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NeuGier

NeuGier

Titel: NeuGier
Autoren: Alexa McNight
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geschehen.
    ***
    Am Abend sendete ihr der Unbekannte, wie er es versprochen hatte, eine SMS mit weiteren französischen Songtipps. Die Namen der Interpreten und Songs konnte Kate kaum lesen, geschweige denn aussprechen. Und sie hatte auch keine Lust, es zu versuchen. Sie hatte keine Lust auf irgendetwas, dankte ihm für die Tipps, schrieb allerdings auch, dass sie es für besser hielt, wenn sie ab sofort nicht weiter miteinander kommunizierten.
    Auf sein kurzes »Okay«, warf sie das Handy in die Ecke und nahm das Buch, das sie gerade las. Von Seite zu Seite entfernte sie sich jedoch weiter von der Geschichte. Immer wieder dachte sie an Henrys harte Worte, aber auch an den Fremden, und ihre Reaktion tat ihr leid. Als habe sie ihm ihre Gedanken übermittelt, zwitscherte ihr Handy mit einer neuen Nachricht von ihm.
    Aus einem bestimmten Grund?
, fragte er.
    Kate beschloss, mit einer Gegenfrage zu antworten.
Wieso wollen Sie mit mir schreiben, sprechen oder was auch immer?
    Auf eine Antwort in Textform wartend, erschrak sie, weil ihr Handy klingelte und seine Nummer auf dem Display angezeigt wurde. Ihre Hände zitterten ein wenig, als sie das Gespräch annahm.
    »Weil ich mich für dich interessiere«, sagte er anstelle einer Begrüßung und mit Betonung der persönlichen Anrede. Scheinbar hatte er keine Lust, länger herumzutippen oder sich gar in Floskeln zu verrennen. »Ist daran etwas verkehrt? Dass ich mich für dich interessiere?«
    Ja!, sagte Kate sich im Stillen noch immer erschrocken. Das war total verkehrt! Und doch war es so etwas von charmant, auch die Direktheit, in der er sie das wissen ließ.
    »Wir haben gerade mal fünf Worte miteinander gewechselt.«
    »Ich bin ein Mann.« Das klang keineswegs entschuldigend. »Wünsche oder Interessen manifestieren sich bei uns schneller. Manchmal genügen eine Stimme und die bunter werdende Vorstellung vom Wesen der Frau.«
    Zwar konnte sie es nicht nachvollziehen, doch sie ließ es erst einmal so stehen. Ohnehin beschäftigte sie schon eine andere Überlegung. »Und wohin führt das, wenn wir weiter miteinander reden?«
    »Es führt uns dahin, wo wir hin wollen.« Er zögerte, bevor er weitersprach. »Wenn du das hier beenden willst, wieso reden wir jetzt noch? Ich bin mir sicher, wir tun es, weil wir es wollen und weil ich für dich ebenso interessant bin, wie du für mich.«
    Das saß. Er hatte ein gesundes Selbstbewusstsein. Alles in Kate sträubte sich dagegen, es zu bestätigen, doch sie mochte auch nicht lügen. Also hielt sie die Klappe.
    »Sag mir bitte, wie du heißt«, bat er sie und hängte ein kurzes Lachen an. »Deine Nummer steht nun schon zwei Tage in meinem Telefon, und ich würde wirklich gern einen Namen dazuschreiben.«
    »Ich bin Kate«, ließ sie ihn wissen. »Wer sind Sie? Und wo sind Sie gerade?« Letztere Frage stellte sie, weil sich die Geräuschkulisse geändert hatte. Es war nicht mehr nur seine Stimme, die sie hörte, sondern auch das Brummen von Autos, das Jaulen einer Sirene und das Pfeifen von Wind.
    »Ich werde dir meinen Namen erst sagen, wenn du mich nicht mehr siezt!«
    Sie grummelte im Stillen, weil er seinen Willen so vehement durchsetzte, doch stimmte zu. »Okay, versprochen.«
    »Ich bin Jackson.« Da war ein Ratschen, als rücke er einen Stuhl zurecht. »Und ich bin auf der Terrasse meines Appartements, von wo aus ich einen tollen Ausblick auf die Stadt habe. Unter anderem auf einen Wolkenkratzer, der sich Transamerica Pyramid nennt.«
    »Sie … du bist in San Francisco«, stellte Kate mit einem Schmunzeln fest.
    »Richtig. Wo bist du?«
    »In Palo Alto. Und nun gehe ich schlafen, denn morgen muss ich früh raus.«
    »Um was zu tun?«
    Nein, beschloss Kate. Sie würde ihm nicht verraten, was sie tat und gab nur vage Auskunft. »Mein Handwerk.«
    »Ah ja, nun denn, bonne nuit!«
    Aus einem Reflex heraus wünschte Kate ihm die Gute Nacht ebenfalls auf Französisch.
    Sobald sie aufgelegt hatte, wurde sie von Unruhe geplagt, die ein Zubettgehen undenkbar machte. Der Auslöser war diesmal nicht Henry, sondern das Bewusstsein über den Freeway, der praktisch vor ihrer Haustür verlief und sie binnen einer Stunde nach San Francisco bringen würde – wenn sie das wollte. Es gab keinen positiven Gedanken, der sie abzulenken vermochte, und so wurde das Kribbeln, das von ihrem Bauch bis in die Zehenspitzen und unter ihrer Kopfhaut prickelte, immer stärker. Kate hielt es nicht länger aus und ging in die Werkstatt. Vorher lud sie
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