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Never Knowing - Endlose Angst

Never Knowing - Endlose Angst

Titel: Never Knowing - Endlose Angst
Autoren: Chevy Stevens
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bewältigt, aber ich fühlte mich matt, wie ausgeschaltet – und wütend. Ich wusste nicht, was ich mit dieser neuen Realität anfangen sollte, mit dem Wissen um meine Horrorherkunft. Ich wollte es hinten im Garten vergraben, weit weg von irgendwelchen Blicken. Meine Haut begann zu jucken, wegen dieses Wissens, wegen des Bösen, das ich erblickt und das mich geschaffen hatte. Ich duschte ewig lange. Nichts half. Der Dreck war innen.
    Als Kind dachte ich immer, meine leiblichen Eltern kämen zurück, wenn ich nur brav genug wäre. Wenn ich etwas angestellt hatte, fürchtete ich, sie könnten es herausfinden. Jede gute Schulnote diente dazu, ihnen zu zeigen, wie klug ich war. Wenn Dad mich ansah, als versuche er herauszufinden, wer mich in sein Haus gelassen hatte, sagte ich mir, dass
sie
kommen würden. Wenn ich sah, wie er Melanie und Lauren huckepack nahm, nachdem er mir gesagt hatte, er sei zu müde, sagte ich mir, dass
sie
kommen würden. Wenn er mit den beiden schwimmen ging und mich zurückließ, damit ich den Rasen mähte, sagte ich mir, dass
sie
kommen würden. Sie kamen nie.
    Jetzt wollte ich nur noch vergessen, dass
sie
überhaupt existierten. Doch egal, was ich tat, egal, welche der Millionen Möglichkeiten ich ausprobierte, um mich abzulenken, ich wurde das düstere, bleierne Gefühl nicht los, das auf meine Brust drückte und meine Beine beschwerte. Evan war für den Großteil der Woche mit einer Gruppe in einem Gebiet unterwegs, in dem sein Handy keinen Empfang hatte. Als er schließlich anrufen konnte, versuchte ich ihm zuzuhören, als er von der Lodge erzählte, versuchte passend zu antworten, versuchte, ihm von Allys Tag zu erzählen. Nach einer Weile beendete ich das Gespräch unter dem Vorwand, ich sei müde. Ich würde es ihm erzählen, ich brauchte nur noch mehr Zeit. Doch am nächsten Morgen kam er sofort darauf zu sprechen.
    »Also, was ist los? Willst du mich nicht mehr heiraten?« Er lachte, doch er klang besorgt.
    »Vielleicht willst du
mich
nicht mehr heiraten, wenn du das gehört hast.« Ich holte tief Luft. »Ich habe herausgefunden, warum Julia gelogen hat.« Ich schaute zur Tür, weil ich wusste, dass Ally bald aufstehen würde.
    »Julia? Ich weiß nicht, wen …«
    »Meine leibliche Mutter, erinnerst du dich? Der Privatdetektiv hat sich letzte Woche gemeldet. Er hat mir erzählt, dass ihr richtiger Name Karen Christianson ist.«
    »Warum hast du mir nicht gesagt, dass ihr sie gefunden habt?« Er klang verwirrt.
    »Weil ich außerdem herausgefunden habe, dass mein richtiger Vater der Campsite-Killer ist.«
    Stille.
    Schließlich sagte Evan: »Komm schon. Du meinst doch nicht etwa …«
    »Ich meine damit, dass mein richtiger Vater ein
Killer
ist, Evan. Ich meine damit, dass er meine Mutter
vergewaltigt
hat. Ich meine …« Ich konnte nicht sagen, was mir sonst noch Albträume bereitete. Dass mein Vater immer noch irgendwo da draußen war.
    »Sara, ganz ruhig. Ich versuche noch, das alles zu begreifen.« Als ich nichts erwiderte, sagte er: »Sara?«
    Ich nickte, obwohl er mich nicht sehen konnte. »Ich weiß nicht … ich weiß nicht, was ich machen soll.«
    »Fang ganz am Anfang an und erzähl mir, was los ist.«
    Ich lehnte mich gegen das Kissen und klammerte mich an die Stärke in Evans Stimme. Sobald ich alles erklärt hatte, sagte er: »Und du weißt ganz sicher, dass Julia diese Karen ist?«
    »Ich habe mir ihre Bilder im Internet angesehen. Sie ist es.«
    »Aber es gibt keinen Beweis, dass der Campsite-Killer dein Vater ist. Das ist alles bloße Spekulation. Sie könnte danach auch mit einem anderen Kerl was gehabt haben.«
    »Vergewaltigungsopfer ›haben‹ normalerweise nicht direkt danach was mit irgendjemandem. Und da lebt eine Frau in ihrem Haus – ich glaube, sie ist lesbisch.«
    »Vielleicht ist sie es jetzt, aber du weißt nicht, ob sie es damals auch schon war. Sie könnte auch schon schwanger gewesen sein, als sie überfallen wurde. Oder dieser Privatdetektiv könnte dich gelinkt haben.«
    »Er war früher Polizist.«
    »Das sagt er. Ich wette, er ruft demnächst an und erzählt dir, er könnte noch mehr herausfinden, wenn du zahlst.«
    »So einer ist er nicht.« Aber was, wenn Evan recht hatte? Hatte ich voreilige Schlüsse gezogen? Dann dachte ich an Julias Gesichtsausdruck. »Nein, sie hatte ganz eindeutig furchtbare Angst.«
    »Du stehst plötzlich vor der Tür und verlangst, dass sie mit dir redet. Das würde jeden erschrecken.«
    »Es war mehr als das. Ich
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