnung?«
    »Ich habe verschlafen.« Lügen war leichter, als ihm zu erklären, dass ich gegen eine Göttin hatte ankämpfen müssen, die alles und jeden vernichten wollte.
    »Kann ja mal vorkommen«, entgegnete William. »Aber trotzdem … Gibt es vielleicht so ’ne Art Verspätungsplaneten, der gerade dein Pünktlich-zur-Arbeit-kommen-Haus durchläuft?«, neckte er mich mit einem liebevollen Lächeln, doch aus seinem Blick sprach eine gewisse Ernsthaftigkeit. William war immer erpicht darauf, mein astrologisches Fachwissen anzuzapfen. »Machen die Planeten vielleicht heute irgendwas Merkwürdiges? Der Tag kommt mir
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