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NeuGier

NeuGier

Titel: NeuGier
Autoren: Alexa McNight
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wunderbare Musik, die Sie da hören.«
    »Ja, Zaz ist toll. Sie hat noch mehr gute Sachen. Wenn du magst, kann ich dir ein paar andere französische Interpreten nennen.«
    »Okay, gern …« Sie legte sich auf der Couch zurück und schob ein Kissen unter ihren Kopf. »Welche Interpreten sind das?«
    Abermals schien er zu schmunzeln. »Das schreibe ich dir morgen. Jetzt bin ich müde und gehe schlafen.«
    »Oh, das war ja dann wirklich kurz!«
    »Wie angekündigt. Ich wollte einfach nur …« Er zögerte. »Deine Stimme hören. Weiß auch nicht, wieso. Mir war danach. Und nun: bonne nuit!«
    Kaum hatte sie den Gutenacht-Gruß zurückgegeben, da legte er auf. Mit dem Lied in ihren Ohren blieb Kate noch eine ganze Weile auf der Couch.

Drei
    Kate schlief bis in die Mittagsstunden und als sie endlich aufstand, fühlte sie sich wie gerädert. Der Abend im Seven Seas lastete wie Blei in ihrem Gedächtnis. Sie schämte sich, auch nur zugesehen zu haben. Unvorstellbar, dass sie beinahe mittendrin gewesen war. Das Gespräch, das sie danach mit dem Unbekannten geführt hatte, machte alles nicht besser – weil sie sich eingestehen musste, sich dabei wohlgefühlt zu haben.
    Möglicherweise war ihr die Abwechslung in diesem Moment willkommen gewesen, doch ganz sicher war dieser Mann nicht derjenige, mit dem sie sprechen sollte, sondern Henry – der leider noch immer schwieg. Die Vorstellung, dass er wieder in seinem Atelier auf der Couch lag und verzweifelt darüber war, nicht malen zu können, tat Kate weh. Sie wusste, wie schlimm eine solche Blockade war, denn sie hatte sie selbst erlebt.
    Eine leise Stimme in ihr sagte, dass es falsch war, schon wieder Verständnis für Henry aufzubringen – insbesondere nach dem Freitagabend und erst recht nach seiner für ihre Arbeit geäußerten Geringschätzung. Eine andere, lautere Stimme bestand darauf, dass es nichts brachte, wenn sie sich genauso stur stellte wie er. Dann würde es nie ein klärendes Gespräch geben. Und das würde sie jetzt einfordern.
    ***
    Nach einem späten Frühstück und einer Dusche fuhr sie aus Palo Alto und zum Cottage. Wie erwartet, war dort alles so, wie sie es am Freitag verlassen hatte. Sogar die Fenster im Kaminzimmer standen noch auf, obwohl Henry das hasste.
    Auf dem Weg in die zweite Etage nahm Kate je zwei Stufen, verharrte ein wenig atemlos vor der Tür und klopfte dann an.
    »Was willst du hier?«, ertönte Henrys Stimme.
    Mit seinen Worten nahm er ihr den Wind schon halb aus den Segeln, doch Kate redete sich Mut zu und befahl sich, ruhig zu bleiben. Sie ahnte, dass er sie wieder provozieren würde, doch dieses Mal, würde sie nicht darauf eingehen.
    Sie öffnete und trat ein. Er lag nicht auf der Couch. Er saß auf den Dielen vor der wieder aufgestellten Staffelei. Die Leinwand war leer. Das schreckliche Bild mit der verschmierten roten Farbe entdeckte Kate nirgends und war erleichtert darüber.
    »Wir müssen reden, Henry.«
    Er sah sie nicht an, fixierte den Blick auf die Leinwand und klopfte sich mit einem Pinsel gegen das unrasierte Kinn.
    »Müssen wir?«, gab er tonlos zurück. »Wir müssen gar nichts.«
    Kate setzte sich neben ihn. »Sollten wir aber.«
    »Worüber denn?«
    Seine Frage machte es ihr nicht leichter, ließ sie doch vermuten, dass er es völlig normal fand, wie sie miteinander umgegangen waren.
    »Was am Freitag passiert ist, Henry, das möchte ich nie mehr erleben.« Sie suchte seinen Blick, doch er erwiderte ihn noch immer nicht. »Hast du dich je gefragt, wie es mir in deinen Phasen geht? Wie schwer es ist, da einfach durchzuhalten.«
    Endlich sah Henry sie an. »Niemand zwingt dich, hier zu sein.«
    Das war so sehr keine Antwort, wie es eine sehr deutliche war. Als hätte es nicht genügt, fügte er an: »Komm her, bleib fern. Tu was du willst. Ist mir völlig egal.«
    Kate betrachtete ihn und war ein weiteres Mal fassungslos. Wie sehr er sie gerade verletzt hatte, konnte ihm gar nicht entgangen sein, doch es schien ihm tatsächlich egal zu sein, denn er konzentrierte sich wieder auf seine leere Leinwand.
    Unfähig, noch etwas zu sagen und in dem Bewusstsein, dass es sowieso nicht bei ihm ankam, stand Kate auf und verließ das Atelier.
    Auf dem Rückweg in die Stadt fühlte sie sich wie betäubt. Was Henry gesagt hatte, konnte eigentlich nur das Ende ihrer Beziehung bedeuten – und doch war es das nicht. Denn sobald er wieder malte, würde es sein, wie es bisher jedes Mal gewesen war … als sei es alles nicht
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