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Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Titel: Nesbø, Jo - Harry Hole - 02
Autoren: Kakerlaken
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auf die kleinen, schwarzen Härchen unter ihrem Haaransatz im Nacken.
    Sie drehte sich um , lächelte rasch und streckte ihm die Hand entgegen. Er nickte und nahm den Hörer.
    »Ja?«
    »Harry? Ich bin’s.«

    416

    Harry glaubte zu spüren, wie seine Adern anschwollen, als das Herz das Blut schneller durch se inen Körper pumpte. Er atm ete ein paar Mal tief durch, ehe er ruhig und deutlich zu reden begann: »Wo ist Løken, Jens?«
    »Ivar? Ach, wissen Sie, der ha t alle Hände voll zu tun und konnte nicht kommen.«
    Harry konnte an seiner Stimm e erkennen, dass die Maskerade vorüber war, jetzt sprach wirklich Jens Brekke, die Person, m it der er beim ersten Mal im Büro gesprochen hatte. Der neckisch herausfordernde Ton eines Mannes, der sich seines Sieges schon sicher ist, d ie Zeit bis zum Gnadenstoß aber noch auskosten will. Harry versuchte, s chnell etwas zu f inden, damit sich das Blatt wieder zu seinen Gunsten wendete.
    »Ich habe auf Ihren Anruf gewartet, Harry.« Es war wirklich nicht die Stimme eines verzweif elten Menschen, sondern eines Mannes, der nonchalant mit einer Hand am Steuer saß.
    »Tja, Sie sind mir zuvorgekommen, Jens.«
    Jens lachte heiser. »Ich komme Ihnen wohl immer zuvor, oder, Harry? Wie fühlt sich das an?«
    »Anstrengend. Wo ist Løken?«
    »Wollen Sie wissen, was Runa vor ihrem Tod gesagt hat?«
    Harry spürte ein Kribbeln unter der Haut auf seiner Stirn.
    »Nein«, hörte er sich s elbst sagen. »Ich will nur wissen, wo Løken ist, was Sie m it ihm gemacht haben und wo wir Sie finden können.«
    »Ja, aber das sind ja drei Wünsche auf einmal!«
    Die Membran des Te lefonmikrofons zitterte bei seinem Lachen. Aber da war noch etwas anderes, das seine Aufm erksamkeit erregte, etwas, das er noch nicht identifizieren konnte. Das Lachen stoppte abrupt.
    »Wissen Sie, wie viel Einsatz ein Arrangem ent wie d ieses erfordert, Harry? Sich doppelt und dreifach abzusichern und alle 417

    nur möglichen Umwege zu gehen, um die Sache wasserdicht zu machen? Ganz zu schw eigen von dem physischen Unbehagen.
    Töten ist eine Sache, aber glauben Sie etwa, die Tage im Gefängnis haben m ir gefallen? Sie mögen m ir vielleicht nicht glauben, aber was ich Ihnen übe r das Eingesperrtsein gesagt habe, stimmt wirklich.«
    »Und warum haben Sie dann all diese Umwege gemacht?«
    »Ich habe Ihnen schon gesagt, dass es nich t billig is t, das Risiko zu eliminieren, aber es lohnt sich, das ist imm er so. Wie all die Arbeit, die es mich gekostet hat, es so aussehen zu lassen, als wäre Klipra der Täter.«
    »Warum konnten Sie die Sache ni cht einfacher gestalten? Sie alle niederschießen und die Sache dann der Mafia in die Schuhe schieben?«
    »Sie denken wohl an einen dies er Loser, mit denen Sie sonst zu tun haben, Harry. Wie die Spieler, die die H älfte übersehen, den Haken an der Sache. Natürlich hätte ich Molnes, Runa und Klipra auch einfacher töte n und darauf achten können, keine Spuren zu hinterlas sen. Aber das hätte nicht gereicht. D enn spätestens, wenn ich das Molnes-Verm
    ögen und Phuridell
    übernommen hätte, wäre es m ehr als deutlich geworden, dass ich ein Motiv hatte, alle drei zu töten, nicht wahr? Drei Morde und eine Person, die in allen drei Fällen ein Motiv hat, sogar die Polizei könnte so eine Rechenau fgabe lösen, glauben Sie nicht auch? Auch ohne schlüssige Beweise hätten Sie m ir das Leben zur Hölle machen können. Also musste ich Ihnen ein Alternativ-szenario geben, bei dem einer de r Toten selbst der Schuldige war. Eine Lösung, die nicht zu kompliziert war, dam it Sie sie finden konnten, aber auch nicht zu simpel, so dass Sie sich damit zufriedengaben. S ie sollten mir eigentlich dankbar sein, Harry, ich habe Sie doch wirklic h gut aussehen lassen, als Sie auf die Spur von Klipra kamen, oder?«

    418

    Harry hörte nur halb hin, er wa r in Gedanken ein Jahr zurück.
    Da hatte er auch die Stimm e eines Mörders im Ohr gehabt.
    Damals waren es die Hintergr undgeräusche gewesen, die ihn verraten hatten, doch jetzt hörte Harry nur ein leises Summen von Musik, die von überall her kommen konnte.
    »Was wollen Sie, Jens?«
    »Was ich will? Tja, was will ic h? Wahrscheinlich nur ein bisschen reden.«
    Mich aufhalten, dachte Harry. Er will mich aufhalten. Warum?
    Synthetische Trommeln schlugen leise und eine Klarinette hüpfte davon.
    »Aber wenn Sie es wirklich konkr et wissen wollen, ich habe nur angerufen, um Ihnen zu sagen …«
    I Just Called To Say I Love
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