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Neues Vom Watership Down

Titel: Neues Vom Watership Down
Autoren: Richard Adams
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Große Streife an einem sonnigen Morgen anzuführen – es gibt nichts Schöneres auf der Welt. Zu wissen, sie vertrauen dir, sie wollen mitkommen. Zu wissen, daß Gefahren drohen und trotzdem zu gehen, und dieses Gefühl vermitteln zu können. Und wenn dann wirklich Gefahren auftreten, dann trotzt man ihnen und bekämpft sie oder entkommt ihnen, indem man seinen Kopf benutzt. Und dann siehst du deine Kaninchen, die drei oder vier, die mit dir auf Streife gehen, wie sie ständig besser werden, bis sie so gut sind, daß sie selber eine Streife führen können. All das ist erfreulich, das kann ich euch versichern. Große Streifengänge erziehen jeden zum geschickten Fährtenleser, schnellen Renner und mutigen Kämpfer. Das weißt du, Groundsel. Du bist selber Offizier in Efrafra gewesen und hast so manche Streifengänge mitgemacht.«
    Er machte eine Pause und schaute seine Befrager der Reihe nach an. Hazel fragte: »Kamen denn auf diesen Streifen nicht auch Kaninchen zu Tode?«
    »Nicht mehr, als wir uns zu verlieren leisten konnten«, antwortete Campion. »Nachdem ich letzten Herbst zu einem einigermaßen normalen Leben zurückgekehrt war, versuchte ich, die Tradition der Großen Streifen weiterzuführen, aber niemand wollte mitkommen. Die Kaninchen sagten, sie hätten genug von ›Woundworts Spinnereien‹, und da mußte ich es aufgeben. Sie unter Druck zu setzen, hätte sicher mein Todesurteil besiegelt.
    Aber es drängte mich, wieder eine Große Streife anzuführen, einfach zu meiner eigenen Freude. Aber allein kann man nicht auf Große Streife gehen. Ihr wüßtet das, wenn ihr's je probiert hättet. Das gegenseitige Vertrauen und die Kameradschaft fehlen.
    Deshalb kam ich her. Ich wollte sehen, ob die Lage hier in Vleflain vielleicht anders wäre. Und sie war anders. Ich brauchte niemanden zu beschwatzen. Von Anfang an hatte ich Anwärter für drei, vier Streifen und sogar noch mehr. Und das meine ich, wenn ich sage, ich mache es zu meiner Freude und zu ihrem Besten. Die Kaninchen, die ich hinausgeführt habe, haben sehr viel zugelernt.«
    »Aber es stimmt doch«, beharrte Hazel, »daß eine beachtliche Anzahl Kaninchen auf deinen Streifengängen getötet worden ist oder als vermißt gilt?«
    »Beachtliche Anzahl würde ich nicht sagen«, entgegnete Campion. »Einige wenige ist angemessener. Und das ist der Preis, der bezahlt werden muß für das, was man gewinnt.«
    »Warum hast du das nicht vorher mit mir besprochen?« fragte Groundsel. »Ich bin hier das Leitkaninchen, falls das deiner Aufmerksamkeit entgangen sein sollte.«
    »Sprich nicht so mit mir«, sagte Campion aufbrausend. »Ich weiß noch, wie du ein Niemand warst. Und wenn du die Wahrheit hören willst, dann sag ich dir, ich hatte keine Lust, einen untergebenen Efrafra-Offizier um eine Gefälligkeit zu bitten.«
    »Wir sind aber jetzt nicht in Efrafra«, belehrte ihn Groundsel. »Wir sind in Vleflain, und ich bin das Leitkaninchen.«
    Bevor der aufgebrachte Campion antworten konnte, meldete sich Fiver zu Wort.
    »Ich glaube, wir sollten eine kleine Pause machen. Würde mich gern mal mit deinem Löwenzahn beschäftigen, Groundsel. Der riecht erstklassig, besser als alles, was wir sonst auf dem Down haben. Offenbar gedeiht Löwenzahn nicht so gut auf den Downs.«
    In Begleitung von Hazel ging er ein kleines Stück am Hang entlang, wo die beiden eine ganze Weile in ein ernsthaftes Gespräch vertieft waren. Als sie zu den anderen zurückkehrten, sagte Hazel sofort: »Campion-rah, willst du nicht ein Weilchen in unserem Gehege bleiben? Was hältst du davon? Du kannst sooft auf Streife gehen, wie du willst, und wir haben genug junge Kaninchen, die sich darum reißen werden, dich begleiten zu dürfen. Ich bin überzeugt, sie würden davon nur profitieren, wenn du erst einmal eingezogen bist und damit anfängst.«
    Groundsel und Campion waren beide gleichermaßen verblüfft. Keiner von ihnen gab eine Antwort, und Hazel fuhr fort: »Ich kenne ein Kaninchen, das hocherfreut wäre, dich zu sehen, nämlich Bigwig. Er hat oft in den höchsten Tönen von dir gesprochen und sich immer gewünscht, dich besser kennenzulernen.«
    Es war offenkundig, daß Campion der Idee nicht ablehnend gegenüberstand. Während er noch schwieg, meldete sich Fiver: »Ich bin sicher, es findet sich jemand, der sich eine Weile um Efrafra kümmert. Natürlich nicht so einer wie du, das ist klar, aber wenn es da wirklich Schwierigkeiten geben sollte, dann kannst du doch leicht in
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