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Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Titel: Nesbø, Jo - Harry Hole - 02
Autoren: Kakerlaken
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Sie nicht davon.«
    »Das Spiel ist au s? Sagt man das wirklich so ?« Jens seuf zte und schüttelte den Kopf. »Sie haben zu viele schlechte Krim is gesehen, Harry.«
    Der Finger krümmte sich um den Abzug.
    »Aber o. k., Sie haben recht – es ist aus. Sie haben es gerade hingekriegt, dass die Sache für m ich jetzt noch besser aussieht, als ich geplant hatte. Was glauben Sie, wer bekommt die Schuld, wenn man einen Handlanger der Mafia und zwei Polizisten findet, die sich gegenseitig erschossen haben?«
    Jens kniff e in Auge zu, was bei den knapp drei Metern Abstand kaum nötig war. Kein Spieler, dachte H arry, schloss die Augen und holte unbewusst tief Luft, um die Kugel in Empfang zu nehmen.
    Seine Trommelfelle wurden zerfetzt. Drei Mal. Kein Spieler.
    Harry spürte seinen Rücken an die Wand schlagen, oder auf den Boden, er hatte keine Ahnung, und der Korditgestank brannte in der Nase. Kordit? Er kapierte gar nichts m ehr. Jens hatte doch 424

    drei Mal geschossen, da sollte er doch längst nicht m ehr in der Lage sein, etwas zu riechen.
    »Verfluchte Scheiße!« Es klang, als brüllte jemand durch eine Decke.
    Der Rauch trieb zur Seite und er sah Liz an die Wand gelehnt, in der einen Hand die rauchende Waffe, die andere auf ihren Bauch gepresst.
    »Verdammt, der hat mich getroffen! Bist du da, Harry?«
    Bin ich da?, fragte sich Harry. Er erinnerte sich dunkel an den Schlag in der Hüfte, der ihn herumgewirbelt hatte.
    »Was ist passiert?«, rief Harry, noch immer halb taub.
    »Ich habe zuerst geschossen. Ich habe getroffen. Ich weiß, dass ich getroffen habe, Harry. Verdamm t, wie hat der es noch nach draußen geschafft?«
    Harry richtete sich auf, riss die Tassen vom Tisch und brachte schließlich die Beine unter sich. Sein linker Fuß war eingeschlafen. Eingeschlafen? Er legte die Hand auf s eine Hüfte und spürte, dass die Hose ganz nass war. Er wollte sich das gar nicht erst ansehen. Stattdessen streckte er die Hand aus.
    »Gib mir die Pistole, Liz.«
    Sein Blick war auf die Tür geri chtet. Blut. Es war Blut auf dem Linoleum. Diese Richtung. Di ese Richtung nach draußen, Hole. Du musst nur den Spuren folgen. Er sah zu Liz. Auf ihrem blauen Hemd quoll eine rote R
    ose zwischen ihren Fingern
    hervor. Scheiße, verfluchte Scheiße!
    Sie stöhnte und reichte ihm ihre Smith & Wesson 650.
    »Apport, Harry.«
    Er zögerte.
    »Verdammt noch mal, das ist ein Befehl!«

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    KAPITEL 52
    Er warf bei jedem Schritt das Bein nach vorn und hoffte, dass es nicht unter ihm wegknicken würd e. Es flimmerte vor seinen Augen und er wusste, dass sein Ge hirn gerade versuchte, vor den Schmerzen zu fliehen. Er hinkte an dem Mädchen an der Rezeption vorbei, die erstarrt für Edvard Munchs »Schrei«
    Modell zu stehen schien, doch es kam kein Laut über ihre Lippen.
    »Rufen Sie einen Krankenwag en!«, brüllte Harry und sie wachte auf. »Doktor!«
    Dann war er draußen. Der W ind hatte sich gelegt und es war warm, drückend warm. Ein Auto stand m it offener Tür quer auf der Straße und der Fahrer war au sgestiegen, fuchtelte wild mit den Armen in der Luft herum und zeigte imm er wieder nach oben. Hinter dem Wagen war eine Bremsspur. Harry riss die Arme hoch und lief auf die Straße. Er achtete nicht auf di e
    Autos, denn er wusste, dass sie vielleicht anhalten würden, wenn sie sahen, dass er einfach loslief. Gummi kreischte. Er starrte dorthin, wohin der Fahrer zeigte. Eine Karawane grauer Elefanten passierte über ihm den Sternenhimmel. Sein Gehirn schaltete sich wie ein billiges Autora dio immer wied er aus und ein einsames Trompeten erfüllte die Nacht. Bis zum Rand. Harry spürte den Sog des hupenden La stwagens, der ihm fast die Kleider vom Leib riss, als er an seinen Hacken vorbeidonnerte.
    Er war wieder zurück, seine Augen suchten die Betonpfeile r ab. Yellow brick road. BERTS. Ja, warum nicht? Irgend wie wirkte es logisch.
    Eine Stahlleiter führte zu einem Loch im Beton, fünfzehn, zwanzig Meter über ihm. Durch das Loch konnte er einen Zipfel des Monds sehen. Er nahm den Gr iff der Pistole zwischen die Zähne, registrierte, dass der Gürtel lose herabhing, und versuch-426

    te, gar nicht erst daran zu denke n, was eine K ugel, die in der Lage war, eine Gürtelschnalle zu durchschlagen, mit seiner Hüfte angestellt haben könnte. Mit den Armen zog er sich an der Leiter hoch. Der Stahl presste sich in die W unde, die das Kabel an seinem Hals hinterlassen hatte.
    Nichts spüren, dachte Harry und fluchte, als er den
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