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Nestor Burma in der Klemme

Nestor Burma in der Klemme

Titel: Nestor Burma in der Klemme
Autoren: Léo Malet
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Woche hab ich darum
gekämpft. Und jetzt…“
    „Jetzt hat Faroux die Tatwaffe, und Kommissar
Martinot gibt Interviews, in denen er über alles spricht, nur nicht über die
heiße Spur! Das heißt, das die Flics ganz nah dran sind, den Täter zu fassen.
Genauer gesagt, die Täterin. Faroux hatte überhaupt keinen Grund, mich in der
Agentur zu besuchen. Um mir guten Tag zu sagen? Warum sollte er dann meine
Schubladen durchwühlen? Sicher, er hat nicht erwartet, die Waffe bei mir zu
finden. Wenigstens hoffe ich das. Aber sein Verhalten spricht Bände. Der Kreis
wird enger, und wir sitzen wie Ratten in der Falle. Verdammt!“ Ich schlug mit
der rechten Faust in die offene Handfläche der linken. „Auf so was Ähnliches
war ich gefaßt. Aber ich dachte, die Flics würden mir noch ‘ne Verschnaufpause
gönnen. Die ganze Geschichte ist gründlich in die Hose gegangen. Bis hin zu
diesem Gaillard, dem ich den Mord an Barton anhängen wollte und der mir
blöderweise entwischt ist. Na ja, das hätte sowieso nicht hingehauen. Zu dem
Zeitpunkt hatte Faroux schon die Tatwaffe gefunden.“
    Lydia sah mich vertrauensvoll und gleichzeitig
ungläubig an. „Du wolltest mich...“ flüsterte sie und schluchzte los.
    „...dich retten, ja!“ vollendete ich ihren Satz.
„Und ich will’s immer noch. Hab dir eben nur Angst eingejagt. Schließlich mußte
ich mich dafür rächen, daß ich so oft von dir reingelegt worden bin.“ Ich legte
einen Arm um ihre Schultern. „Lydia, ich weiß nicht, ob du mich wirklich
liebst. Egal. Ich jedenfalls liebe dich, und nur das bestimmt mein Handeln...
Faroux ist ein Freund von mir. Er hat das wichtige Beweisstück an sich
genommen, ohne daß ein Zeuge anwesend war. Das ist gegen die Bestimmungen.
Vielleicht hat er ja gar nicht die Absicht, den Trumpf sofort an seinen
Vorgesetzten weiterzugeben. Ich glaube vielmehr, er will mich vorher zur Rede
stellen. Deswegen versucht er, mich zu erreichen. Ist ‘n prima Kerl, der
Florimond. Aber er ist ‘n Flic und kann das Beweisstück nicht einfach
verschwinden lassen. Wir haben nicht mehr viel Zeit, chérie. Die
Uniformierten können jeden Augenblick aufkreuzen... oder in einer Woche. Hier,
das ist für dich...“
    Ich gab ihr eine Fahrkarte. Dann kritzelte ich
ein paar Worte auf einen Briefumschlag und reicht ihn ihr ebenfalls.
    „Du nimmst diesen Zug“, erklärte ich. „In
Bordeaux gehst du zu dieser Adresse. Da wohnt noch ‘n Freund von mir. Er wird
dich über die Grenze bringen. Du wartest in San Sebastián auf mich. Wir sehen
uns dann ein wenig Spanien an... Na, hättest du gedacht, daß wir so ‘ne tolle
Hochzeitsreise machen würden?“ Lydia zog ein so komisches Gesicht, daß ich
trotz der ernsten Situation lachen mußte.
    „Du willst sicher wissen, von welchem Geld wir
leben werden, oder?“ fragte ich. „Tja, ich bin pleite, das ist wahr. Aber wenn
ich nach Spanien komme, werd ich ein kleines Vermögen bei mir haben. Erinnerst
du dich noch an die beiden Männer, die dich in Bois-le-Roi überfallen haben?“
    „Die hatte ich schon fast vergessen“, sagte
Lydia. „Aber was...“
    „Die zwei gehörten zu einer Bande, die von
Erpressungen und anderen Betrügereien lebte. Sie wußten, daß Barton wieder in
Paris war, und glaubten, er wollte sich Thévenons Goldbarren holen. Aber bevor
sie mit deinem Ex-Mann sprechen konnten, war er schon tot. Wahrscheinlich
wußten sie auch, daß du mal mit ihm verheiratet gewesen warst. Jedenfalls
hatten sie deine Adresse. Und als Barton tot war, haben sie sich an dich
gehalten. Vielleicht, so dachten sie, kanntest du das Versteck der Goldbarren.
Irrtümer, nichts als Irrtümer! Schon erstaunlich, was bei diesem Fall alles angenommen
und vermutet wurde... Mein zufälliges Auftauchen in deiner Wohnung hat sie in
ihrer Meinung, daß du über die Barren Bescheid wissen mußtest, noch bestärkt.“
Wieder mußte ich lachen. „Wenn ich mir überlege, daß der Fliehende und der
Boxer in deinem Häuschen Inquisition spielten...“
    Ich lachte, bis mir die Tränen kamen. Als ich
mich endlich wieder beruhigt hatte, erzählte ich Lydia, daß Thévenon vor ihr in
dem Häuschen gewohnt hatte und daß die Goldbarren jetzt als Gitterstäbe vor dem
Kellerloch in der Rue Lecourbe dienten. Der Überraschungsschrei, den das
Mädchen ausstieß, war das Schönste, was ich je in meiner Laufbahn gehört hatte.
    „Diese vier Zauberstäbe“, schloß ich, „werden
einen schlechtbezahlten Privatflic und eine kleine
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