Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Neu-Erscheinung

Neu-Erscheinung

Titel: Neu-Erscheinung
Autoren: Michael Gantenberg
Vom Netzwerk:
werden Eltern!«
    »Immer noch kein Problem.«
    »Sicher?«
    »Ganz sicher. Du und ich und das Kleine, das reicht doch!«
    Die Einfachheit ihrer Worte haute mich um. Aber wo sie recht hatte, hatte sie recht.
    »Stimmt, wir haben uns. Aber ... willst du denn gar nicht wissen, warum ich gefeuert wurde?«
    »Wenn du’s mir sagen willst.«
    Ich wollte nicht. Nicht jetzt.

Ich und ein Fernsehabend ohne Langeweile
    Einen Moment lang schaute ich völlig konsterniert den Hörer unseres Telefons an, dann legte ich ihn neben das Sofa.
    »Du glaubst es nicht!«, rief ich fassungslos in Richtung Küche.
    »Hast du was gesagt?«, erwiderte die Mutter unseres zukünftigen Kindes.
    »Ich sagte ... –«, rief ich etwas lauter, um dann ganz entspannt festzustellen, dass Bettina mit den frischen Ofenbaguettes bereits ins Wohnzimmer gekommen war. Ich nahm ihr die Baguettes ab. »Du sollst doch nicht tragen.«
    »Paul, ich bin schwanger, nicht krank, ich kann Baguettes tragen. Was war denn?«
    »Hatte gerade Siggi dran.«
    »Seit wann ruft der denn privat bei dir an?«
    »Wollte mir was sagen. Und du glaubst es nicht.«
    »Was?«, fragte Bettina.
    »Siggi ist schwul.«
    »Was?«
    »Siggi ist schwul.«
    »Na und?«
    »Er hat sich in Kevin Lehmschulte verliebt. Wollte er mir sagen.«
    »Schön.«
    Bettina stellte ein paar Weingläser auf den Tisch und reichte mir eine Flasche Bordeaux.
    »Machste mal auf?«
    »Willst du etwa Wein trinken?«
    »Ich nicht, aber du.«
    Während ich die Flasche öffnete, fragte ich mich, warum Bettina das Outing meines Mitarbeiters so unglaublich gelassen hinnahm. Es war wirklich nicht der Rede wert, wenn jemand seine Liebe auf diese Art und Weise ausleben will, aber beim Obermacho vom
Heimatboten
war es schon eine Überraschung. Fand ich jedenfalls. Aber Bettina blieb extrem unaufgeregt. Irgendwelche Hormone hatten vermutlich schon ihre Arbeit aufgenommen, mir war das mehr als recht. Einem gemütlichen und spannenden Fernsehabend ›zu dritt‹ stand nichts im Wege.
    Die sattsam bekannte Eröffnungsmusik bei Barbara Freitag ging nahtlos in ein Till-Brönner-Trompetenthema über, das als Klangteppich zur Vorstellung jedes Talkgastes diente, der mehr oder minder aufgeregt in die Kamera grinste und nickte, sobald die Freitag seinen Namen und eine launige Bemerkung zum Grund seines Auftrittes fallenließ.
    Ein Schauspieler buhlte um Quoten für einen Film, der sein Leben verändert hatte, eine alte Chansonsängerin krächzte ein »Ich gehe jetzt mit meinem Zarah-Leander-Programm auf Tour«, einer der tausend Promiköche versprach ein Fünf-Gänge-Menü mit höchstens 800 Kalorien.
    Und dann schwenkte die Kamera auf Dana Bischoff, die als Bella Gabor vorgestellt wurde und die launige Anmoderation lediglich mit einem eiskalten Blick erwiderte.
    »Das ist die Gabor?«, fragte Bettina.
    »Ich denke schon.«
    »Die trägt doch ’ne Perücke.«
    »Findest du?«
    »Sieht man doch. Und diese alberne Sonnenbrille ... find ich aber ’n bisschen daneben. Macht die auf wichtig, oder was?«
    »Vielleicht will sie einfach nur nicht erkannt werden?«
    »Das ist ihr schon mal gelungen.«
    In diesem Moment klingelte das Telefon. Bettina beugte sich über mich, um zum Hörer zu gelangen. Ich war vollkommen fixiert auf die Mattscheibe.
    »Litten? ... Moment ...« Bettina hielt den Hörer zu. »Für dich, Frau Löffler.«
    Musste das sein, ausgerechnet jetzt?
    »Ja.«
    Noch abweisender hätte ein JA nicht klingen können.
    »Das ist doch diese Bischoff, unsere Praktikantin«, verkündete Frau Löffler aus dem Krankenhaus, erschöpft, aber voller Mitteilungsdrang.
    »Ach, tatsächlich? Das freut mich aber, Frau Löffler. Dann noch eine gute Besserung, ich schaue die Tage mal wieder vorbei. Gute Nacht!«
    Ich legte das Telefon weg und hoffte, dass die Rekonvaleszentin nicht nochmal anrief.
    »Was wollte sie?«
    »Nur sagen, dass sie von der Intensiv runter ist.«
    Um sicherzugehen, dass es keine weiteren Nachfragen gab, machte ich den Ton am Fernseher lauter.
    Barbara Freitag schaute auf ihre unzähligen Moderationskarten und wechselte den Blick: Aus der unverbindlichen Charmeoffensive wurde mit einem Mal die investigative Journalistin.
    »Frau Gabor, Ihre
Messias
hat ja für einigen Wirbel gesorgt.«
    »Mhm, wenn Sie das sagen.«
    Der war nicht schlecht. Dana legte ihre Rolle sehr kühl und sachlich an.
    »Vorsichtig ausgedrückt, polarisieren Sie mit Ihrer Geschichte.«
    »Finden Sie?«
    »Ich denke schon, für die einen ist
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher