Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Never tell a lie - Lügen können töten - Psychothriller

Never tell a lie - Lügen können töten - Psychothriller

Titel: Never tell a lie - Lügen können töten - Psychothriller
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
Wasserflasche herum und sah unter dem Schirm ihrer Baseballmütze zu ihm auf.
    »Hallo, wie geht’s?« David erwiderte ihren Gruß ohne das geringste Anzeichen des Wiedererkennens.
    Ivy entschuldigte sich. Ein glatzköpfiger Mann mit breiter Brust und stechenden Augen unter buschigen grauen Augenbrauen trat auf sie zu. »Sind Sie mit einem Zehner hierfür zufrieden?« Der schwarze Metallventilator, den er ihr unter die Nase hielt, hätte ebenso gut als Wurstschneidemaschine getaugt. Sie wusste, dass elektrische Ventilatoren im Internet fünfzig Dollar brachten, und hatte für diesen mit dreißig gerechnet.
    »Fünfundzwanzig«, sagte sie.
    Er zuckte mit den Achseln und drückte ihr das Geld in die Hand.
    Es hatte angefangen, zu nieseln. Ivy sah zu David hinüber. Melinda sagte gerade etwas zu ihm, woraufhin er einen Schritt zurücktrat und sie vollkommen perplex ansah. Vermutlich war ihm endlich eingefallen, wer sie war.
    Ivy blickte auf ihre Hand herunter. Sie hielt einen Zwanziger und einen Fünfdollarschein zwischen den Fingern. Das war das Geld für den Ventilator. Sie stopfte die Scheine in die Tasche.

    Aber was hatte sie gerade vorgehabt? Ihr Kopf war vollkommen leer. Schon wieder.
    Irgendwo hatte sie gelesen, dass Frauen, die ein Mädchen erwarteten, während der Schwangerschaft häufiger an kurzfristigem Gedächtnisschwund litten. Angeblich hatte das etwas mit dem Progesteron-Spiegel zu tun. Wenn das der Fall sein sollte, erwartete sie mit Sicherheit ein Mädchen. In letzter Zeit hatte sie E-Mails an sich selbst geschickt, um sich daran zu erinnern, ihre Aufgabenliste zu lesen. Vor einer Woche hatte sie es sogar fertiggebracht, ihre Zahnbürste zu verlieren.
    Die Mäntel waren verkauft. Ihre Nachbarin, Mrs Bindel, las in ihrer Ausgabe des Boston Globe , die sie natürlich nicht verkaufen wollten. David redete immer noch mit Melinda und fühlte sich offenbar ebenso sehr bedrängt wie Ivy kurz zuvor. Eine Frau schüttelte einen der dicken, roten Vorhänge aus Seidenbrokat aus, der …
    Das war es gewesen! Jetzt wusste sie wieder, was sie vorgehabt hatte. Und dabei hatte sie David ausgelacht, als er behauptete, es würde bestimmt jemanden geben, der sechs Paar Vorhänge mit Fransen kaufte, die das untere Stockwerk ihres Hauses wie ein Bordell oder ein italienisches Restaurant hatten aussehen lassen.
    Sie ging zu der Frau hinüber, die einen Diamantring mit einem Stein von der Größe eines Aprikosenkerns trug. »Dafür möchten wir fünfundsiebzig Dollar haben.« Versuchen konnte man es ja mal.
    »Ich weiß nicht recht.« Die Frau schürzte die Lippen. Sie rieb den roten Seidenbrokat zwischen Daumen und
Zeigefinger, dann hielt sie sich den fransigen Saum unter die Nase und schnüffelte.
    Ivy presste die Fäuste gegen ihren schmerzenden Rücken. »Na ja, wir würden sie auch für vierzig hergeben. Einer davon ist ein bisschen ausgeblichen.«
    Die Frau mit den Vorhängen sagte nichts, sondern betrachtete skeptisch den Stoff.
    Jemand tippte ihr auf die Schulter. »Ivy?« Melindas Finger umklammerten den schlanken Hals des gläsernen Schwans.
    »Du kannst ihn haben, ich schenke ihn dir«, sagte Ivy. Ihre Worte waren freundlich, aber ihr Tonfall war schnippisch.
    Ohne mit der Wimper zu zucken, stopfte Melinda die Schwanenschale in ihre Segeltuchtasche.
    Ivy räumte eine der Stufen frei, die zum Seiteneingang führten, und ließ sich darauf nieder. Sie hatte Sodbrennen, ihr morgendliches Glas Orangensaft meldete sich zurück, sie musste auf die Toilette, und ihre Fußgelenke fühlten sich an wie zwei pralle Würste, die kurz vor dem Platzen waren.
    Zum Glück kam David gerade zu ihr herüber.
    »Hast du Theo gesehen?«, fragte er mit besorgter Miene. »Ich habe ihm einen von diesen Wintermänteln versprochen.«
    »Du hättest mir sagen sollen, dass ich einen für ihn aufheben soll. War er hier?«
    »Er hat nur schnell eines von seinen Wahlplakaten vorbeigebracht, das wir auf dem Rasen vor dem Haus aufstellen sollen.«

    »Tut mir leid, ich habe sie alle verkauft.« Ivys Bauchmuskeln zogen sich krampfhaft zusammen, und sie schloss die Augen.
    David setzte sich neben sie auf die Treppe. »Ist alles in Ordnung mit dir?«, fragte er leise.
    Ivy unterdrückte ein Rülpsen. »Ich bin nur müde.«
    David zog einen Karton mit Ausgaben des National Geographic aus den sechziger Jahren heran und legte ihre Füße darauf.
    »Da ist jemand, der nach Büchern sucht«, sagte er, nun wieder in normaler Lautstärke. »War da nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher