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Never forget - das Mädchen, das sich nicht erinnern durfte

Never forget - das Mädchen, das sich nicht erinnern durfte

Titel: Never forget - das Mädchen, das sich nicht erinnern durfte
Autoren: Arena
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sieht aber absolut nicht wie ein Spielzeug aus.
    Ich will sie nicht an mich nehmen. Doch ich weiß, dass ich das tun muss, damit ich ihn erschießen kann, falls es notwendig wird. Ich mache mir klar, dass dies zweifellos das ist, was er mit mir vorgehabt hatte.
    Aber was ist, wenn ich nicht treffe? Ist sie geladen? Ist sie gesichert? Mit zitternden Händen ziehe ich sie aus dem Holster. Die ganze Zeit rechne ich damit, dass sich seine Hand um mein Handgelenk schließt, aber er rührt sich nicht.
    Die Waffe ist viel schwerer, als ich erwartet hatte. Sie wiegt sicher ein paar Pfund. Ich betrachte sie von allen Seiten, kann aber nicht herausfinden, ob sie gesichert ist. Ich habe gar keine Tasche, in die ich sie packen könnte. Obwohl die Temperatur nicht weit über dem Gefrierpunkt liegen kann, trage ich keinen Mantel, nur Nikes, Jeans und einen dicken roten Pullover ohne Taschen. Ich stecke mir die Pistole hinten in den Hosenbund und hoffe, dass das nicht damit endet, dass ich mir selbst in den Hintern schieße.
    Ich muss mir überlegen, wie ich ihn aufhalte, falls er wieder zu sich kommt. Denn egal wie sein Atem jetzt klingt – früher oder später wacht er auf, oder? Vielleicht kann ich ihn mit seinem Gürtel fesseln? Mit zittrigen Fingern öffne ich die Schnalle seines braunen Gürtels und fange an, ihn aus den Schlaufen zu ziehen. Sein Körper bewegt sich dabei vor und zurück, aber er reagiert überhaupt nicht. Ich bin hin- und hergerissen zwischen der Angst, dass er sich bewegen könnte, und der Angst, dass er ganz aufhört zu atmen. Endlich rutscht der Gürtel durch die letzte Gürtelschlaufe. Sein Pistolenholster fällt zu Boden.
    Nichts passiert. Sein Körper ist noch immer schlaff. Sein Atem geht noch immer stoßweise, seine Augen noch immer halb geöffnet. Erst jetzt sehe ich, worauf er mit dem Kopf gelandet ist, als er stürzte. Direkt auf einen Stein. Er ist nicht viel größer als der, den ich in der Hand hatte, aber er ist blutverschmiert.
    Bittere Säure füllt meinen Mund. Hat er sich den Schädel gebrochen? Wird er sterben? Habe ich ihn umgebracht?
    Aber ich musste doch tun, was ich getan habe! Ich musste.
    Und ich muss dafür sorgen, dass er mich nicht angreifen kann, wenn er wieder zu sich kommt. Ächzend wälze ich ihn auf die Seite. Dafür brauche ich all meine Kraft. Jetzt verstehe ich auch endlich, was mit dem Begriff »totes Gewicht« gemeint ist.
    Auf seiner hinteren Hosentasche zeichnet sich der quadratische Umriss eines Geldbeutels ab. Ich ziehe ihn heraus und stecke ihn in meine eigene hintere Hosentasche. Dann biege ich den Gürtel zu einer Schlaufe. Eine seiner Hände steckt unter seinem Körper fest und ich ziehe sie heraus. Sein Atem setzt kurz aus, aber er spannt sich dabei nicht an – er stöhnt nicht einmal. Ich lasse die Schlaufe um seine Handgelenke gleiten, ziehe sie an und wickle den Gürtel dann zu einer Art Knoten zusammen. Ich glaube allerdings nicht, dass der besonders lange hält, falls er versucht, sich zu befreien.
    Ich drehe ihn wieder auf den Rücken, auf seine gefesselten Hände, und hoffe, dass ihn das zumindest ein wenig beschäftigen wird. In seiner vorderen Hosentasche spüre ich etwas, eine rechteckige Form, vermutlich ein Handy.
    Vorsichtig angle ich das Handy und einen Schlüsselbund heraus, an dessen Ring ein flaches schwarzes Plastikdreieck mit zwei Knöpfen baumelt. Ein Autoschlüssel. So viel ist mir klar. Was nicht klar ist: Ob ich Auto fahren kann und ob bei der Hütte überhaupt ein Auto steht, das ich fahren könnte.
    Ich habe das Gefühl, dass ich das in ein paar Minuten herausfinden werde.
    Und natürlich hoffe ich, dass die Antwort auf beide Fragen Ja lautet.

4
TAG 1, 17:09 UHR
    I ch folge dem Trampelpfad und den beiden schwachen Furchen, die meine Fersen hinterlassen haben, und renne zurück zur Hütte. Die Pistole jetzt in der Hand. Ich hoffe nur, dass ich den Abzug drücken kann, wenn es darauf ankommt.
    Die Tür der Hütte steht immer noch offen. Ich höre und sehe niemanden und trete über die Schwelle. Drinnen ist es genauso kalt wie draußen.
    Nachdem ich ein paar Schritte weiter hinein gegangen bin, entdecke ich ein Gesicht. Es starrt mich an.
    Abrupt bleibe ich stehen, mein Herz droht, mir aus der Brust zu springen.
    Es ist ein Mädchen. Ihr klappt der Mund auf, als wollte sie Alarm schlagen, weil ich mich befreit habe. Weil ich am Leben bin. Obwohl ich keines von beidem sein sollte. Ich schreie und reiße die Pistole hoch, umklammere sie
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