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Neumond: Kriminalroman (German Edition)

Neumond: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Neumond: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Daniela Larcher
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fassungslos.
    »Warte einen Moment.« Morell griff in seine Jackentasche, in der immer noch die abgebrochene Scheinwerferabdeckung steckte. »Hier«, sagte er. »Die Schuppe vom Tatzelwurm. Er hat gesagt, ich soll sie dir geben, als Zeichen seiner Freundschaft. Keine Kreatur im Wald kann dir mehr etwas antun.«
    Patricks Mund stand sperrangelweit auf. Er nahm die Schuppe mit so viel Ehrfurcht an, als würde Morell ihm gerade den größten Schatz der Menschheitsgeschichte überreichen.
    »Auf Wiedersehen. Ich muss leider noch ein paar Dinge erledigen. Wir sehen uns dann später im Enzianhof.«
     
    Wenig später fuhr Morell mit Oliver und Frau Hanauer, die kein einziges Wort mehr sagte, auf die Wache, wo Danzer bereits auf sie wartete.
    »Die Feuerwehr und die Bergrettung sind gerade dabei, Bertoni zu bergen«, sagte er. »Herr Morell, wir müssen dann noch Ihre Aussage aufnehmen. Oliver kannst du das machen?«
    »Gleich«, sagte der und zeigte auf Frau Hanauer. »Was soll ich mit ihr machen? Soll ich sie in eine Zelle sperren? Sie ist ja schon so alt und gebrechlich. Vielleicht …«
    Morell fasste sich an seine angeknackste Nase und rieb sich über die Schenkel. »Sie ist fitter, als sie aussieht.« Er packte die Griffe des Rollstuhls und schob Hanauer zu den Arrestzellen.
    »Stecken Sie sie in die vordere«, rief Danzer ihm hinterher. »Die hintere ist besetzt.«
    Morell schloss Frau Hanauers Zelle ab und warf dann aus reiner Neugier einen kurzen Blick in die hintere Zelle. Wen Danzer dort wohl hineingesperrt hatte?
    Erst dachte er, sein lädiertes Hirn würde ihm einen Streich spielen. Aber auch beim zweiten Mal Hinsehen saßen immer noch die Pelzlady und ihr Mann hinter den Gitterstäben.
    »Was ist denn mit denen?«, fragte er Danzer, wobei er einen Anflug von Schadenfreude nicht unterdrücken konnte. Die Miene der Pelzlady, als sie ihn gesehen hatte, war einfach unbezahlbar gewesen.
    »Eine anonyme Anruferin hat behauptet, Bertoni sei in einem dunklen Audi unterwegs. Und weil mir noch niemand Bescheid gegeben hatte, dass der Doktor tot in der Schlucht liegt, habe ich eine Fahndung nach dunklen Audis rausgegeben. Dabei sind die beiden ins Netz gegangen. Den ganzen Kofferraum hatten sie voll mit den Sachen, die in den letzten Tagen gestohlen worden sind.«
    Morell musste so heftig lachen, dass seine Nase wehtat.

65
    Morell verbrachte die nächsten beiden Tage mit gutem Gewissen im Bett und ließ sich von Valerie bemuttern. Während Nina und Leander auf der Piste waren, lag er im Bett und las, schlief und genoss die Köstlichkeiten, die Frau Oberhausner ihm aufs Zimmer schickte. Gemütlich, entspannt und absolut sportfrei.
    Dank der Medikamente, die er von Schwester Elvira bekommen hatte, fühlte er sich schnell wieder wohlauf und war am Sonntagabend so fit, dass der Heimreise nach Landau nichts im Wege stand.
    »Wann sehen wir Sie denn wieder?« Oliver stand es ins Gesicht geschrieben, wie schade er es fand, dass Morell St. Gröben verließ. Er, Danzer, Beate Jäger und Anna und Patrick Oberhausner hatten sich in der Lobby des Enzianhofs eingefunden, um ihrem Helfer auf Wiedersehen zu sagen und eine gute Reise zu wünschen. »Sie könnten mit Ihren Freunden in zwei Wochen zum Geburtstag von meiner Tante Erika kommen, Sie wissen schon, das ist die, die Sie nach Ihrem Rodelunfall vom Baum gekratzt hat. Die wird nämlich 50 und feiert ganz groß mit Familie und Freunden. Oder in der Woche darauf, da ist das große Fest vom Schützenverein, da kommt der halbe Ort, und es gibt …«
    »Jetzt lass den armen Mann doch erst mal wieder nach Hause fahren und sich dort von den Strapazen erholen«, bremste Beate Jäger ihn ein und erntete dafür ein dankbares Nicken von Morell.
    »Vielen Dank für alles. Ohne Sie wären wir ziemlich aufgeschmissen gewesen.« Danzer schüttelte Morell die Hand und drückte ihm eine Schachtel in die Hand, aus der es lecker duftete. »Wegproviant. Selbstgebacken. Von meiner Frau.«
    »Ich habe Ihnen auch ein paar Brote eingepackt.« Anna Oberhausner überreichte Morell einen kleinen Korb. »Ach ja«, flüsterte sie und zwinkerte. »Wegen der Decke im Müll müssen Sie sich übrigens keinen Kopf machen. Das geht schon okay. Obwohl mich schon interessieren würde, was es mit diesem Schweinekopf auf sich hat.«
    Morell lief rot an und wusste nicht, was er sagen sollte. Er wurde von Patrick gerettet, der an seinem Hosenbein zupfte und ihm feierlich ein gefaltetes Blatt Papier überreichte.
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