Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Neues Vom Watership Down

Titel: Neues Vom Watership Down
Autoren: Richard Adams
Vom Netzwerk:
nicht. Ich gehe auf Große Streife und nehme einfach alle Kaninchen mit, die mitkommen wollen.«
    »Das ist alles? Du erzählst ihnen nichts von Woundwort und seinen Taten?«
    »Ich spreche nie von ihm.«
    »Und du hast nicht vor, Einfluß auf meine Kaninchen zu gewinnen, so daß sie für dich kämpfen? So daß du dieses Gehege übernehmen kannst?«
    »Ganz sicher nicht.«
    »Da bin ich anderer Meinung.«
    »So etwas kann dir kein Kaninchen, das ich mitgenommen habe, jemals erzählt haben.«
    »Und warum nicht?«
    »Weil ich ihnen immer wieder versichere, daß ich keine Pläne in dieser Hinsicht habe. Ich habe nicht den mindesten Ehrgeiz, Vleflain zu übernehmen.«
    »Und warum kommst du dann her und überredest meine Kaninchen, mit dir auf die Große Streife zu gehen?«
    »Ich überrede sie nicht. Sie sind ganz wild darauf mitzukommen.«
    »Wegen deiner Ausstrahlungskraft. Sie möchten dich zum Freund haben.«
    Campion antwortete nicht darauf.
    »Ist es nicht so?«
    »Möglicherweise.«
    »Du bist ein berühmtes Kaninchen. Du warst Woundworts bester Offizier. Du hast den Angriff auf Nutley Copse geführt. Du hast seinetwegen alles Kaninchenmögliche getan, um mit den Efrafraniern Hazels Gehege zu vernichten, und du hast die Überlebenden nach Efrafra zurückgeführt, was kein anderer fertiggebracht hätte. Glaubst du wirklich, daß meine Kaninchen dich bewundern und so werden wollen wie du?«
    »Das kann sein. Aber wie gesagt, ich nehme lediglich alle Kaninchen mit auf Große Streife, die mitkommen wollen.«
    »Zu welchem Zweck?«
    »Zu meiner Freude und zu ihrem Besten.«
    »Das ist alles?«
    »Ja.«
    Eine Pause entstand. Ein junges Kaninchen kam, um mit Groundsel zu sprechen, der es kurz angebunden wegschickte. »Nicht jetzt, nicht jetzt!«
    Fiver ergriff das Wort. »Du hast gesagt ›zu meiner Freude und zu ihrem Besten‹. Könntest du uns das etwas erläutern? Was macht dir dabei Freude, und warum glaubst du, ist es zu ihrem Besten?«
    Campion schwieg eine Weile, als überlegte er seine Antwort. Als er dann wieder sprach, geschah es in einem gelösten, sanftem Ton, ganz anders als vorher in seinen scharfen, kurzen Antworten.
    »Ich bin in Efrafra aufgewachsen; ich habe Woundwort schon früh bewundert, obwohl er damals keinen Blick für mich hatte; und nach einer Weile stellte ich fest, daß ich einer der wenigen war, die er respektierte und denen er zutraute, das zu tun, was er wollte, auch wenn er nicht selber da war – all das sind Erfahrungen, die mich zu dem gemacht haben, der ich bin – sei es gut oder schlecht. Sie haben mir Selbstvertrauen gegeben, mich befähigt, selber zu denken, in Woundworts Sinn zu denken und zu handeln, wenn er mir nicht sagen konnte, was ich tun sollte. Das war mein ganzes Leben. Und nun, da er von uns gegangen ist, kann doch niemand erwarten, daß ich seine Lehren binnen Monaten für nichtig erkläre. Natürlich weiß ich jetzt, daß alles, was er getan und gedacht hat, falsch war. Das brauche ich euch wohl nicht zu sagen.«
    Er machte eine Pause, aber niemand sprach, und so fuhr er bald darauf fort:
    »Die Überlebenden letzten Sommer allein zurückzubringen, vom Watership Down bis nach Efrafra – das war das Schwerste, das ich je zu tun hatte, und zwar ohne den General. Da war das letzte bißchen Kraft und alles Selbstvertrauen, das ich in mir aufbringen konnte, gefordert. Es hat mich fast umgebracht, aber als wir endlich heimgekehrt waren und ich mich erholt hatte – warum sollte ich da nicht stolz auf das sein, was ich fertiggebracht hatte? Da wußte ich endlich, wozu ich fähig war.
    Aber ich zeigte es nicht. Ich dachte eigentlich, sie würden mich wohl töten, die Kaninchen, die Woundwort gehaßt hatten und die nur Vervain und Woundworts eigene Autorität bis jetzt zurückgehalten hatten. Aber sie töteten mich nicht. Sie machten mich zum Leitkaninchen. Sie brauchten mich, um für sie zu denken und zu handeln, um Woundwort Stück für Stück abzubauen und nur das von ihm zu bewahren, was nützlich war.
    Und am nützlichsten erschien mir immer die Große Streife – nützlicher als alles andere zusammengenommen. Woundwort predigte immer wieder, daß Kaninchen nicht wegzulaufen brauchten; sie müßten sich auch nicht in Löchern verstecken, sie könnten die elil schlagen, wenn sie nur entschlossen und mit Selbstvertrauen kämpften. Und deswegen müßten sie lernen, wachsam, selbstbewußt, zäh und tapfer zu sein – und das lernten sie durch die Großen Streifen.
    Eine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher