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Nicht lecker, aber Weltrekord

Nicht lecker, aber Weltrekord

Titel: Nicht lecker, aber Weltrekord
Autoren: Katinka Buddenkotte
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führen, als Kerlen den Verstand auszuwaschen.
    Unsere Spülmaschine ist jetzt angeschlossen. Mein Freund hat eine Affäre, da bin ich mir sicher. Es ist keine echte Männerfreundschaft, wie sie zuweilen zwischen Familienvätern und Kühlschränken bestehen soll. Unsere Spülmaschine ist nicht der Bosch, der für ein klärendes Gespräch gut ist, unsere Spülmaschine heißt: Exquisit. Exquisit! Und genauso verhält sie sich auch. Sie ist wie ein Au-pair-Mädchen, aber kein kuhartiges, trampeliges, wie ich es immer haben wollte, sondern eine Primaballerina mit ganz speziellen Vorlieben. Und sie hat meinen Freund bezirzt. In den langen Wochen, in denen sie nichts tat, außer tonlos und ohne Anschluss in der Küche rumzustehen (dort, wo eigentlich der Herd stehen sollte), hat mein Freund sich ihre Gebrauchsanweisung durchgelesen. Erst die englische. Dann die niederländische. Die deutsche hat er sich im Internetruntergeladen, um sich dann, wissend nickend, die Bilder auf der taiwanesischen anzuschauen. Als er damit fertig war, sagte er mit einem besorgten Ton in der Stimme:
    »Wir müssen sehr behutsam mit ihr umgehen. Könnte sein, dass sie etwas empfindlich ist, mit dem vier Meter langen Abfluss- und dem Zulaufschlauch.«
    Ich horchte auf. Noch nie zuvor hatte ich meinen Freund die Worte Abflussschlauch und Zulaufschlauch korrekt aussprechen hören. Das Wort »behutsam« hatte ich noch nie von ihm vernommen.
    Ich wollte ihn beruhigen, indem ich jedoch leider das eindeutig Falscheste sagte: »Ist ja auch notfalls Garantie drauf.«
    Den Blick, den mein Freund mir zuwarf, werde ich nie vergessen, und schon gar nicht, was er düster murmelte: »Notfalls kann ich auch selbst ein Bein beim Pinkeln heben, aber deswegen werfe ich nicht aus Spaß ein paar Welpen aus dem Fenster!«
    Nun war mir klar, dass ich mir den Feind ins eigene Heim geholt hatte. Aber ich konnte nichts mehr tun. Schon am nächsten Tag schloss ein Meister der Sanitärtechnik die Exquisit an, für einen Stundenlohn, der die goldenen Dichtungen nicht halbwegs rechtfertigte. Seither ist unser Zusammenleben sehr vielseitig geworden. Ich trinke viel Bitburger und rede mit dem Altglas. Mein Freund sitzt bei der Exquisit in der Küche und schaut sie unermüdlich an. Genauer gesagt die Salzleuchte. Die leuchtet seit acht Tagen, obwohl sie damit nach zwei bis sechs Tagen aufhören sollte. Es war garantiert kein Übersetzungsfehler in der Betriebsanleitung, der dazugeführt hat. Mein Freund hat extra ein paar Brocken taiwanesisch gelernt, um der Exquisit die Eingewöhnung zu erleichtern. Das mit dem Salz macht ihm große Sorge. Als wir die Salzbefüllung vor der Inbetriebnahme besprachen, hat er mir richtiggehend Angst eingejagt. Vielleicht erinnert sich noch jemand an die gruselige Szene ziemlich gen Ende des Filmes Vom Winde verweht . Captain Butler wird schier wahnsinnig über den Tod seiner Tochter Bonnie und möchte den Leichnam nicht zum Begräbnis herausrücken. Er verschanzt sich mit dem leblosen Kind in dessen Zimmer und brüllt: »Ich werde meine Tochter doch nicht im Dunkeln allein lassen!« – immer wieder, dass es einem durch Mark und Bein geht. Ganz ähnlich schrie mein Freund: »Ich werde meine Spülmaschine doch nicht mit irgendeinem billigen Salz füttern!«, vor allen Leuten im Supermarkt, als ich ihm die verschiedenen Optionen im Regal aufzeigte. Schließlich bestellte er im Internet die entsprechenden Kristalle aus einem Werk, das auch die Spitzenköche an der Côte d’Azur beliefert. Da konnte ich einfach nicht widerstehen. Ich fand, dass zu so einem guten Salz auch der richtige Pfeffer gehörte. Unbemerkt schmuggelte ich eine Chilischote in das Salzfach der blöden Exquisit. Seither hoffen wir beide, mein Freund und ich, dass das Licht bei ihr erlischt, beide aus völlig anderen Gründen, aber egal. Ich mache eh immer alles falsch. Aber so funktioniert das wohl mit dem Zusammenwohnen.

Marc mit C
    Marc war für mich das, was der Song My Sharona für die Musikkultur ist – eine Fußnote in meiner Popgeschichte. Ich sehe ihn ab und zu, und dann lächle ich sogar, aber ich wippe ja auch bei My Sharona unwillkürlich mit. Tanzen tue ich nicht mehr dazu, weil mich das Lied zu sehr an den Film Realily Bites erinnert, welcher mich wiederum an die 90er-Jahre erinnert. Und die will ich eigentlich vergessen, genauso wie Marc.
    »Ich heiße Marc. Marc mit C«, gestand er mir nach einem Bier, und Gott allein weiß, wie lange er an dieser
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