Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Neumond: Kriminalroman (German Edition)

Neumond: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Neumond: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Daniela Larcher
Vom Netzwerk:
»Für Sie. Von mir.«
    Morell faltete es auseinander und lächelte. Es zeigte ihn, wie er auf einem Tatzelwurm durch den Wald ritt. »Herzlichen Dank – es wird einen Ehrenplatz in meiner Wohnung bekommen.« Er strich dem Jungen über die Haare. »So, wir müssen dann leider langsam los, damit wir halbwegs zeitig nach Hause kommen.«
    Er lud seine Reisetasche in den Kofferraum und setzte sich auf den Beifahrersitz. »Den nächsten Urlaub machen wir irgendwo, wo es warm ist«, sagte er zu Valerie, während die Lichter von St. Gröben im Rückspiegel immer kleiner wurden. »Und wo es keinen Sport gibt. Und keine Morde.« Er schob sich ein Stück von Frau Danzers sensationellem Streuselkuchen in den Mund und schloss die Augen. »Mmmhhh. Der ist lecker. Den werde ich versuchen nachzubacken. Ich glaube, ich habe da schon so eine Idee, was da alles drin sein könnte …«

66
    »Um Gottes Willen, Chef!« Als Morell am Montag in der Früh die Landauer Inspektion betrat, sprang Bender auf, nahm ihm seine Jacke ab und schob ihm einen Stuhl hin. »Was ist denn mit Ihnen passiert? Hatten Sie einen Unfall?«
    Morell, der schon ganz vergessen hatte, welchen Eindruck sein ramponiertes Gesicht auf andere machte, setzte sich. »Nicht nur einen, aber das ist eine lange Geschichte. Erzähl du lieber. Wie war es hier in Landau? Ist irgendetwas vorgefallen?«
    »Nein«, winkte Bender ab. »Die letzte Woche war die reinste Erholung. Es gab absolut nichts zu tun, Frau Schubert hat eine Wagenladung Kekse vorbeigebracht, und das Wetter war auch schön.«
    »Ich seh’s.« Bender war im Gegensatz zu Morell braungebrannt, topfit und völlig erholt. »Man könnte fast meinen, du wärst auf Urlaub gewesen, und nicht ich.« Er stand auf und ging in sein Büro.
    »Warten Sie.« Bender lief ihm nach und reichte ihm einen Brief. »Den hat vorhin ein Bote für Sie abgegeben. Für Sie persönlich.«
    »Aha?« Morell begutachtete den Brief von allen Seiten. Das dicke violette Kuvert war überall mit glitzernden Sternen beklebt, und auf der Vorderseite war mit goldener Schrift sein Name geschrieben. Er riss das Kuvert auf, entnahm ihm einen Bogen Papier und faltete ihn auseinander.
    »
Lieber Herr Morell
«, begann er laut vorzulesen. »
Für Ihre großartige Unterstützung und alles, was Sie für uns getan haben, möchten wir uns ganz herzlich bedanken und erkenntlich zeigen. Herzlichste Grüße. Gezeichnet: Rudolf Danzer, Oliver Fuhrmann, Anna und Patrick Oberhausner und Beate Jäger.
«
    Er fischte einen zweiten Bogen Papier aus dem Kuvert und wurde ganz blass um die Nase.
    »Was ist?«, fragte Bender. »Geht es Ihnen nicht gut? Soll ich Ihnen einen Tee machen?«
    »Nein, danke.« Morell drückte ihm das zweite Blatt in die Hand. »Steck das in den Schredder, verbrenn die Schnipsel, und dann vergrab die Asche irgendwo, wo sie niemals jemand finden wird.«
    »Aber Chef, Sie tun ja gerade so, als wäre das Blatt das reinste Unheil.«
    »Das ist es Robert, das ist es.« Mit diesen Worten schloss Morell die Tür hinter sich.
    Bender las, was auf dem Papier stand und runzelte die Stirn. Der Chef musste wirklich auf den Kopf gefallen sein. »Nun, wenn er meint«, murmelte er und stopfte den Gutschein für eine Woche Skiurlaub in St. Gröben in den Schredder.

Wenn Sie mehr von
    Daniela Larcher
    lesen möchten….

Daniela Larcher
    Der Teppich
    Chefinspektor Morells vierter Fall
     
     
    Kriminalroman
     
     
     
     

    Erscheint am 12 .  12 .  2014
    im FISCHER Taschenbuch

1
    Wien, 10 . September 1683
     
    Der süßliche Gestank von Verwesung und der beißende Geruch von Schießpulver hingen in der Luft und schnürten ihm die Kehle zu, während das Getöse der Kugeln, die Anweisungen der Befehlshaber und die Schreie der Verwundeten die Nacht erfüllten. Hörte das denn nie auf? Seit mehr als eineinhalb Monaten hatte es keine Verschnaufpause mehr gegeben. Nicht einen kurzen Moment der Stille. Keinen ruhigen Augenblick, in dem man die Augen schließen und sich der Illusion von Frieden hätte hingeben können.
    Es waren eineinhalb Monate voller Lärm, Tod und Angst gewesen. Eineinhalb Monate, in denen über die Zukunft des europäischen Kontinents, das Überleben seiner Völker und das Fortbestehen ihrer Religion gekämpft worden war. Eineinhalb Monate, in denen er sich vom einfachen Bäcker in einen abgeklärten Soldaten verwandelt hatte.
    Jakob Unger stand auf der Stadtmauer und ließ seinen Blick über das Lager des türkischen Heers schweifen, das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher